Dieser Beitrag „Die Zeichen der Endzeit“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich hin und wieder Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

​Lesung II 2. Sonntag im Advent

Lukas 21, 25–33

25 Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres,
26 und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
27 Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.
28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an:
30 wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist.
31 So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.
32 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.
33 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

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Die Zeichen der Endzeit, 2. Sonntag im Advent, Lesung II, Lukas 21, 25–33

Die Zeichen der Endzeit

Jesus sagt, dass es Anzeichen geben wird, wenn seine Wiederkunft unmittelbar bevorsteht. Upps, in diesem Satz, den ich da gerade niedergeschrieben habe, gibt es zwei Dinge, mit denen ich selbst Schwierigkeiten habe. Vielleicht geht es Dir auch so: Das mit den Zeichen der Endzeit ist schon so oft schiefgegangen und können wir heute überhaupt noch etwas mit der Rede von der Wiederkunft Jesu anfangen?

Die ersten Christen lebten in einer sogenannten Naherwartung. Sie erwarteten, dass die Wiederkunft Jesu bereits zu ihren Lebzeiten geschehen würde. Wir sehen das zum Beispiel im Vers 32 unseres Textes. Manche haben sogar alles verkauft und an die Armen verschenkt, weil sie meinten, sie würden es sowieso nicht mehr brauchen.

Im Mittelalter war ganz besonders vor der Jahrtausendwende des Jahres 1000 nach Christus eine regelrechte Endzeithysterie ausgebrochen. Das lag vor allem daran, dass es in der Bibel auch die Rede von einem 1000-jährigen Reich gibt (das hat nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun). Diese tausend Jahre – meinte man – seien vorbei und deshalb stünde die Wiederkunft Jesu kurz bevor.

Immer wieder hat es in den vergangen 2000 Jahren solche Szenarien gegeben. Auch viele Sekten – sogenannte Endzeitsekten – gaben und geben immer wieder Termine für den Weltuntergang an, der mit der Wiederkunft Jesu zusammenhängen soll.

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Auch heute gibt es das noch. In meiner Jugend habe ich viel zu viele solcher Deutungen der Zeichen der Endzeit gehört. Nichts ergab auf lange Sicht irgendeinen Sinn. All die Deutungen der letzten 2000 Jahre wurden von der Geschichte überholt. Was machen wir damit? Ich gebe zu: ich bin es leid! Ich mag von diesen ganzen Schreckensprophezeiungen im Namen Jesu nichts mehr hören. Ich kann doch sowieso daran nichts ändern. Wenn es kommt – besser gesagt, wenn er (Jesus) kommt, dann kommt er.

Was ich ändern kann ist doch immer nur mein eigenes Leben. Ist das nicht der zentrale Auftrag Jesu? Leben wir nach dem, was er uns vorgelebt und gesagt hat (siehe unten „Meine Worte werden nicht vergehen“). Dafür brauche ich keine Zeichen der Endzeit. Sagen wir es mal mit Worten, die Martin Luther zugeschrieben wurden: Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Ich würde diesen Spruch noch fortsetzen: Es weiß ja doch niemand, ob ich nicht in vielen Jahren noch Äpfel von dem erwachsenen Baum ernten werde.

Mit dieser sogenannten Endzeit sind meist ganz schreckliche Vorstellungen verbunden. Viele fromme Christinnen und Christen haben panische Angst davor. Ja, sie sagen, dass sie sich darauf freuen, dass „der Herr bald kommt“, aber die Erwartung von schlimmen Ereignissen ist doch übermächtig. Ich möchte unseren Blick gerne auf drei positive Stellen im Text lenken.

