Predigt Lätare Philipper 1,15-21

Predigt Lätare Philipper 1,15-21 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe Marginalie, Thema: Freude im Leid. Gehalten im Gottesdienst am 10.03.2024 auf der Neukirch.

Sonn-/Feiertag: Lätare

Perikopenreihe: Marginalie

Predigttext Philipper 1,15-21

15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht:
16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege;
17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft.
18 Was tut’s aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber. Aber ich werde mich auch weiterhin freuen;
19 denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi,
20 wie ich sehnlich erwarte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod.
21 Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.

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Predigt Lätare Philipper 1,15-21

Kreuz und Auferstehung

Liebe Gemeinde!

Mitten in der Passionszeit gibt es diesen Sonntag mit dem Namen Lätare, freuet euch! Das ist doch etwas seltsam. In der Passionszeit geht es doch immer wieder um Leiden und Sterben Jesu, und zugleich auch um unser eigenes Leiden und Sterben.

Bei der Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu kommt aber doch für gläubige Menschen immer wieder auch der Gedanke durch: Damit trägt Gott in Jesus auch mein Leiden, meine Krankheit und letztlich auch meinen Tod mit. So ist er mir ganz besonders nahe, wenn es mir im Leben schwer ergeht.

Und die Kreuzigung Jesu lässt sich aus christlicher Sicht nie ganz ohne das Wissen um die Auferstehung bedenken. Damit ist verbunden, die Hoffnung für unser Leben, dass Gott es hier und jetzt gut meint mit uns und gelingendes gutes Leben für uns möchte. Auch die Hoffnung auf das ewige Leben, dass mit dem Tod nicht alles aus ist.

Leid und Freude

Aus diesen Gedanken, in diesem Glauben können wir auch in Not Trost, Kraft und sogar zumindest eine vorsichtige Freude bekommen.

Es ist ja auch so, dass im Leben schwere Zeiten und gute Zeiten – nacheinander oder gar durchmischt – vorkommen. Besonders, wenn wir am Grab eines uns nahestehenden Menschen stehen, kann es tröstlich sein, sich daran zu erinnern. Wenn wir dann im Glauben auch erkennen können, dass Gott in guten und schweren Zeiten mit dem Verstorbenen gegangen ist, dann kann das auch eine Hilfe sein, das eigene Leben mit den Augen Gottes zu sehen.

Es geht also heute an diesem Sonntag Lätare nicht um die große jubelnde Freude von Ostern oder eines Festes. Es geht vielmehr darum, dass nie alles schlecht ist. Es gibt keine Situation, die vollkommen verloren ist. Es gibt immer Hoffnung und immer auch das Gute im Leben.

Freude im Leid

Deshalb hat der Sonntag Lätare auch eine ganz besondere liturgische Farbe. Das ist heute vielfach vergessen, aber es lohnt sich, darüber nachzudenken. Am Altar hängen im Laufe des Kirchenjahres Antependien in den Farben des Kirchenjahres. In der Passionszeit ist dies Violett. Das steht für Buße, für das Bedenken des Leides Jesu und für die Bitte um Gottes Gnade. An den Sonntagen, an denen es um Jesus selbst geht – Weihnachten und eben auch Ostern – ist die Farbe Weiß.

Um die „kleine Freude mitten im Leid“ zu veranschaulichen, hat der Sonntag Lätare deshalb eine Mischung aus Violett und Weiß: Seine Farbe ist Rosa!

Wenn wir das Leben und den Tod mit Gottes Augen sehen; wenn wir auf Jesus Christus vertrauen und ihm alles anbefehlen; das bringt eine tiefe Freude. Es ist sicher kein Spaß und keine Freude, die mit lautem Gelächter verbunden ist. Aber eine Freude, die mit Paulus uns sagen lässt: Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.

Der Blick des Paulus

Der Apostel Paulus lässt in dem heutigen Predigttext genau das erkennen. Für Paulus lagen Freud und Leid ganz nah zusammen, als er diesen Brief an die Philipper schrieb. Und doch hat bei ihm die Freude die Oberhand behalten.

Er ist im Gefängnis, hat keine Möglichkeit mehr öffentlich zu wirken. Die Erfüllung seiner Lebensaufgabe scheint unmöglich geworden zu sein. Und doch ist auch seine Gefangenschaft förderlich für das Evangelium: Einige Verse vorher beschreibt Paulus, wie er den Gefängniswärtern und den Richtern von Jesus erzählen kann.

Im Gefängnis ist er getrennt von seinen Gemeinden und kann ihnen nicht beistehen, obwohl sie in einer bedrängten Lage sind. Und doch hat er aus der Ferne durch Besuche und Briefe Kontakt zu ihnen und so entsteht ein Band, das inniger ist, als es sonst gewesen wäre. Auch haben die Christen durch das Beispiel des Paulus – wie er am Glauben festhält, trotz der Widerstände – mehr Mut, mehr Glaubensstärke bekommen.

In dieser sowieso schon schweren Situation ergreifen seine Gegner – auch noch innerhalb der christlichen Gemeinde – die Gelegenheit und machen ihn schlecht. Und doch freut er sich, dass sie wenigsten das Evangelium verkündigen. Es scheint uns vielleicht seltsam. Denn es hängt doch auch mit der Glaubwürdigkeit dieser Gegner zusammen, wenn sie zwar den Menschen von Jesus erzählen, andererseits aber gegen Paulus Intrigen spinnen. Aber für Paulus hat sich alles dem großen Ziel unterzuordnen. Letztlich ist das ja auch die Lebensaufgabe, die er sich selbst gestellt hat: Die frohe Botschaft Jesu weiter zu geben: Freut euch, Gott ist auf eurer Seite!

Zu allem Übel ist der Ausgang des Prozesses nicht klar: Freispruch oder Tod. Und doch: in den Versen nach dem Predigttext erklärt Paulus, warum er sich freuen kann, egal wie der Prozess ausgeht. Wenn er frei gesprochen wird, dann kann er die Gemeinden wieder besuchen, dann kann er weiter arbeiten und ich denke: auch Paulus hat wohl gerne gelebt.

Aber wenn er zum Tod verurteilt wird, dann freut er sich darauf, dass er endlich schauen kann, was er geglaubt hat. Denn er war fest davon überzeugt, dass alles Leiden und alle Schwierigkeiten ein Ende haben, wenn er durch den Tod zu Jesus Christus kommt und Paulus hatte die zuversichtliche Hoffnung, dass er dann ganz und gar in Gottes Liebe geborgen ist.

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Lätare – freuet euch! Weil es ihn gibt.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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