Wochenspruch Heiligabend – Weihnachten und ein Fisch

Der Wochenspruch zu Heiligabend steht in Lukas 2,10b.11: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Dieser Vers ist der Wochenspruch für die Christvesper und für die Christnacht.

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Ich hoffe, ich enttäusche Dich nicht allzu sehr, wenn ich in dieser Andacht zum Wochenspruch Heiligabend (gleichzeitig Wochenspruch Christvesper und der Wochenspruch Christnacht) nicht meditativ, besinnlich schreibe. Ich möchte diesen Vers einmal Schritt für Schritt – sozusagen analytisch – durchgehen. Dennoch bin ich überzeugt davon: der Wochenspruch ist so reichhaltig und dicht, dass es unseren Glauben bereichert!

Fürchtet euch nicht

Der Vers ist eine Botschaft des Engels Gottes an die Hirten, also armen und nicht besonders geachteten Menschen am Rand der Gesellschaft. Durch seine Erscheinung hatte der ihnen einen gehörigen Schrecken versetzt. Deshalb beginnt die Botschaft mit einer Beruhigung: Fürchtet euch nicht!

Vielleicht hast Du schon einmal gehört, dass jemand behauptet hat, dass dieser Satz 365 mal in der Bibel steht. Für jeden Tag des Jahres einmal. Manche sagen auch, es seien 366 mal. Dann wäre sogar der Schalttag mit berücksichtigt. Sorry, ich muss Dich noch einmal enttäuschen: Einem Faktencheck hält diese Zählung nicht stand.

Trotzdem enthält sie einen Kern Wahrheit. Die Zusicherung Gottes, dass wir keine Angst zu haben brauchen, gibt es sehr oft in der Heiligen Schrift. Dazu kommen noch eine ganze Menge Bibelstellen, die begründen, warum das so ist. Und an dieser zentralen Stelle des Neuen Testaments – als Jesus geboren wird – wird das ausdrücklich betont: Keine Angst! Gott ist da! Und er kommt in Liebe!

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Evangelisieren

Der Engel hat nun etwas zu „verkündigen“. Im griechischen Originaltext steht da: εὐαγγελίζομαι (euangelizomai). Das könnten wir im Deutschen am ehesten mit „evangelisieren“ wiedergeben. Leider hat dieses Wort häufig einen etwas negativen Beiklang, so als ob es um etwas mit Zwang verbundenem zu tun hat.

Genauer übersetzt wäre das Wort mit „gute Botschaft überbringen“. Evangelium heißt nämlich: Gute Botschaft und ein Engel ist ein Bote Gottes. In diesem Vers könnten wir im Zusammenhang mit dem nächsten Wort also sagen: Der Engel bringt uns eine Freudenbotschaft.

Freude

Damit sind wir doch ganz bei Weihnachten. Soll Weihnachten nicht ein Freudenfest sein? Freuen wir uns über die Geschenke. Freuen wir uns über unseren fröhlichen Glauben. Freuen wir uns über die gute Botschaft, die Gott uns bringen lässt. Habt keine Angst, sondern freut euch!

Diese Freude über Gottes Zuwendung in Jesus zu uns Menschen ist ein wichtiges Thema bei Lukas – in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte. Immer wieder drückt er die Freude über Gott aus. Da kommen von Jesus ausgesandte Jünger voller Freude zu ihm zurück. Geheilte sind vor Freude überglücklich. An Pfingsten werden die vorher völlig verschreckten Jünger von Freude erfüllt.

Alles Volk

Diese Freude sagt der Engel den Hirten zu. Diese Freude erfahren viele Menschen in den Geschichten, die Lukas erzählt. Diese Freude dürfen auch wir erfahren. Sie gilt allem Volk! Damit ist natürlich zuallererst das Volk Israel zur Zeit Jesu gemeint. Jesus ist Jude und gehört mitten in sein Volk. Die Hirten sind Juden und stehen in der Weihnachtsgeschichte stellvertretend für das ganze Volk – so wie später auch Simeon und Hanna (ab Lukas 2,25).

Lukas erzählt aber in seinem Evangelium und der Fortsetzung in der Apostelgeschichte auch, wie die Gute Botschaft von der Liebe Gottes in Jesus die Grenzen des jüdischen Volkes überschreitet. Sie soll alle Menschen erreichen, auch die griechischen und römischen Heiden. So ging diese Geschichte von Weihnachten um die Welt und kam auch zu mir und zu Dir! Ja, auch wir gehören zum Volk Gottes.

Heiland

Heiland ist ein altes Wort. Im Alltag benutzen wir es so gut wie gar nicht. Nur im engsten Zusammenhang mit Kirche und Glaube ist es manchmal zu hören. Ein anderes gleichbedeutendes Wort ist „Erlöser“. Das kennen wir schon eher, aber auch das klingt doch sehr fromm und hochkirchlich.

Das war damals vor 2000 Jahren ganz anders. In dem Vers steht das griechische Wort Σωτήρ (Soter) und das war ein Titel, der vielen Göttern und sagenhaften Helden beigelegt wurde. Auch Könige und andere bedeutende Menschen bekamen diesen Titel. Besonders der römische Kaiser Augustus, zu dessen Volkszählung Maria und Joseph nach Bethlehem gekommen sein sollen, wurde damit bezeichnet.

Im Kaiserkult des Augustus war der Soter, der Heiland ein gottgleicher Friedensbringer, der Retter der Welt. Wenn in der Botschaft des Engels also Jesus als Heiland bezeichnet wird, dann bestreitet die Bibel damit diesen Anspruch des mächtigen Kaisers Augustus und aller Mächtigen dieser Welt. Das ist durchaus auch politisch zu verstehen! Der wahre Herrscher und Friedensbringer ist Gott und er sendet seinen Sohn um diesen Anspruch auf Erden zu bringen.

Christus

Das griechische Wort Χριστός (Christus) ist eine direkte Übersetzung des hebräischen Titels „Messias“ und heißt auf Deutsch „Gesalbter“. Die Salbung des jüdischen Königs im Alten Testament war zentraler Bestandteil der Krönungszeremonie. Exemplarisch galt David als der Gesalbte Gottes. Später entwickelte sich daraus die Vorstellung von einem verheißenen Messias, der die Königsherrschaft Gottes auf Erden durchsetzen wird.

Aus diesem Titel Jesu ist dann später die Bezeichnung unserer ganzen Religion geworden. Deshalb nennen wir uns Christen und Christinnen. Für die ersten jüdischen Christen war damit klar: Jesus ist der verheißene Messias für das jüdische Volk. Erst später weitete sich dieser Glaube auch auf alle anderen Menschen aus.

Herr

„Herr“ ist für uns so normal geworden, weil wir es als Anrede für einen Mann benutzen. In diesem Wochenspruch ist es aber viel mehr, obwohl es damit auch zusammenhängt. Die Menschen zu Jesu Zeit sprachen in Israel überwiegend Aramäisch. Das war auch die Muttersprache Jesu. Auf Aramäisch heißt mare „Herr“ und mari „mein Herr“. Es war die Anrede höhergestellter Persönlichkeiten. Daher kommt auch der Ausdruck „maranatha“ in 1. Korinther 16,22, was übersetzt „unser Herr wird kommen“ bedeutet.

Besonders bezieht sich die Bezeichnung Herr für Jesus aber auf das Alte Testament. Überall, wo der Name Gottes Jahweh steht, wurde im Hebräischen Adonai gelesen, was Herr bedeutet. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments stand dann entsprechend das griechische Wort für Herr: Kyrios (Κύριος). Damit wird die Einheit des Sohnes Gottes mit dem Vater besonders betont. In dem Baby Jesus in der Krippe in Bethlehem ist Gott selbst in die Welt gekommen.

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Stadt Davids

Geht es Dir auch so, dass Du den Schluss des Verses so hörst: „… der Herr in der Stadt Davids“? Ohne Komma! Das würde bedeuten, dass Jesus als Herr der Stadt Davids bezeichnet wird. Es steht aber ein Komma da. Also bezieht sich das auf die Geburt Jesu: „… geboren … in der Stadt Davids“.

Die Stadt Davids ist Bethlehem. Auch damit wird angezeigt, dass Jesus in der Linie Davids, des Gesalbten Gottes steht. Es ist aber auch ein konkreter Ort – geografisch und geschichtlich. Es wird keine Geschichte erzählt, die abgehoben im Himmel, ewig und unnahbar geschieht. Die Geburt des Sohnes Gottes ereignet sich ganz konkret, ganz bei den Menschen. Damit kommt Gott selbst uns nah, er ist Gott mit uns, Gott bei uns.

Weihnachten und ein Fisch

In all dem fasst dieser Vers die Gute Botschaft zusammen. Der Engel bringt im Auftrag Gottes das ganze Geschehen von Weihnachten auf den Punkt. Darin ist schon die ganze (Heils-)Geschichte Jesu enthalten; bis hin zu Kreuz und Auferstehung!

In dem Fisch-Symbol schließlich steckt unsere Antwort als Christinnen und Christen auf diese Botschaft Gottes. Es ist wie ein Bekenntnis in Kurzform. Wie kam es zu diesem Symbol? Fisch heißt auf Griechisch ἰχθύς (Ichthys). Die Buchstaben dieses Wortes bilden eine Abkürzung für den Satz: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter (Ἰησοῦς Χριστός Θεοῦ Υἱός Σωτήρ – Jesus Christos Theou Hyios Soter). Damit werden also auch die zentralen Titel aus der Weihnachtsbotschaft des Engels aufgenommen. Also: Weihnachten und ein Fisch!

Noch kürzer kann dieses Bekenntnis in einem Symbol gefasst werden. Zwei gekrümmte Linien, die überkreuzt einen Fisch zeichnen. Auch wenn es nicht geschichtlich nachgewiesen ist, bringt folgende Geschichte doch die Weihnachtsbotschaft wunderbar zum Ausdruck: Als die Christen im römischen Reich noch verfolgt wurden, sollen sie sich am Zeichen des Fisches ohne Worte erkannt haben. Der eine zeichnet einen Bogen in den Sand – und sagt damit: Ich bekenne mich zu Jesus, dem Sohn Gottes. Der andere zeichnet einen sich überkreuzenden zweiten Bogen dazu – und antwortet damit: Ja, ich gehöre auch zu Jesus, dem Sohn Gottes.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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