Dieser Beitrag „Beten ist Freude“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich hin und wieder Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

Lesung I Rogate

Johannes 16, 23b–28(.29–32.)33

23b Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.
24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.
25 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.
26 An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde;
27 denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.
28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.

29 Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht in einem Bild.
30 Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.
31 Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr?
32 Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

33 Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Den Text auf die-bibel.de lesen: hier klicken!

Beten ist Freude, Rogate, Lesung I, Johannes 16, 23b–28(.29–32.)33

Beten ist Bitte und Fürbitte

Dieser kurze Satz „Beten ist Freude“, den ich als Überschrift über diesen Beitrag geschrieben habe, ist mir selbst erst bei der Bearbeitung der Perikope aufgegangen. Als Pfarrer habe ich bereits tausende von Gebeten öffentlich im Gottesdienst, bei Andachten und Veranstaltungen, gesprochen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, fällt mir auf: Die überwiegende Mehrzahl waren Gebete mit Bitten und Fürbitten.

:
Bibel im Kirchenjahr

Dieser Beitrag steht im Themenbereich Bibel im Kirchenjahr.

>
Kirchenjahr
F
Spiritualität

Kirchenjahr gehört mit Kirche und Bibel zum Bereich Spiritualität.

R
Übersicht

Infos über alle Themen meines Blogs findest Du auf der Übersichtsseite.

Daran ist grundsätzlich nichts falsch! Das Gebet am Schluss unserer Gottesdienst wird ja sogar ausdrücklich so genannt: das Fürbittengebet, das dann mit dem Vaterunser abgeschlossen wird. Natürlich kennen wir auch das Lob Gottes in einem Gebet und die Klage. Ganz besonders intensiv finden wir dies in den Psalmen, die ja auch Bestandteil unserer Gottesdienste sind.

Ich frage mich aber heute: Wo kommt dabei „Beten ist Freude“ zum Ausdruck? Vielleicht fragst Du Dich auch, wie ich auf diesen Satz bei diesem Bibeltext gekommen bin. Dieser Text ist der Abschluss der sogenannten Abschiedsreden Jesu. Im Grunde geht es dabei doch um das genaue Gegenteil von Freude. Es ist vielmehr eine bedrohliche Situation, vor der Jesus und auch seine Jünger stehen. Der Text blickt schon auf den Leidensweg, den Tod Jesu am Kreuz und die Zerstreuung und Agonie der Jünger (Vers 32).

Vollkommene Freude

In diesem Zusammenhang steht dann dieser erstaunliche Satz: „Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.“ Jesus gibt seinen Jüngern und damit auch uns heute mitten in Angst und Leid eine wunderbare Hoffnung mit auf den Weg – Vollkommene Freude. Und diese Freude ist das Ergebnis des Betens. Beten ist Freude.

Dieser Gedanke ist eingebettet in Jesu Rede von der Liebe Gottes zu seinen Jüngern. Schließlich endet dieser Abschnitt mit der Zusage: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Diese Aussagen sind das Fundament für die Freude der Jünger. Sie sollen wissen, dass sie immer in Gottes liebenden Händen sind, egal was auch kommt.

Schauen wir jetzt auf die Frage, wie diese Freude des Gebetes auch mit Klage, Bitte und Fürbitte zusammenkommt. Wie ist das mit der Klage? Wenn Menschen im Gebet vor Gott klagen, dann geht es immer um Ungerechtigkeit oder Leid, das ihnen widerfahren ist. Auch bei der Fürbitte bitten wir meist für Menschen, die in irgendeiner Not sind. Wenn wir für uns selbst bitten, dann betrifft das Gebet oft Situationen, in denen wir Hilfe brauchen.

Wo bleibt da die Freude? Die Freude liegt in dem Wissen, dass das alles bei Gott aufgehoben ist, der uns liebt und deshalb nur das Beste für uns will. Natürlich ist das in der Situation von Leid und Schwierigkeiten nicht offensichtlich. Es fällt oft genug schwer, in solchen Lebenslagen auf das Gute zu blicken, dass es auch im Leben gab und hoffentlich wieder geben wird. Das ist klar! Hier geht es eben nicht um grundlose Freude oder um Freude an sich.

Das könnte Dich auch interessieren:

Beten ist Freude

Beten ist Freude bezieht sich dann eher auf eine stille Freude. Es ist eine erwartungsvolle Freude, die um Gottes Liebe weiß. Diese Freude kommt aus der Zuversicht und Hoffnung, dass Gott das Gebet hört und den Beter nicht verlässt. Vielleicht gelingt es uns zumindest hin und wieder, das mitzubedenken, wenn wir beten – auch in schwierigen Situationen.

Schließlich möchte ich noch fragen: Sollte aber nicht auch die Freude ausdrücklicher Bestandteil unseres Gebet sein? Ich habe schon mal einen Beitrag über ein Gebet geschrieben, das genau so spricht. Es bringt diesen Satz „Beten ist Freude“ auf wunderbare Art und Weise zum Klingen. Der erste Satz ist schon ein jubeldner Ausdruck der Freude: „Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.“ Du kannst meinen Beitrag dazu hier lesen: Dankbar beten.

Ich habe mir vorgenommen im persönlichen Gebet und auch im Gottesdienst mehr darauf zu achten, dass die Freude über Gottes Liebe zum Ausdruck kommt.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

Abonniere meinen Newsletter!

Die Eingabe von Vorname und Nachname ist freiwillig!


Ja, ich will den Newsletter mit Infos zu den Themen von uwe-hermann.net abonnieren.

Hinweise zum Einsatz des Versanddienstleisters MailChimp, Protokollierung der Anmeldung und Deinen Widerrufsrechten erhältst Du unter Newsletter-Infos und in der Datenschutzerklärung.

Das könnte Dich auch interessieren: