Predigt Karfreitag Hebräer 9,15.26b-28

Predigt Karfreitag Hebräer 9,15.26b-28 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe Marginalie, Thema: Brauchen wir das Kreuz? Gehalten im Gottesdienst an Karfreitag, den 07.04.2023 in Manderbach.

Sonn-/Feiertag: Karfreitag

Perikopenreihe: Marginalie

Predigttext Hebräer 9,15.26b-28

15 Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, auf dass durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.
26b Nun aber, am Ende der Zeiten, ist er ein für alle Mal erschienen, um durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben.
27 Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht:
28 so ist auch Christus einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal erscheint er nicht der Sünde wegen, sondern zur Rettung derer, die ihn erwarten.

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Predigt Karfreitag Hebräer 9,15.26b-28

Brauchen wir Karfreitag?

Liebe Gemeinde!
Heute ist Karfreitag. Allgemein sagen wir, das ist der höchste Feiertag in der evangelischen Kirche. Wenn wir aber den Karfreitag mit Weihnachten vergleichen, dann scheint doch Weihnachten – oder besser gesagt: Heilig Abend – viel wichtiger zu sein. Zumindest, wenn man sich den Gottesdienstbesuch anschaut. Wie kommt das?

Liegt es daran, dass die Botschaft von Weihnachten – ein Kind ist geboren – viel schöner ist, als die Botschaft von Karfreitag – ein Mann ist grausam hingerichtet worden? Oder liegt es daran, dass Weihnachten ein Familienfest ist und an Karfreitag kaum noch jemand weiß, was wir an diesem Tag begehen?

Einmal brachte eine Frau ihren Sohn in der Zeit vor Karfreitag in den Kindergottesdienst und sagte zu mir: Bitte erzählen sie nicht so grausame Geschichten von Jesus am Kreuz. Geht das überhaupt? Karfreitag ohne Kreuz?

Christlicher Glaube ohne das Kreuz, das wäre Christentum light. Das gibt es nicht. Und wenn es noch so schön wäre. Natürlich würden wir lieber nur von freudigen Ereignissen reden und selbstverständlich würden wir alle am liebsten nur gute Nachrichten hören. Doch unsere Welt ist einfach nicht so. Unsere Welt hat diese schwierigen, negativen, grausamen Seiten.

Wir haben gerade in den letzten Jahren sehr viele solche negativen Dinge erlebt. Die Corona-Pandemie, Finanzkrise, Inflation, Krieg in der Ukraine, Erdbeben in der Türkei und Syrien und und und.

Es gibt keine Welt ohne Kreuz

Unser Predigttext redet von der Welt wie sie ist. Unser Glaube braucht den Karfreitag mit dem Kreuz, weil wir keine Welt ohne Kreuz haben. Wenn unser Glaube wirklich tragfähig sein soll, dann dürfen wir die Augen vor den schrecklichen Dingen nicht verschließen.

Gott hat es schließlich auch nicht gemacht. In Jesus ist Gott auch in diese Tiefen der Welt und unseres Lebens hineingegangen. Er hat alles durchgehalten, bis zum Tod am Kreuz. Grausam? Ja, aber notwendig. War das ein Opfer? Ja, aber mit Sinn.

Dürfen wir dabei noch von Opfer reden?

Der Gedanke an Opfer für die Götter war damals klar und verständlich. Alle alten Religionen hatten Opferkulte. Blutige Opfer. Tieropfer. Und manche sogar Menschenopfer.

Heute gibt es in unserer Alltagserfahrung keine solchen Opfer mehr. Aber wir kennen doch auch den Gedanken an Opfer. Es gibt sogar heute wieder Menschen, die die alten Religionen neu beleben wollen (Neuheidentum). Wir kennen auch Opfer im Krieg, Wenn Kameraden sich für die anderen opfern. Das ist dann sogar ein stellvertretendes Opfer, von dem im Blick auf Jesus auch unser Predigttext redet.

Aber auch im Kleinen, in unserem alltäglichen Leben kennen wir Opfer.

  • Da ist eine bereit, Zeit, Kraft und Geld zu opfern um dem türkischen Nachbarskind Deutsch beizubringen.
  • Da sind Familien bereit, alles zu geben, damit die Mutter nicht ins Heim muss.
  • Pfleger und Krankenschwestern geben alles um den Patienten zu helfen.
  • Ehrenamtliche opfern ihre Freizeit für die Arbeit im Verein, in der Kirche, bei der Feuerwehr, beim DRK usw.
  • Fügt gerne noch weitere Beispiele dazu…

In diesem Sinne führen Opfer dazu, dass Menschen geholfen wird, dass sich die Zustände in unserer Welt ein kleines bisschen bessern.

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Das Opfer Gottes

Was wir heute im Predigttext lesen, war vor 2000 Jahren ungeheuerlich. Durch Jesu Tod am Kreuz sollten alle blutigen Opfer in den Tempeln der damaligen Welt überflüssig geworden sein? Ja, die Christen haben diese Opfer abgeschafft. Das war nicht mehr nötig. Dafür machten die Mächtigen in Rom die Christen selbst zum Opfer und brachten sie ins Gefängnis und in die Arena.

Unser Text aus dem Hebräerbrief geht aber noch viel weiter. Er gibt sich mit einer kleinen Verbesserung der Zustände nicht zufrieden. Er nimmt die Erlösung der ganzen Welt in den Blick. Deshalb dieses „ein für allemal“. Im Opfer, im Kreuz Jesus liegt die Erlösung der ganzen Welt. Das ist die Hoffnung, die auch im Karfreitag liegt, auch wenn die Trauer und der Ernst heute vorherrscht.

Es soll nicht so bleiben. Damit finden wir bei allem Nachdenken über das Kreuz, das Opfer und die schrecklichen Dinge in unserer Welt, auch ein Stück Hoffnung. Dies lässt uns einen kleinen Blick voraus auf die Osterhoffnung werfen. Deshalb sei auch heute am Karfreitag schon ein weing Osterfreude erlaubt.

Bis das wahr wird, bis das von Gott wahr gemacht wird, bleibt uns, unser Kreuz auf uns zu nehmen. Auch das gehört zu den kantigen Seiten des christlichen Glaubens. Aber darin liegt auch ein Stück Lebensweisheit und Hoffnung.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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