Dieser Beitrag „Das erste Abendmahl“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich täglich Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

Lesung III, Gründonnerstag

Matthäus 26, 17–30

17 Aber am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten?
18 Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passamahl halten mit meinen Jüngern.
19 Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm.
20 Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.
21 Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
22 Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln zu ihm zu sagen: Herr, bin ich’s?
23 Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten.
24 Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.
25 Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich’s, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.
26 Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
27 Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;
28 das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
29 Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.
30 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

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Das erste Abendmahl, Gründonnerstag, Lesung III, Matthäus 26, 17–30

Es war das letzte Abendessen, das Jesus mit seinen Freunden zu sich nahm, bevor alles vorbei war. Es war das erste Abendmahl, das Jesus für die Christinnen und Christen feierte, bevor alles wieder neu begann.

Heute fragen sich viele in der Kirche: Wann kommt das erste Abendmahl nach Corona? Jetzt werden wieder die meisten Gottesdienste an Gründonnerstag, Karfreitag und den Osterfeiertagen ausfallen, bzw. digital gefeiert. Das allein ist schon schlimm genug für die Gläubigen. Dass aber schon seit einer gefühlten Ewigkeit kein Abendmahl mehr stattfinden kann, das ist grausam.

Ich selbst habe diese Sehnsucht nach dem Abendmahl. In den letzten Tagen bin ich auch gefragt worden, wann es denn endlich nochmal ein „echtes“ Abendmahl geben wird. Wann feiern wir endlich wieder das erste Abendmahl nach dieser Durststrecke durch Corona.

Woher kommt diese Sehnsucht?

Wenn wir in den Lesungstext reinschauen, dann spüren wir eine gewisse Wehmut. Da ist der Abschied Jesu von den Jüngern irgendwie gefühlsmäßig zu fassen, auch wenn die Jünger selbst noch nicht recht verstehen, was kommt. Da ist die Geschichte mit Judas, die uns irgendwie immer wieder verwirrt. Warum tut er das? Wie kann Jesus das so gelassen hinnehmen? Und dann ist da dieses letzte, erste Abendmahl.

Wer versteht schon wirklich, was Jesus da tut? Wer kann im Verstand erfassen, was mit Blut und Leib Jesu trinken und essen gemeint ist. Bleibt nicht dieses erste Abendmahl und alle weiteren, die schon gefeiert wurden und alle die, die noch gefeiert werden, nach denen wir uns sehnen, immer ein großes Geheimnis? Geheimnis des Glaubens – so heißt es in der Abendmahlsliturgie.

Vielleicht ist das ja auch ein Geheimnis unserer Sehnsucht. Da ist etwas da, zu spüren, was wir aber nicht fassen können. Da ist ein Vorgeschmack auf etwas, was wir hoffen, aber noch nicht sehen. Doch – das ist das Besondere am Abendmahl – wir können es schmecken und sehen – mit unseren Sinnen erfassen. Wir sehen die Elemente des Abendmahls: Brot und Wein. Und wir können sie schmecken.

Ich bin ja überzeugt davon, dass die Vergebung, die uns das Abendmahl verspricht auch eine Rolle bei der Sehnsucht spielt – insgeheim brauchen wir das dann doch, auch wenn wir heute so ungern von Sünde reden. Insgeheim sehnen wir uns nach einer heilen Welt, in der es keine Verräter, kein Corona, keinen Tod mehr gibt.

Das erste Abendmahl, das Jesus hier feiert – wir sagen auch „einsetzt“ – ist der Anfang von etwas Neuem, das spätestens am Ostermorgen in Kraft tritt und sichtbar wird. Was genau und wie genau, das ist noch ein Geheimnis, aber im Abendmahl schmecken wir es.

Bleibt noch die Frage, ob ein digitales Abendmahl diese Sehnsucht erfüllen kann. Vielleicht erfahren viele, die zum ersten Mal ein erstes Abendmahl digital mitfeiern, dass es gut ist. Ich bin schon der Meinung, dass das geht. Aber dennoch fehlt etwas. Natürlich ist das Abendmahl auch analog immer nur ein Vorgeschmackt des „himmlischen Abendmahls“, der vollen Gemeinschaft mit Gott, aber virtuell fehlt eben noch mehr. Vor allem fehlt die Gemeinschaft.

Bei uns zuhause gibt es heute am Gründonnerstag wenigstens ein klein wenig Tradition, die spüren lässt, dass Gründonnerstag ist: Es gibt Kartoffeln mit Grüner Soße. Grün, wegen Gründonnerstag – auch wenn ich natürlich weiß, dass das Grün in Gründonnerstag nicht die Farbe ist, sondern von „greinen“ kommt und so viel heißt, wie weinen, trauern. Die Grüne Soße gehört aber einfach dazu.

So ist auch dieser Gründonnerstag mitten in der Corona-Zeit ein Vorgeschmack auf ein erstes Abendmahl in der Gemeinschaft anderer Christen und Christinnen nach dem Lockdown und auch ein Vorgeschmack auf Gottes neue Welt – in der es auch keine Corona-Pandemie mehr geben wird.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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