Anmerkung

Diese Element „Vorbereitung auf den Gottesdienst“ gehört nicht zu den liturgischen Elementen, die in der Gottesdienstordnung vorgesehen sind. Ich möchte hier auch auf verschiedene Aspekte eingehen.

Vorbereitungen als Küster:in

Damit wir überhaupt Gottesdienst feiern können sind einige praktische Vorbereitungen nötig. Diese werden meist von Küster oder Küsterin, manchmal auch von ehrenamtlich tätigen Gemeindegliedern, durchgeführt. Dazu gehören ganz schlichte äußerliche Dinge wie das Aufschließen der Kirchentür (falls die Kirche nicht dauerhaft geöffnet ist), das Einstellen der Heizung und die Sorge für Sauberkeit und Ordnung im Kirchenraum.

Zur praktischen Vorbereitung auf den Gottesdienst gehören aber auch Dinge, die wir häufig als äußerlich auffassen, die aber schon sehr wichtig für den geistlichen, spirituellen Gehalt des Gottesdienstes sind. Denke nur an das Herrichten des Altars. Wenn Blumen auf den Altar gestellt werden, sieht das nicht nur schön aus, es ist auch verbunden mit einem Lob des Schöpfers. Wenn die Altarkerzen und die Osterkerze entzündet werden, dann stehen sie für das Licht der Welt, das mit Jeus Christus aufscheint.

Mit dem Läuten der Glocken ruft der Küster, die Küsterin die Gläubigen in den Gottesdienst und markiert für alle im Ort hörbar den Anfang des Gottesdienstes. Wird auch beim Vaterunser geläutet, können auch die Gemeindeglieder, die nicht am Gottesdienst teilnehmen können und zum Beispiel krank zuhause liegen, mitbeten.

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Serie

Dieser Beitrag gehört zur Serie "Wie geht evangelischer Gottesdienst".

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Lebendiges Kirchenjahr

Dieser Beitrag steht im Themenbereich Lebendiges Kirchenjahr.

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Kirchenjahr
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Spiritualität

Kirchenjahr gehört mit Kirche und Bibel zum Bereich Spiritualität.

Das Anschlagen der Liednummern an der Liedertafel hilft der Gemeinde rechtzeitig die richtige Stelle aufzuschlagen und sorgt damit für einen schönen Ablauf des Gottesdienstes ohne zu viele „Regieanweisungen“.

Die passenden Antependien am Altar und der Kanzel werden aufgehängt und zeigen damit den Lauf des Kirchenjahres an. Wird die Altarbibel auf der richtigen Seite aufgeschlagen, liegt der Wochenpsalm oder das Evangelium des Sonntags offen.

Küster:innen bereiten auch alles vor, das für das Abendmahl gebraucht wird – Kelch mit Wein oder Traubensaft, Brotdose oder Oblaten, Abdecktücher. Alles ist bereit für den Gebrauch im Gottesdienst. Auch ein angemessener Umgang mit diesen Elementen des Abendmahls dient der Ehre Gottes. Es ist einfach würdevoller die Reste des Weins, der im Abendmahl das Blut Christi repräsentiert hat, nicht in den Ausguss zu schütten, sondern draußen auf die Erde und somit der Schöpfung zurückzugeben.

Dies sind nur ein paar Hinweise, aus denen Du aber siehst, dass auch viele Äußerlichkeiten sehr wohl etwas mit dem Glauben und unserer inneren Einstellung zu tun haben.

Persönliche Vorbereitung auf den Gottesdienst als Teilnehmer:in

Das gilt auch für die persönliche Vorbereitung der Gemeindeglieder auf die Teilnahme am Gottesdienst. Es beginnt für viele auch heute noch mit einer ganz äußerlichen Vorbereitung auf den Gottesdienst, nämlich mit der Wahl der angemessenen Kleidung.

Natürlich hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert, was wir unter „für den Gottesdienst angemessener Kleidung“ verstehen. Es kommt sicher nicht darauf an, dass wir unsere teuersten und exklusivsten Stücke aus dem Kleiderschrank vorführen. Ganz im Gegenteil wäre das eher etwas, das der inneren Vorbereitung auf den Gottesdienst widersprechen würde. Wenn die Kleidung heute überhaupt noch eine Rolle spielt, dann geht es eher darum, dass ich mit Gedanken darüber mache, wie ich auch äußerlich Gott begegnen möchte.

Das kann für jeden und jede ganz unterschiedlich sein und vor allem kommt es darauf an, sich innerlich auf den Gottesdienst einzustellen (siehe Beitrag auf meinem Blog Wochenspruch Trinitatis).

