Predigt Christfest II Jesaja 7,10-14

Predigt Christfest II Jesaja 7,10-14 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe IV, Thema: Das Zeichen Immanuel. Gehalten im Gottesdienst am 26.12.2021 in Liebenscheid.

Sonn-/Feiertag: Christfest II

Perikopenreihe: IV

Predigttext Jesaja 7,10-14

10 Und der HERR redete abermals zu Ahas und sprach:
11 Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe!
12 Aber Ahas sprach: Ich will’s nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche.
13 Da sprach Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist’s euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen?
14 Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.

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Predigt Christfest II Jesaja 7,10-14

Zeichen

Liebe Gemeinde!

Ahas, der König, will kein Zeichen von Gott. Er begründet es zwar mit frommen Worten, aber im Grunde hat er nur Angst, dass es seinen politischen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

Von Jesus wurden dagegen Zeichen gefordert! Wenn er etwas Außergewöhnliches tun könne, dann wolle man glauben. Warum reichten die Wunder nicht aus?

Ist es nicht so, dass Zeichen grundsätzlich keinen Glauben machen können? Ist Glaube nicht immer ein Geschenk?

Dennoch gibt es im Text ein Zeichen – und was für eins: Ein neugeborenes Kind mit dem Namen Immanuel.

Aber was hilft das dem Ahas? Wenn es das Kind des Propheten Jesaja ist, dann ist das ja kein wirkliches Zeichen von Gott!

Aber was hilft das uns? Letztlich auch nicht viel. Es macht nur wieder einmal deutlich, dass es keine eindeutigen Beweise für Gott, für den Glauben gibt. Ganz davon abgesehen, dass es doch auch wieder eine Frage des Glaubens ist, wenn man diesen Text als Verheißung auf Jesus deutet.

Groß und klein

Was aber in dem Text wirklich auffällt, ist, dass der Blickwickel gewechselt wird. Der erste Blick ist der König und es geht um große weltpolitische Dinge – zumindest für damalige Verhältnisse. Es geht um Israel und Aram, um Ägypten und Assur…

Dann wechselt der Blick auf ein Kind, ein Neugeborenes.

Interessant ist, dass aber in dem Kind Gott zum Vorschein kommt. Nicht in den weltgeschichtlichen Ereignissen von Krieg und Eroberung und Weltreichen.

Und doch ist das Kind das Symbol, das Zeichen dafür, dass Gott auch in den großen Ereignissen gegenwärtig und wirksam ist.

Müde

Spannend finde ich den Vers mit dem “müde machen”. Es geht um Geduld. So langsam verlieren nicht nur die Menschen (das Volk), sondern auch Gott die Geduld mit den Mächtigen. Diesen Gedanken könnte man durchaus weiterspinnen.

Einige Menschen in Deutschland verlieren zur Zeit auch die Geduld mit der Regierung und den Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen. Auf den ersten Blick könnte man das mit dem Text in Zusammenhang bringen. Schaut man aber genauer hin, dann wird deutlich, wie sehr sich dieser Predigttext und die Querdenker unterscheiden.

Die hasserfüllten Internetbotschaften und Demos in den Städten verfolgen ihre eigenen Vorstellungen, genau, wie damals Ahas. Stille und überlegte Abwägungen zählen da nicht mehr. Es geht um Ansprüche und Macht.

Bei Jesaja geht es dagegen um ein schlichtes Zeichen, das leicht übersehen werden kann. Dieses Zeichen des neugeborenen Babys widerspricht grundsätzlich Hass und Gewalt. Es widerspricht Anspruchsdenken und Machtgelüsten.

Immanuel

Schauen wir uns den Namen des Babys mal genauer an: Immanuel. Übersetzt: Gott mit uns. War das nicht auch die Aufschrift auf den Koppelschlössern der deutschen Soldaten? Es war der Wahlspruch des preußischen Königtums. Koppelschlösser der Reichswehr und der Wehrmacht trugen den Spruch in zwei Weltkriegen, aber auch die Bundeswehr noch einige Zeit. Auch hier geht es wieder um Macht, Krieg und Gewalt. Wie konnte man nur diesen Bibeltext dafür missbrauchen?

Im Blick auf das oben geschriebene über “Groß und klein” ist dieser Zuspruch, “Gott ist mit uns”, ganz und gar nicht auf militärische Zusammenhänge deutbar. Im Gegenteil: Dass Gott mit mir/uns ist, kann ich nicht an äußeren Dingen festmachen. Weder ist Segen – ob materiell, gesundheitlich oder wie auch immer – noch Leid ein Zeichen für das Mit-sein Gottes oder eben dessen Gegenteil.

Ein anderer Vers aus dem Prophetenbuch ist Jesaja 41,10. Das ist ein sogenannter prophetischer Heilsspruch: Eingeleitet mit Fürchte dich nicht und dann die Zusage Ich bin mit dir. Im Alten Testament ist ein solcher Heilsspruch (im Gegenteil zu einem Unheilsspruch) verbunden mit einer Zusage göttlichen Segens.

Segen ist zwar ein Geschenk Gottes, ist aber nicht einklagbar. Segen führt deshalb zur Dankbarkeit.

Leid widerspricht auch nicht dem Mit-sein Gottes, denn auch im Leid können Gläubige die Hilfe und das Tragen Gottes besonders deutlich spüren. Gerade dann, wenn wir Leid, Krankheit, Not erfahren, ist es ja auch besonders wichtig, dass Gott uns nahe ist und zur Seite steht. Auch hier ist wieder deutlich, wie wenig offensichtlich Zeichen sind. Wir sind und bleiben auf den Glauben geworfen.

Im Text ist das Kind Immanuel auch verbunden mit einer Heilszusage, aber durch Leid hindurch. Jesaja hat dem Ahas von Gott auszurichten, dass seine eigenen politischen Pläne nicht aufgehen. Sie werden vielmehr zum Untergang des Landes und zu Krieg, Leid und Not führen. Doch er sagt auch: Es wird wieder eine Zeit kommen, in der Gott alles gut machen wird.

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Jesus

Im Neuen Testament wird die Verheißung des Kindes Immanuel auf Jesus bezogen. Besonders eindrücklich ist diese Verwendung der Jesajastelle bei Matthäus.

Matthäus 1,23 nimmt Matthäus die Verheißung wörtlich auf. In der Weihnachtsgeschichte bei Matthäus erscheint dem Joseph ein Engel im Traum und macht ihm klar, dass das Kind, das Maria gebären wird, dieser Immanuel aus der Verheißung des Jesaja sein soll.

Schauen wir genau in das Evangelium von Matthäus hinein, erkennen wir, dass der Hoheitsname Immanuel für Jesus das ganze Evangelium umfasst: In Jesus ist Gott mit uns. Das wird deutlich im ganzen Reden und Handeln Jesu.

Und schließlich bindet Matthäus das ganze Evangelium – die gute Botschaft – in Matthäus 28,20 ganz am Ende des Matthäus-Evangeliums zusammen. Hier sagt Jesus seinen Jüngern zu: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Damit können wir in diesen 2. Weihnachtsfeiertag gehen und die gute Botschaft von Weihnachten für uns ganz persönlich erfahren. Egal, ob wir glücklich sind und es uns gut geht, oder ob wir Schwierigkeiten und Leid durchmachen müssen: Gott ist bei uns alle Tage bis an der Welt Ende. Das gibt eine unzerstörbare Hoffnung.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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