Wochenspruch 1. Sonntag nach dem Christfest – Den Trost Gottes spüren

Und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Johannes 1,14b

Herrlichkeit und Trost Gottes

Der Wochenspruch 1. Sonntag nach dem Christfest ist die Fortsetzung des Wochenspruchs vom Christfest (Christfest I und Christfest II, also erster und zweiter Weihnachtsfeiertag), aus Johannes 1,14a: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“

Das Thema des 1. Sonntags nach dem Christfest ist: Den Trost Gottes spüren. Normalerweise versuche ich das Thema so zu formulieren, dass es sich aus dem Wochenspruch oder dem Namen des Sonn- oder Feiertages ergibt. Das ist hier anders. Wie hängt denn die Herrlichkeit Gottes mit dem Trost Gottes zusammen?

Die Herrlichkeit Gottes ist nicht abzulösen von der Fleischwerdung Gottes in Jesus. Fleischwerdung ist theologische Fachsprache. Das ist auch wichtig, wenn wir genau darüber reden wollen. Doch verständlicher und unserem Empfinden näher ist die Beschreibung, dass Gott unter uns wohnt (wie es im Wochenspruch zum Christfest heißt). Jesus kommt als Sohn Gottes in die Welt und lebt unter uns Menschen. Das nennen wir die Fleischwerdung.

Auch in 1. Johannes 1,1 heißt es: „Was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, das verkündigen wir euch.“ Weil Jesus wirklich Mensch war, konnten seine Mitmenschen und seine Jünger ihn sehen, betrachten und betasten. Er begegnete ihnen leibhaftig.

:
Bibel im Kirchenjahr

Dieser Beitrag steht im Themenbereich Bibel im Kirchenjahr.

>
Kirchenjahr
F
Spiritualität

Kirchenjahr gehört mit Kirche und Bibel zum Bereich Spiritualität.

R
Übersicht

Infos über alle Themen meines Blogs findest Du auf der Übersichtsseite.

Gottes verborgene Herrlichkeit

Genau damit kommen wir dem Thema dieses 1. Sonntags nach dem Christfest schon näher: Den Trost Gottes spüren. So lese ich dann auch die Geschichte von Simeon und Hanna im Evangelium dieses Sonntags aus Lukas 2. Diese beiden begegnen Maria und Josef, als sie mit dem kleinen Jesus in den Tempel in Jerusalem gingen. Beide erkennen in dem Kind Jesus die Herrlichkeit Gottes. Es ist nur ein kleines Kind, ein Kind armer Leute, aber sie spüren, dass er etwas Besonderes ist. Für Simeon und Hanna ist Jesus Gottes sichtbares und spürbares Wort der Liebe.

Es gehört zum Geheimnis Gottes, dass seine Herrlichkeit im Verborgenen sichtbar wird: Im kleinen Kind, im Mann am Kreuz. Glaubende erfahren Gott auch meist so unscheinbar, wie es damals Simeon und Hanna erging:

  • In einem Lied.
  • In einem Bibeltext, der zu mir spricht.
  • In einer Begegnung.
  • In einem freundlichen Wort.
  • Im Gebet.
  • In der Kunst.
  • Im Schein der Kerzen.
  • In der Krippe unter dem Weihnachtsbaum.
  • In einem Kinderlächeln.

Sehen und den Trost Gottes spüren

In dem Wochenspruch 1. Sonntag nach dem Christfest heißt es: Wir sahen! Was haben sie gesehen damals? Jesus, das kleine Kind, Jesus, den Wanderprediger, Jesus, den Mann am Kreuz, Jesus, den Auferstandenen? Ja, sie sahen ihn selbst, aber in ihm erkannten sie seine Herrlichkeit. Damals war das für Simeon und Hanna ganz konkret. Doch auch sie sahen nicht wirklich Herrlichkeit im Sinne von Pracht, Reichtum oder Macht, aber sie erkannten Gottes verborgene Herrlichkeit in dem Kind, das Maria und Josef in den Tempel brachten.

Die Reaktion auf diese Erkenntnis war bei Simeon und Hanna unbeschreiblich. Sie haben ihr Leben lang darauf gewartet, dass Gott etwas für sein Volk tut. Sicher hatten sie auch gehofft, dass Gott sein Volk von der Herrschaft der Römer befreit; dass er Gerechtigkeit schafft für die Armen und Leidenden; dass er endlich sein Reich sichtbar aufrichtet. Das haben sie von Jesus nicht erlebt. Und doch fanden sie einen tiefen Trost in der Erkenntnis, dass mit diesem Kind Gott zu seinem Volk kommt.

Nicht sehen und doch getröstet werden

Wir waren nicht dabei. Jesu Zeit auf der Erde ist seit 2000 Jahren vorbei. Wir können ihn nicht sehen. Wir können ihm nicht zuhören. Wir können nicht erfahren, wie er mit Menschen umging, wie er ihnen half ein besseres Leben zu führen, wie er sie gesund machte. Wie können wir den Trost Gottes spüren und seine verborgene Herrlichkeit erkennen? Diese Herrlichkeit Gottes ist auch heute noch verborgen – so wie sie auch vor 2000 Jahren nicht offensichtlich war.

Wie können wir den Trost Gottes spüren? Können wir das im Glauben erkennen? Können wir das mit allen Sinnen erleben? Ich habe oben schon einige Dinge genannt, die uns eine Ahnung vom Trost Gottes geben können. Gott weiß, dass wir Menschen mit unseren Sinnen etwas erfassen müssen. Wir müssen sehen, riechen, hören, spüren, schmecken, sprechen…

Das könnte Dich auch interessieren:

Gottesdienst mit allen Sinnen

Für mich ist ein ganz zentraler Punkt dabei der Gottesdienst. Im Gottesdienst sollen auch alle Sinne angesprochen werden. In unseren evangelischen Gottesdiensten ist das Wort Gottes und die Predigt sehr wichtig. Wir hören das Wort Gottes. Aber auch die anderen Sinne habe etwas zu tun. Vielleicht sollten wir noch mehr darauf achten!

Im Gottesdienst gibt es noch mehr zu hören: Die Lieder, die Orgel, die Glocke. Wir antworten auf Gottes Wort im Gebet, wir singen. Hoffentlich gibt es auch etwas zu sehen: Ein schön geschmückter Altar, die Farben der Paramente (Altar und Kanzelbehänge), Bilder oder bunte Kirchenfenster. Schmecken, sehen und spüren können wir Gottes verborgene Herrlichkeit vor allem in den Sakramenten – Taufe und Abendmahl. Das Wasser, den Wein und das Brot.

Wenn es gut läuft, dann erleben wir im Gottesdienst auch die Gemeinschaft der Gläubigen. Diese Gemeinschaft im Glauben ist ganz zentral dafür, den Trost Gottes spüren zu können. Sie gibt ein Zuhause, Geborgenheit und das Gefühl, dazu zu gehören. Diese Gemeinschaft kann auch über den Gottesdienst hinaus in den Alltag reichen. Hilfe, ein gutes Wort, eine Geste, die die Zusammengehörigkeit ausdrücken und wenn es sein muss auch ganz konkret trösten. Setzen wir alles daran, dass Menschen die Gemeinschaft der Gläubigen wirklich spüren können.

Zum Schluss noch ein kleiner Ausblick: Nur zwei Verse weiter steht der Wochenspruch für den 2. Sonntag nach Epiphanias. Dort heißt es (noch im Weihnachtsfestkreis): „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ (Johannes 1,16) Auch diese Fülle Gottes, die er uns schenken will, kann spürbar erfahren werden. Halten wir in der nächsten Zeit Ausschau nach dem verborgenen Wirken Gottes in unserem Leben.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

Abonniere meinen Newsletter!

Die Eingabe von Vorname und Nachname ist freiwillig!


Ja, ich will den Newsletter mit Infos zu den Themen von uwe-hermann.net abonnieren.

Hinweise zum Einsatz des Versanddienstleisters MailChimp, Protokollierung der Anmeldung und Deinen Widerrufsrechten erhältst Du unter Newsletter-Infos und in der Datenschutzerklärung.