1. Seht auf und erhebt eure Häupter

Der Vers 28 aus diesem Text ist auch der Wochenspruch für den 2. Sonntag im Advent. Dazu habe ich auch einen Beitrag geschrieben. Du findest ihn hier: Wochenspruch 2. Advent – Kopf hoch! Für mich ist es einer der schönsten Wochensprüche des ganzen Kirchenjahres:

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Ich habe aufgrund dieses Spruchs das Thema des 2. Advents so formuliert: Kopf hoch! Gott kommt! Ist das nicht eine wunderbare Botschaft? Wir können hoch erhobenen Hauptes durchs Leben gehen, weil Gott an unserer Seite sein will. Gilt das denn erst dann, wenn die Welt zu Ende geht? Gilt das nicht vielmehr auch schon hier und jetzt? Gottes Liebe umfängt uns doch an jedem Tag unseres Lebens.

Und nein, ich meine mit dem hoch erhobenen Haupt nicht hochnäsig zu sein. Es geht vielmehr darum zuversichtlich, hoffnungsvoll und fröhlich durchs Leben zu gehen. Das ist doch das Ziel von allem Heilshandeln Gottes. Das wollte Jesus uns doch vermitteln, wenn er von dem Vater im Himmel spricht. Das ist doch auch die zentrale Botschaft, wenn wir davon reden, dass Gott kommt oder dass Jesus wiederkommt.

2. Der Sommer naht

In Game of Thrones ist die Vorahnung schrecklicher Ereignisse mit dem Satz „Der Winter naht“ verbunden. In unserer Perikope ist die Erwartung der Vollendung vom wunderbaren, paradiesischen Reich Gottes verbunden mit dem Satz „Der Sommer naht“. Ja, tatsächlich! Schau mal in Vers 30!

Spürst Du den Unterschied zu den schrecklichen Weltuntergangsszenarien der Endzeitpropheten? Zwar reden Jesus und die ersten Christen auch von schlimmen Dingen, die geschehen. Das ist auch verständlich, weil die ersten Christen in einer Situation der Verfolgung wegen ihres Glaubens lebten. Doch im Kern ist die Zukunftsbotschaft Jesu immer hoffnungsvoll und positiv. Der Sommer naht! Das Reich Gottes, in dem alles gut sein wird, steht vor der Tür.

Jesus geht dabei sogar noch weiter: Dieses Reich Gottes ist schon mitten unter euch. Die Vorboten des Sommers sind schon zu spüren. Es kommt wunderbares auf uns zu! Liebe Christin, lieber Christ: freu dich darauf, dass Gott kommt!

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3. Die Verlässlichkeit von Gottes Wort

Im Vers 33 sagt Jesus: Meine Worte werden nicht vergehen. Auch das ist mit dem Untergang und der Vergänglichkeit der Endzeit nicht vereinbar. Auch hier richtet Jesus den Blick nicht auf Katastrophen und Schrecken. Mit den Worten, die nicht vergehen werden sind doch vor allem all die Verheißungen und Zusagen Gottes mit eingeschlossen.

Zu seinen Worten gehören natürlich auch Aussagen, die uns auf einen guten Weg führen sollen. Jesus legt die Gebote aus und gibt Richtlinien vor, nach denen wir Christen:innen uns richten sollen. Auch all diese Anweisungen sind letztlich Hilfen zu einem guten Leben. Ein sinnvolles und lebenswertes Leben für alle Menschen – für mich selbst und für meinen Nächsten.

Wenn hier von der Wiederkunft Jesu die Rede ist, dann wird der Blick darauf gerichtet, dass Gott auch einen Anspruch an uns hat. Er will, dass wir uns nach seinem Wort richten und er wird sich unser Leben anschauen und „Gericht halten“. Was wir allerdings nie vergessen dürfen: Durch Jesus steht dieses Weltgericht Gottes unter dem Vorzeichen von Gottes Liebe und Vergebung.

Recht betrachtet geht es also hier vor allem um einen Ansporn, ein gutes christliches Leben zu führen. Als aller letztes geht es um die Berechnung von Weltuntergangsterminen oder Angstmache vor einem rachsüchtigen Gott.

Ich möchte es so zusammenfassen: Verlasst euch auf die Zusagen Gottes, geht erhobenen und offenen Augen durch das Leben und seid gewiss: der Sommer naht – Gott kommt!

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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