Predigt Okuli 1. Petrus 1,(13–17)18–21
Predigt Okuli 1. Petrus 1,(13–17)18–21 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe VI, Thema: Ihr sollt heilig sein!
Sonn-/Feiertag: Okuli
Perikopenreihe: VI
Predigttext 1. Petrus 1,(13–17)18–21
13 Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.
14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher in eurer Unwissenheit lebtet;
15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.
16 Denn es steht geschrieben (3.Mose 19,2): »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.«
17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben in Gottesfurcht, solange ihr hier in der Fremde weilt;
18 denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise,
19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.
20 Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt war, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen,
21 die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.
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Predigt Okuli 1. Petrus 1,(13–17)18–21
Glaube heute
Liebe Gemeinde!
Wie viele Menschen glauben an die Macht der Sterne. Sie lesen das tägliche Horoskop in der Zeitung oder lassen sich sogar für viel Geld ein persönliches Horoskop erstellen. Und manche richten sich auch danach. Umfragen lassen erkennen, dass immer mehr Deutsche genauso denken und glauben.
Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, dass Kinder (und auch die meisten Erwachsenen) die Bedeutung des Pfingstfestes nicht mehr kennen. Aber wenn selbst Kinder, die noch wohl behütet im Dorf groß werden, auf die Frage nach Weihnachten antworten: da ist Gott gestorben, dann betrifft mich das sehr!
Außerdem haben viele den Eindruck, dass immer weniger sich zur Kirche halten. Immer weniger kennen die Geschichten der Bibel. Immer weniger können mit dem christlichen Glauben etwas anfangen.
Wie steht es eigentlich mit unserem Glauben?
Unser Predigttext wurde an Christen geschrieben, deren Glaube gefährdet war. Die ersten Christen hatten täglich mit der Wiederkunft Jesu gerechnet. Aber inzwischen waren viele Jahre vergangen. Machte der Glaube überhaupt noch einen Sinn? Außerdem gab es die ersten echten Verfolgungen. Die Christen waren an Leib und Leben bedroht. Das haben wir nicht zu befürchten, aber ich habe den Eindruck, dass unser Glaube genauso gefährdet ist wie damals. Genauso wie die Christen zur Zeit Petrus, brauchen wir Ermutigung im Glauben.
Der Predigttext redet von der Grundlage unseres Glaubens. Er redet von dem, was unseren Glauben, ja, was uns selbst trägt. Was ist das?
Wenn heute jemand sagt: Ich glaube an Gott!, dann ist das nichts Besonderes. Das sagen wohl auch die, die täglich ihr Horoskop lesen. Aber gehen wir einen Schritt weiter: Ich glaube, dass Jesus Christus mich erlöst hat. Wem kommt ein solcher Satz heute noch über die Lippen? Und gehen wir noch einen Schritt weiter: Ich glaube dass ich durch das kostbare Blut Christi erlöst bin. Wie hört sich das heute an? Fordert nicht ein solcher Satz bei den meisten Menschen zumindest ein leichtes inneres Lächeln heraus?
Stehen wir zu unserem Glauben?
Liebe Gemeinde, ich möchte euch heute gerne direkt fragen: Habt ihr den Mut dazu euch zu eurem Glauben zu bekennen? Habt ihr den Mut dazu euch zu Jesus Christus zu bekennen? Wir sprechen in jedem Gottesdienst das Glaubensbekenntnis. Stehen wir dazu? Denken wir so? Glauben wir das? Und reden wir dann auch davon? Sicher müssen wir dafür eine Sprache finden, die die Menschen heute verstehen. Mit den Worten aus unserem Predigttext werden wir wohl nicht besonders weit kommen. Mir geht es aber heute vor allem darum, ob wir überhaupt über unseren Glauben sprechen.
Unser Predigttext geht sogar noch weiter: handeln wir auch danach? Ihr sollt heilig sein, denn Gott ist heilig! Das Fundament unseres Glaubens und unseres ganzen Lebens als Christen ist nicht das Horoskop, sind nicht die Sterne, ist nicht irgendein Gott, sondern Jesus Christus, der Sohn Gottes. Dazu dient die Passionszeit in der wir jetzt stehen ganz besonders! Dass wir uns darauf besinnen; dass wir uns das neu bewusst und klarmachen! Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid, sondern mit dem teuren Blut Christi.
