Die Gottesdienstordnung im Gesangbuch

Zur Erläuterung der einzelnen Elemente der Gottesdienstordnung in der Evangelischen Kirche gehe ich von der Form II B der Ordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) aus. Diese findest Du im evangelischen Gesangbuch in der Ausgabe der EKHN auf Seite 18. Aber auch in allen anderen regionalen Ausgaben des Gesangbuches sind die jeweils in der entsprechenden Landeskirche geltenden Gottesdienstordnungen am Anfang zu finden.

In der EKHN gibt es grundsätzlich zwei Formen eines Gottesdienstes. Das liegt daran, dass diese Landeskirche vor etwa 200 Jahren aus einer Vereinigung der damals getrennten lutherischen und reformierten evangelischen Kirchen entstanden ist. Sie ist also eine unierte Kirche. Die beiden Grundformen folgen deshalb einmal der reformierten Tradition (Form I) und einmal der lutherischen Tradition (Form II).

Form I wird als Gottesdienst in einfacher Form bezeichnet. Es gibt hier vier Varianten:
A. Gottesdienst in einfacher Form (ohne Abendmahl),
B. Gottesdienst in einfacher Form mit liturgischen Gesängen (ohne Abendmahl),
C. Abendmahlsgottesdienst in einfacher Form,
D. Abendmahlsgottesdienst in einfacher Form mit liturgischen Gesängen.

Form II hat zwei Varianten, die beide mit liturgischen Gesängen ausgeführt werden:
A. Gottesdienst (ohne Abendmahl),
B. Abendmahlsgottesdienst.

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Serie

Dieser Beitrag gehört zur Serie "Wie geht evangelischer Gottesdienst".

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Lebendiges Kirchenjahr

Dieser Beitrag steht im Themenbereich Lebendiges Kirchenjahr.

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Kirchenjahr
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Spiritualität

Kirchenjahr gehört mit Kirche und Bibel zum Bereich Spiritualität.

Ich habe mich für die Form II B entschieden, weil sie den Gottesdienst mit Predigtteil und Abendmahl bietet. Es ist sozusagen die vollständigste Form. Allerdings habe ich zusätzlich noch ein paar Punkte aufgenommen, die in der Ordnung, wie sie im Gesangbuch abgedruckt ist, fehlen. Das sind zum einen liturgische Teile, die meiner Meinung nach schlicht und einfach fehlen, wenn man von den Ordnungen des Gottesdienstes ausgeht, die in anderen Landeskirchen oder traditionell üblich sind bzw. waren. Weitere Punkte, die ich einzeln aufführe, sind sicher in den Teilen im Gesangbuch mitgedacht. Dazu gehört zum Beispiel die Begrüßung am Anfang oder die Verlesung des Predigttextes im Zusammenhang mit der Predigt.

Als ich mich jetzt noch einmal intensiv mit der Ordnung im Gesangbuch der EKHN beschäftigt habe, ist mir etwas aufgefallen, das mir bisher nicht bewusst war. Ich bin wirklich sehr erstaunt darüber, dass in dieser Ordnung kein Lied am Schluss des Gottesdienstes vorgesehen ist. Dies taucht nur in den Ordungen mit Abendmahl als Danklied zum Abendmahl auf. Ich kenne aber keine Kirchengemeinde, in der es kein Schlusslied gibt – selbst mit Gottesdienst ohne Abendmahl.

Folgende Elemente sind in der Gottesdienstordnung Form II B der EKHN nicht aufgeführt:

  • Vorbereitung
  • Glockengeläut
  • Einzug
  • Begrüßung
  • Predigttext
  • Kanzelgruß
  • Gebet vor der Predigt
  • Kanzelsegen
  • Stilles Gebet zur Beichte
  • Friedensgruß
  • Einladung zum Abendmahl
  • Schlusslied
  • Sendung

Proprium und Ordinarium

Die einzelnen Elemente des evangelischen Gottesdienstes werden nicht nur nach der Stellung in den vier Abschnitten des Gottesdienstes unterschieden. Wir unterscheiden auch Stücke, die immer gleich sind – diese nennen wir Ordinarium (lateinisch, etwa: “das Regelmäßige”) – und Stücke, die jeden Sonntag oder Feiertag wechseln – die werden Proprium genannt. Mit dem Proprium (lateinisch, etwa: “das Besondere”, “das Eigene”) wird also auch das jeweilige Thema Sonntags oder Feiertags festgelegt.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus dem Sonntag verschiedene besondere Feiertage. Auch wurden einzelne Themen und Geschichten aus der Bibel und des christlichen Glaubens mit einem Sonntag verbunden. Heute hat jeder Sonntag ein bestimmtes Thema. Jeder Sonn- und Feiertag hat deshalb ihm zugeordnete Lesungstexte, Psalmen und Lieder. Wir nennen diese thematische Zuordnung zu einem Sonntag das Proprium. Es ist das typische und unverwechselbare eines jeden Sonntags. Zum Ordinarium gehören zum Beispiel das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, die Einsetzungsworte des Abendmahls, der Segen und viele liturgische Gesänge.

Am deutlichsten werden die Themen des Propriums wohl in den Lesungs- und Predigttexten, den so genannten Perikopen. Die Auswahl der Perikopen ist deshalb sehr wichtig und die Grundlage für die inhaltliche Ausrichtung der Sonn- und Feiertage. In der Perikopenordnung, die seit dem 1. Advent 2018 in der Evangelischen Kirche in Deutschland gilt, gibt es sechs Reihen von Perikopen aus den Evangelien, Episteln und dem Alten Testament. Im Laufe eines Jahres werden alle Perikopen einer Reihe als Predigttexte in den Gottesdiensten verwendet. Daher hat die Pfarrerin und der Pfarrer den Predigttext des jeweiligen Sonntags!

Die Texte des Propriums werden in der Agende zusammengestellt. Dazu gehören neben den Perikopen auch der Wochenpsalm, der Wochenspruch, die Wochenlieder und Gebete. Alle diese Texte sind nicht verpflichtend. Als Predigttext zum Beispiel kann auch jeder andere biblische Text oder auch einmal ein Thema verwendet werden.

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Übersicht über die Elemente des Gottesdienstes

In dem folgenden Abschnitten werde ich alle diese liturgischen Elemente einzeln vorstellen. Hier findest Du sie in der Reihenfolge und unter den vier Abschnitten des Gottesdienstes.

Eröffnung und Anrufung

  • Vorbereitung
  • Glockengeläut
  • Musik zum Eingang
  • Einzug
  • Begrüßung
  • Eingangslied
  • Votum
  • Amen (Votum)
  • Eingangsspruch Psalm- Kurs Gottesdienst
  • Gloria Patri|Gloria Patri
  • Sündenbekenntnis
  • Kyrie
  • Gnadenverkündigung
  • Gloria
  • Salutatio
  • Eingangsgebet
  • Amen (Eingangsgebet)

Verkündigung und Bekenntnis

  • Schriftlesung
  • Halleluja, Amen
  • Lied oder Chorgesang Schriftlesung
  • Evangelienlesung
  • Lobruf
  • Glaubensbekenntnis
  • Lied vor der Predigt
  • Predigttext
  • Kanzelgruß
  • Gebet vor der Predigt
  • Predigt
  • Kanzelsegen
  • Lied nach der Predigt
  • Abkündigungen
  • Dankopfer
  • Fürbittengebet

(Wenn kein Abendmahl:)

  • Stilles Gebet
  • Vaterunser

Abendmahl

  • Beichte
  • Stilles Gebet zur Beichte
  • Zuspruch der Vergebung
  • Abendmahlslied
  • Danksagung
  • Lobgebet
  • Sactus
  • Vaterunser
  • Einsetzungsworte
  • Agnus Dei
  • Friedensgruß
  • Einladung zum Abendmahl
  • Austeilung des Abendmahls
  • Dankgebet
  • Danklied

Sendung und Segen

  • (Wenn kein Abendmahl: Schlusslied)
  • Sendung
  • Segen
  • Amen (Segen)
  • Musik zum Ausgang

Im Laufe der Veröffentlichung von einzelnen Beiträgen zu all diesen Elementen der Gottesdienstordnung werde ich diese hier verlinken.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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