Wofür brauche ich Kirche?

Es ist ein Klischee, aber ich habe es selbst schon erlebt. Da sagt jemand zu mir: „Ich brauche keine Kirche. Wenn ich im Wald spazierengehe bin ich Gott auch nahe.“ Wofür brauche ich Kirche? Hast Du Dich das auch schon mal gefragt? Bei den meisten Menschen, die der Kirche den Rücken kehren geschieht das nicht, weil sie sich über einen Pfarrer, eine Kirchenvorsteherin oder die Kirchenleitung geärgert haben. Fast immer steht hinter einem Austritt aus der Kirche eine sich schon länger entwickelnde Entfremdung: Wofür brauche ich Kirche? Dann ist die Antwort leider oft: Für gar nichts.

Gute Gründe für die Kirche…

Manchmal wird mit sehr traditionellen und äußerlichen Argumenten dagegen gehalten. Kirche brauche man doch um die Kinder taufen und konfirmieren zu lassen. Auch zu einer feierlichen Hochzeit wäre eine schöne kirchliche Trauung doch unverzichtbar. Schließlich eine kirchliche Beerdigung – man kann ja nie wissen…

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​Doch kann man all das nicht auch anders begehen. Geburt, Erwachsenwerden, Partnerschaft, Tod. Muss ich deshalb ein Leben lang zur Kirche gehören? Vielleicht wunderst Du Dich, wenn ich als Pfarrer dazu sage: Für mich sind das zwar alles auch gute Gründe, aber: Nein, nur deshalb brauchst Du die Kirche nicht.

Viele Menschen haben weitere gute Gründe, Mitglied der (einer) Kirche zu bleiben. Hier ein paar Beispiele, die ich selbst schon als Antworten auf die Frage „wofür brauche ich Kirche“ gehört habe:

  • Mir ist es wichtig, dass die Kirche, das Gebäude in unserem Ort bleibt. Es gehört einfach dazu.
  • Die Kirchenmusik, Bachkonzerte und Orgelspiel sind für mich wunderschön. Das muss erhalten bleiben.
  • Mein Kind geht in einen kirchlichen Kindergarten. Ich finde es gut, dass es dort die alten Geschichten aus der Bibel kennenlernt.
  • Die diakonische Arbeit der Kirche ist wichtig für unsere Gesellschaft. Die Kirche tut doch auch so viel Gutes.
  • Es ist gut, dass wenigstens noch die Kirche für Werte wie Nächstenliebe, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eintritt.

…aber reicht das?

Versteh mich bitte nicht falsch! Ich finde schon, dass das wirklich gute Gründe sind, aber reicht das? Geht es nicht im Grunde bei Kirche um den Glauben? Ist der Glaube an Gott und Jesus Christus nicht das eigentliche Fundament der Kirche?

Wenn wir darüber etwas genauer nachdenken, dann ist aber auch das nicht so einfach. Woran glauben wir denn? Ist das denn so einfach zu entscheiden? Kann nicht jeder und jede glauben, was sie will? Soll ich mir etwa von der Kirche vorschreiben lassen, was ich zu glauben habe? Glauben nicht alle Konfessionen – evangelisch, katholisch, orthodox, freikirchlich… – etwas anderes?

Welche Dogmen oder Glaubenssätze gehören denn überhaupt zur Kirche? Im Augsburger Bekenntnis aus der Reformationszeit werden nur zwei Dinge genannt, die eine Kirche zu einer Kirche machen: die Verkündigung von Gottes Wort und die Austeilung der Sakramente (in der evangelischen Kirche Taufe und Abendmahl). Das reicht nach evangelischer Auffassung schon aus. Es werden keine anderen Voraussetzungen für Kirche aufgestellt.

Gemeinschaft der Heiligen

Wenn wir noch etwas weiter zurückgehen in der Geschichte – ungefähr vor 1700 Jahren – dann kommen wir zum Apostolischen Glaubensbekenntnis. Dieses Bekenntnis wird von nahezu allen christlichen Gemeinschaften auf der ganzen Welt anerkannt. Wofür brauche ich Kirche? Auf diese Frage gibt das Glaubensbekenntnis einen weiteren Hinweis.

Fragen wir also das Apostolische Glaubensbekenntnis: Wofür brauche ich Kirche? Ich brauche sie für die „Gemeinschaft der Heiligen“. Heilige, damit sind hier nicht die großen Glaubensvorbilder gemeint, sondern alle Gläubigen – Du und ich. So sehr wir es heute gewöhnt sind, dass jeder seine eigenen Gründe für Kirche hat; auch wenn wir meinen, Glaube sei doch eine Privatsache; Zum christlichen Glauben gehört von Anfang an die Gemeinschaft der Gläubigen.

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Zu dieser Gemeinschaft gehöre ich, wenn ich getauft bin. Diese Gemeinschaft kann ich erleben, wenn ich am Abendmahl teilnehme. In diesr Gemeinschaft muss nicht jeder exakt das Gleiche glauben, aber wir tauschen uns darüber aus. Wir hören, was andere dazu zu sagen haben (Predigt). Wir fragen gemeinsam, was wohl Jesus heute uns zu sagen hat und handeln dann zum Wohl unserer Nächsten (Diakonie).

Ich weiß, manchmal kann diese Gemeinschaft der Gläubigen anstrengend sein. Oft genug gibt es Ärger. Die Mitchristinnen und Mitchristen kann ich mir nicht aussuchen – das ist wie in der Familie. Dennoch gehört diese Gemeinschaft der Kirche zu unserem christlichen Glauben dazu.

Wenn es also mal nicht so gut läuft, dann gib nicht so schnell auf! Frage lieber, was geändert werden muss (Reformation), damit Du Dich in dieser Gemeinschaft wohlfühlen kannst. Wie kommen wir dahin uns gegenseitig zu stützen? Wie kann diese Gemeinschaft (in) der Kirche lebendig werden. Das geht übrigens auch über die Kirchengrenzen hinaus – weil wir alle zu der einen Kirche Gottes gehören. Da spielt es auch keine Rolle, wenn wir zu unterschiedlichen Konfessionen gehören. Geht es doch bei Kirche vor allem um die Gemeinschaft der Gläubigen.

Für mich ist jedenfalls eine der wichtigsten Antworten auf die Frage: Wofür brauche ich Kirchen? Gemeinschaft der Gläubigen! Und welche Kirche ich brauche ist dann auch klar: Eine Kirche, die Gemeinschaft ermöglicht und erfahrbar macht!

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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