Dieser Beitrag „Frieden mit Gott“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich täglich Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

Lesung III, Karfreitag

Jesaja 52, 13–15; 53, 1–12

52, 13 Siehe, meinem Knecht wird’s gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
14 Wie sich viele über ihn entsetzten – so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch und seine Gestalt nicht wie die der Menschenkinder –,
15 so wird er viele Völker in Staunen versetzen, dass auch Könige ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn was ihnen nie erzählt wurde, das werden sie nun sehen, und was sie nie gehört haben, nun erfahren.
53, 1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und an wem ist der Arm des Herrn offenbart?
2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.
7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wen aber kümmert sein Geschick? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war.
9 Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
10 Aber der Herr wollte ihn also zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und lange leben, und des Herrn Plan wird durch ihn gelingen.
11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben.
Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.
12 Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben dafür, dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.

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Frieden mit Gott, Karfreitag, Lesung III, Jesaja 52, 13–15; 53, 1–12

Es ist Karfreitag – ein Tag des Leidens und des Todes. Wir lesen heute einen Text über den sogenannten Gottesknecht aus dem Buch des Propheten Jesaja. In diesem Text wird beschrieben, wie ein Mensch durch die tiefste Tiefe von Leid und Tod geht, aber von Gott bestätigt wird. Die Forschung ist sich nicht einig, wer damit gemeint war vor ungefähr 2500 Jahren. Es könnte eine Einzelperson, zum Beispiel der Prophet, gemeint sein. Es könnte auch das Volk Israel als ganzes gemeint sein. Die Christen, ein halbes Jahrtausend später, waren sich ganz sicher: Damit ist Jesus gemeint.

Jesus, der Gottesknecht, der den Willen Gottes erfüllt, ans Kreuz geht und den Verbrechertod stirbt, damit wir Gemeinschaft mit Gott haben können. Es ist durchaus erstaunlich, wie sehr wir die Passionsgeschichte in diesen viel älteren Text einschreiben können.

Ein zentraler Punkt für den christlichen Glauben ist, dass Jesus die Menschen mit Gott ins Reine bringt. In diesem Jesajatext wird zum ersten Mal im Alten Testament das Leiden nicht als Strafe Gottes gesehen, sondern als stellvertretendes Leiden für andere. Der Gerechte – für uns Jesus – gibt sein Leben für die, welche die Gemeinschaft mit Gott verloren haben. Damit macht er Frieden zwischen Gott und seinen Menschen.

Ich möchte mich in dieser kurzen An-ge-dacht auf den einen Aspekt konzentrieren: Damit wir Frieden haben. Dieser kleine Teilsatz steht mitten in dem Lesungstext. Das ist doch wunderbar. Frieden, was für ein tolles Wort. Es ist ein Wort der Sehnsucht und der Hoffnung, wenn gerade nicht Frieden ist. Wir kennen Krieg ja überwiegend nur aus den Nachrichten. Wenn Menschen, die wirklich Krieg und Bürgerkrieg erlebt haben – zum Beispiel die Flüchtlinge, die bei uns Zuflucht suchen – darüber sprechen, dann bekommen wir einen Eindruck davon, welches Glück wir haben, in Frieden zu leben.

Wie ist das aber mit dem Frieden mit Gott? Haben wir denn Krieg mit Gott? Wenn wir auf das hebräische Wort schauen, das in dem Text mit Frieden übersetzt wird, dann sehen wir das Wort: Schalom. Schalom ist viel mehr als die „Abwesenheit“ von Krieg. Frieden ist nicht, wenn die Waffen schweigen. Frieden muss mehr sein. Wenn wir dahinter kommen, was wirklicher Friede, was Schalom ist, dann verstehen wir auch, warum Gott in Jesus mit uns Frieden machen will.

Schalom bedeutet im Alten Testament: „umfassendes Glück, Wohlergehen des Einzelnen und der Gemeinschaft, gelungenes Leben in gelungenen Beziehungen – zueinander, zu sich selbst, zur Umwelt, zu Gott“ (Kleines Lexikon zur Lutherbibel). Hier merken wir schon, wie umfassend der Friede mit Gott sein soll. Wenn wir in unsere Welt schauen, dann sind wir weit davon entfernt. Nicht nur in der weiten Welt da draußen, auch in unserer kleinen Welt des Alltags. Dieser umfassende Friede Gottes ist dann wirklich ein Sehnsuchtswort. Es lohnt sich, darauf zu hoffen, dass Gott Schalom macht.

Mir ist noch ganz wichtig, dass es bei dem Frieden Gottes eben nicht nur um den persönlichen Glauben und die individuelle Gemeinschaft eines Gläubigen, einer Gläubigen mit Gott geht, sondern auch um den Nächsten, die Gesellschaft, die ganze Welt. Das wird gerade bei den Propheten im Alten Testament sehr deutlich. Sie fordern statt persönlicher Frömmigkeit, dass sich die Menschen für Gerechtigkeit im Land einsetzen, gerechte Gerichtsverfahren, Unterstützung der Armen, Annahme der Fremden, Fürsorge für die Schwächsten – bei den Propheten werden immer wieder die Witwen und Waisen genannt.

Wenn wir weiter darüber nachdenken, was es bedeuten kann, dass in Jesu Tod am Kreuz und schon im Vorausblick auf den Ostermorgen, Gottes Schalom für uns und die Welt angebrochen ist, dann ist das eine wunderbare Aussicht. Lasst uns diese Hoffnung festhalten, dass Frieden mit Gott möglich ist und er uns auf dem Weg dahin in seiner Hand hält.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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