Viele Menschen, die regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen, haben ein eigenes Gesangbuch, das sie zum Gottesdienst mitbringen. Wie ich im Abschnitt Die Kirchenmusik beschrieben habe, ist das Gesangbuch nicht nur ein Liederbuch. Wer sein Gesangbuch auch im Alltag als Begleiter der persönlichen Spiritualität benutzt, der möchte es auch im Gottesdienst dabei haben.

Empfehlenswert, wenn auch nicht verpflichtend, ist es auch, sich im persönlichen Gebet auf den Gottesdienst vorzubereiten. Das hilft, sich in Gedanken darauf einzustellen, Gott zu begegnen, sein Wort offen zu hören und sich unter seinen Schutz und Segen zu stellen. Dabei kommt es nicht auf ausgefeilte und wortreiche Gebete an. Ein schlichtes „Herr, segne diesen Gottesdienst für mich und alle, die hier sind.“, ist völlig in Ordnung.

Die meisten Teilnehmer:innen kommen schon einige Minuten vor dem Beginn des Gottesdienstes in die Kirche. Wenn man sich kennt, dann wird noch geredet, die neuesten Nachrichten aus dem Ort geteilt und manchmal auch gescherzt und gelacht. Ich habe es schon erlebt, dass dieses Verhalten von anderen heftig kritisiert wurde. Man solle sich gefälligst schweigend und in Andacht auf den Gottesdienst einstellen.

Ich habe Verständnis dafür, dass es Menschen gibt, die die Stille für das Gebet und die Andacht brauchen. Andererseits feiern wir im Gottesdienst auch die Gemeinschaft untereinander, die von Gott gestiftet wird. Es ist also gar nichts dagegen einzuwenden, wenn dies auch in den Begegnungen in der Kirche zum Ausdruck kommt. Vielleicht wäre es ein Kompromiss, wenn beim Einsetzen des Orgelvorspiels alle Gespräche verstummen und so die innere Sammlung zum Gottesdienst geschehen kann.

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Persönliche Vorbereitung der am Gottesdienst Beteiligten

Hier kommen wir zum dem Teil, der in der Tat einen liturgischen Zusammenhang hat. Natürlich gilt alles, was ich eben zur Vorbereitung der am Gottesdienst Teilnehmenden gesagt habe, auch für die Aktiven, also Pfarrer:in, Lesende, Organist:in, Chorsänger und so weiter.

Nur was die Kleidung angeht, gibt es eine Ausnahme. Auch heute noch gibt es für Pfarrer und Pfarrerinnen eine Kleidungsordnung. Dazu gehört natürlich der Talar. Doch auch das, was unter dem Talar getragen wird, unterliegt Regeln. Im Grunde lässt sich das so zusammenfassen: alles in schwarz. Es ist tatsächlich auch heute noch so, dass es bei den meisten Menschen ein Kopfschütteln auslöst, wenn der Pfarrer in weißen Turnschuhen unter dem Talar zur Beerdigung kommt. – Das muss ich hier wohl nicht weiter vertiefen.

Früher gehörte es zur Ordnung des Gottesdienstes im weiteren Sinn, dass Pfarrer:in und weiter Beteiligte sich vor dem Beginn des Gottesdienstes mit einem Rüstgebet und einem Sündenbekenntnis (Confiteor) in der Sakristei gemeinsam vorbereiteten. Außerdem gab es das Stufengebet, das beim Einzug der Liturgen in den Gottesdienst während des Eingangsliedes gesprochen wurde. Eine solche Vorschrift gibt es heute nicht mehr.

Es gibt aber einen Zusammenhang mit dem „Sündenbekenntnis“, das in der Ordnung der EKHN vor dem Kyrie steht. Hier ist es dann ein Bekenntnis der ganzen Gemeinde.

Der Gedanke dahinter ist, dass wir – besonders als liturgisch Handelnde – eine besondere Verantwortung gegenüber Gott und der Gemeinde haben. Natürlich sind auch die Pfarrer:innen nur Menschen und nie perfekt. Sich aber vor Beginn des Gottesdienstes darüber bewusst zu werden und Gott zu bitten, die offene Schuld zu vergeben und trotz aller Unzulänglichkeiten den Dienst anzunehmen, ist sicher nicht verkehrt.

Ein persönliches Gebet mit Bitte um den Heiligen Geist, um gute Worte in der Predigt und ein Gelingen des Gottesdienstes, dient auch der Sammlung und Einstellung auf den Gottesdienst. Schließlich möchten wir offen sein für Gottes Wirken in unserem menschlichen Handeln.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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