​Digital glauben in Coronazeiten

Für mich hat Corona zwei Gesichter. Letztes Jahr im Sommer waren meine Frau Almuth und ich in Quedlinburg und standen vor dem Schrein der Heiligen Corona. Nein, das ist kein Witz! Schau mal hier: Coronaschrein. Ein reich verzierter Reliquienschrein aus Gold, wunderbar gearbeitet. Total beeindruckend.

Die andere Seite ist die Corona-Pandemie, die uns heute wieder fest im Griff hat. Es gibt wieder jede Menge Einschränkungen, die aber wohl jeder für richtig hält, der mal mit dieser Krankheit zu tun hatte. Gegen Ende des letzten Jahres haben wir in unserer Familie Bekanntschaft damit gemacht. Es ist, Gott sei Dank, glimpflich abgelaufen, aber wir brauchen das nicht noch mal.

Digitale Kirche?

Genauso geht es mir mit der Digitalisierung. Im letzten Jahr habe ich einerseits versucht, digitalen Minimalismus umzusetzen, also weniger soziale Medien, weniger Handypiepsen, weniger E-Mail-Terror, weniger Spielereien am PC. Das hat mir sehr gut getan. Trotzdem möchte ich auf die Möglichkeiten der digitalen Technik nicht verzichten.

Mich hat schon lange geärgert, dass meine Kirche sich offenbar überwiegend auf der kritischen Seite eingefunden hatte. Doch dann kam Corona und damit ein ungeahnter Digitalisierungsschub. Plötzlich gingen alle Gemeinden und alle Pfarrer*innen irgendwie ins Internet. Kirchenvorstandssitzungen über Zoom. Gottesdienste als Stream. Andachten als Podcast. Gemeindewebsites neu gestaltet und endlich aktualisiert.

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​Digitaler Gottesdienst

Ich habe schon immer vor allem die Chancen der Digitalisierung gesehen. Immerhin habe ich meine digitale Karriere schon zu Jugendzeiten begonnen; bin also ein Beinahe-Digital-Nativ. Ich schreibe diesen Blog, gestalte Webseiten usw. Meinen Blog lesen inzwischen mehrere tausend Menschen pro Monat – mehr, als ich jemals als aktiver Pfarrer in der Gemeinde erreicht habe.

Was macht einen Gottesdienst eigentlich zu einem digitalen Gottesdienst? Wie können digitale Formate inklusiv und partizipativ gestaltet werden? Das sind nicht allein medientheoretische Fragen, sondern Anfragen an das (evangelische) Gottesdienstverständnis. Erschöpft sich die Gottesdienst-Teilnahme digital und analog im Dabeisein und Zuschauen? Die Eule – Online-Gottesdienste auf dem Prüfstand

Im letzten Jahr habe ich bei einer Initiative mitgemacht, die sich Holy days united nennt. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die sich nur virtuell kennen. Wir haben 2020 drei Streaming-Gottesdienste gestaltet. Einer davon war international; es haben Menschen aus fast allen Kontinenten mitgemacht. Das war ein tolles Erlebnis. Mit den Mitarbeitenden verbindet mich inzwischen mehr als nur “Virtualität”. Es sind doch echte Menschen und wir teilen unseren Glauben.

Was bleibt davon?

Trotzdem frage ich mich, wieviel digitale Kirche möglich ist. Wie viel bleibt von dem, was im letzten Jahr aufgebrochen ist? Was macht das mit Kirche und mit uns als Gläubigen? So toll ich unsere Online-Gottesdienste fand, so gut es meiner fast 80-jährigen Mutter getan hat, mit ihrem Tablet die Gottesdienste ihrer Gemeinde zu sehen, so vielfältig auch diese Möglichkeiten sind… Das allein kann es nicht sein.

Soll es ja auch nicht. Das will keiner von den digital Aktiven in der digitalen Kirche. Wir wollen uns auch wieder persönlich treffen können und gemeinsam feiern. Für mich ist das zum Beispiel eine offene Frage beim Abendmal. Ist das digital möglich? Ich weiß es nicht. Inzwischen sehne ich mich aber so sehr danach, mal wieder Abendmahl zu feiern, dass ich es auch digital mitmachen würde.

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​Digital und analog glauben!

Ich glaube, da bin ich für mich selbst am entscheidenden Punkt. Können wir im Digitalen leben und können wir digital glauben? Wie sehr spüren wir das Leben im Virtuellen? Ich muss sagen, ich spüre da ganz viel und deshalb ist es auch für mich richtig. Ich spüre es auch im Analogen und deshalb bleibt auch das richtig. Es ist beides Bestandteil meines Lebens – und das ist gut so.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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