Wenn das unser Glaube ist, dann hat das Folgen! Dieser Glaube bestimmt das ganze Leben und dieser Glaube gibt Hoffnung.
Bemerken andere, dass wir glauben?
In der Kirchenzeitung habe ich vor kurzem eine Karikatur gesehen. Zwei Männer saßen an einem Tisch beim Essen. Der eine sagt zum anderen: Ach, sie sind Christ! Das habe ich noch gar nicht bemerkt! Können das andere auch über uns sagen? Wo bemerkt man eigentlich, dass ich Christ bin? Natürlich ist es richtig, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Aber haben wir uns an diese Aussage nicht schon so gewöhnt, dass sie gar nichts mehr bedeutet? Gibt es nicht doch Punkte, die hier zu nennen wären?
Ich möchte ein paar Beispiele nennen. Um bei der Karikatur zu bleiben: falten wir vor dem Essen die Hände und danken Gott? Tun wir das nur Zuhause oder auch in der Öffentlichkeit? Und wie sieht es aus mit unserer Ehrlichkeit? Lassen wir in der Steuererklärung schon mal alle Fünfe gerade sein? Hat Nächstenliebe für uns noch eine konkrete Bedeutung? Sehen wir den Nachbarn, der krank ist? Sicher fallen euch noch viel mehr Beispiele ein!
Ihr sollt heilig sein! Das ruft uns unser Predigttext zu! Das ist eine Aufgabe, die uns gestellt wird, mit der wir nie fertig sein werden. Auch ich nicht! Wir sollten die Besinnung der Passionszeit nutzen, um darüber neu nachzudenken!
Heilig – zu Gott gehören
Ihr sollt heilig sein! Das ist ein hoher Anspruch. Man könnte meinen, er ist nicht zu erfüllen! Aber der Satz geht noch weiter: Ihr sollt heilig sein, wie Gott heilig ist. Nur so macht es Sinn. Gott selbst schafft die Voraussetzung dazu. In der Bibel bedeutet heilig zuerst und vor allen Dingen: zu Gott gehören! Durch unseren Glauben an Jesus Christus gehören wir zu Gott. Deshalb sind wir heilig und können heilig sein! Versuchen wir es doch mal wieder. Lassen wir uns darauf ein!
Unser Glaube ist ein Glaube, der ins Leben führt und das Leben bestimmt. Unser Glaube ist aber auch ein Glaube, der zur Hoffnung führt. So heißt es im Predigttext: Ihr glaubt an Gott, der Jesus auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.
Wir können Glauben und Hoffnung zu Gott haben! Wenn ich mich auf mein Horoskop verlasse, welche Hoffnung habe ich dann? Hoffe ich, dass mir keine schwarze Katze begegnet? Oder hoffe ich, dass Gott mich durch mein Leben begleitet? Welche Hoffnung wird wohl wirklich tragen?
Glauben und hoffen
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es uns in Deutschland, in unserer gesamten Gesellschaft vor allem an Hoffnung fehlt. Das gilt nicht nur für den Glauben und die Kirche, das gilt auch für die Wirtschaft und die Politik. Wie geht es weiter? Im Gefühl der Meisten doch wohl nur bergab. Das aber ist keine Perspektive des Glaubens. Wer Glaube und Hoffnung zu Gott hat, der weiß, dass es niemals hoffnungslose Situationen gibt.
Zum Schluss möchte ich euch noch eine kleine Geschichte erzählen:
Meine Schläge, gab das Schicksal in einem Interview zu, sind hart, und meine Rechte ist ebenso gefürchtet wie meine Linke. Treue, Glaube, Liebe, kurz, auch die schwersten Brocken habe ich auf die Bretter geschickt, und sie wurden sämtlich ausgezählt. Nur mit einem Gegner habe ich bisher nicht fertig werden können: sooft ich ihn auch k.o. schlage und davon überzeugt bin, dass er nun endgültig ausgezählt auf dem Boden liegen bleibt – spätestens bis „neun“ ist er wieder auf den Beinen. Und wer, fragte der Interviewer, ist dieser Unbezwingbare? Die Hoffnung, sagte das Schicksal.
Liebe Gemeinde, so ist unser Glaube, so ist unser Gott, so ist Jesus Christus. Darauf können wir uns verlassen im Leben und im Tod! Und das wünsche ich euch: Diesen Glauben an Jesus Christus, ein Leben das durchdrungen ist von Glauben und Hoffnung! Möge Gott euch dazu segnen!
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe