Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit dem Thema Dankbarkeit. In diesem kukuk habe ich ein wunderbares Gebet dazu – dankbar beten, sozusagen. In meinem Kinderzimmer zuhause hatte ich ein Bild an der Wand hängen mit diesem Gebet. Es begleitet mich also schon seit sehr langer Zeit.
Lies einfach erst mal und genieße den Text.
Herr, ich werfe meine Freude
wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert
und ich freue mich am Licht.
Deine Sonne hat den Tau weggebrannt
vom Gras und von unseren Herzen.
Was da aus uns kommt,
was da um uns ist an diesem Morgen,
das ist Dank.
Herr, ich bin fröhlich heute am Morgen.
Die Vögel und Engel singen,
und ich jubiliere auch.
Das All und unsere Herzen
sind offen für deine Gnade.
Ich fühle meinen Körper und danke.
Die Sonne brennt meine Haut, ich danke.
Das Meer rollt gegen den Strand, ich danke.
Die Gischt klatscht gegen unser Haus, ich danke.
Herr, ich freue mich an der Schöpfung
und dass du dahinter bist und daneben
und davor und darüber und in uns.
Ich freue mich, Herr, ich freue mich und freue mich.
die Psalmen singen von deiner Liebe,
die Propheten verkündigen sie,
und wir erfahren sie:
Weihnachten, Ostern, Pfingsten
und Himmelfahrt ist jeder Tag
in deiner Gnade.
Herr, ich werfe meine Freude
wie Vögel an den Himmel.
Ein neuer Tag, der glitzert und knistert,
knallt und jubiliert von deiner Liebe.
Jeden Tag machst du. Halleluja, Herr!
Amen.
Gebet aus Westafrika
Dankbar beten
Mich fasziniert, wie die Dankbarkeit in diesem Gebet mit Freude und Liebe zusammen gesehen wird. Es ist wohl ein endloser Kreislauf:
Wenn du Liebe erfährst, dann freust du dich.
Wenn du dich freust, kannst du dankbar sein.
Wenn du dankbar bist, freust du dich.
Wenn du dich freust, kannst du Liebe weitergeben.
Wenn du Liebe gibst, dann kannst du Dankbarkeit erleben.
…
In diesem Gebet spürt der Beter die Liebe Gottes. Das ist ja eigentlich ein abstrakter Gedanke. Wie soll das gehen? Deshalb nennt er ganz konkrete Dinge über die er sich freut.
Es sind ganz konkrete Dinge, die der Beter sieht und spürt: Sonne, Wasser, Vögel… Konkret spürbar wird Gottes Liebe ganz besonders in der Schöpfung, in der Natur. Das ist ein Grund, warum ich dringend empfehle, jeden Tag mindestens einen Spaziergang draußen zu machen!
Bitte achte auf eine Kleinigkeit in dem Text! Der Beter freut sich und ist dankbar für seinen eigenen Körper! Wow, das könnten viele von uns gebrauchen. Wie viele Menschen gibt es, die ganz und gar nicht zufrieden sind mit sich selbst, mit Aussehen, Gewicht, Beweglichkeit… Freu dich darüber, dass du dich selbst spürst. Freu dich darüber, dass du einmalig bist. Freu dich darüber, dass Gott dich liebt, so wie du bist.
Es sind aber auch die christlichen Feiertage, in deren Traditionen die Liebe Gottes sichtbar, spürbar werden soll. Leider haben wir das heute meist vergessen. Ich meine damit nicht den sogenannten „Traditionsabbruch“ in unserer Gesellschaft, sondern vielmehr die Art, wie wir in der Kirche damit umgehen. Warum sind unsere Gottesdienste an Weihnachten, Ostern… oft so etwas wie bürgerliche Bildungsveranstaltungen?
Sollten wir nicht wieder neu lernen, Weihnachts-Gottesdienste zu feiern, in denen wir uns freuen wie die kleinen Kinder? Oster-Gottesdienste, in denen herzhaftes Lachen Platz hat (Osterlachen)? Pfingst-Gottesdienste voller Bewegung? Aber auch Karfreitags- Gottesdienste, in denen Leid und Tränen Platz haben und Totensonntags-Gottesdienste, in denen Trauer und Trost erlebt werden können?
Darüber möchte ich gerne als Christ und auch als Pfarrer weiter nachdenken. Vielleicht hast du ja auch einen Gedanken dazu. Dann schreib doch gerne einen Kommentar oder schick mir eine Mail (uwe@uwe-hermann.net).
Üblicherweise wird als Quelle für diesen Text angegeben: Gebet aus Westafrika. Leider konnte ich nicht herausfinden, woher dieses Gebet ursprünglich tatsächlich stammt. Veröffentlicht hat es offensichtlich Fritz Pawelzik auf Deutsch. Leider steht mir das Buch auch nicht zur Verfügung, weshalb ich das nicht nachprüfen kann. Sollte jemand genaueres wissen, auch eventuell über Rechteinhaber, dann informiere mich doch bitte.
Hier die Quellenangabe für das Pawelzik-Buch:
aus: Fritz Pawelzik, Ich werfe meine Freude an den Himmel, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1992
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe
Zu den Gottesdiensten im Kirchenjahr: Ich würde schon sagen, dass Lehre, Belehrung, Informastion und Bildung auch dazu gehört – damit Leute lernen, dass die alten Vorstellungen auch aussagbare Inhalte haben. Bei Hiommelfahrt wird die Belehrung manchmal exzessiv. Das weiß doch eigentlich jeder, dass es um was anderes geht als um eine Rakete ins Weltall; und dass räumliche Vorstellungen fehl am Platz sind. Bei Ostern ist’s schon ziemlich schwierig; und deshalb halten sich viele Prediger zurück – mit Ausnahme derer, die zum 1001. Mal beweisen wollen, dass das Grab leer war. Ist ja wirklich leer: nix Sinnvolles drin zu finden 🙂 Hätte das Paulus etwa interessiert?! Das Osterlachen wäre mir allerdings auch zu wenig. Mein Zentrum wäre da eher so etwa das, was in 2. Kor 4,6 steht: Gegen die Finsternis Gottes Licht … Oder der Umschlag, der in Psalm 22 angeleght ist: wer den Anfrang betet (V2!), darf doch zu diesem Ziel kommen: 29 Denn des HERRN ist das Reich, und er herrscht unter den Heiden.
30 Ihn allein werden anbeten alle, / die in der Erde schlafen; vor ihm werden die Knie beugen alle, / die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten.31 Er wird Nachkommen haben,..
Bei Weihnachten: Da hatte ich immer wieder den Eindruck, dass Leute gerne in die Gottesdienste kommen, weil das kaum den Geschmack einer Bildungsveranstaltung hat, sondern da wird wirklich gefeiert. Nu ja, oft zu unreflektiert, ein bisschen kritische Nachdenklichkeit würde auch da nichts schaden… 😉 Zum Beispiel kam ich doch öfters drauf, wie das mit dem Datum 25. Dezember geworden ist: Auseinandersetzung mit anderen Herrschaftsansprüchen…
Sicher nicht haarscharf das Thema treffend; und weder Ent-Gegnung noch Bestätigung. Trotzdem mal damit eisteigen: Mein Großvater, Pfarrer zwischen 1902/1905 bis 1939 habe gelegentlich bei zu sehr in der Klage gefangenen Kranken Psalm 103 gelesen. Und dann gesagt: wir wollen doch nicht vergessen, was Gott Gutes getan hat. Also zog er Zettel und Bleistift raus und sagte: Jetzt wollen wir mal aufschreien, wofürdoch trotz allem zu denken ist. Und habe erst aufgehört, wenn doch einige Punkte gesammelt waren. Vielleicht auch gesagt: Bitte die Liste ergänzen, bis ich wieder besuche. Ich hab’s nie gemacht. Mir kam’s zu sehr „pushing“ vor. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Kranke sich auf solche Zumutung hin trotzig einigeln. Trotzdem, eine gewisse Weisheit steckt drin. Ähnlich wie die, dass jüdische Geistliche (früher oder bis heute?) anscheinend Trauernden empfehlen ( verlangen ? ) , dass sie 1 Jahr lang aus dem Psalter die LOB-Psalmen lesen. Nicht in der Trauer versinken, sich nicht einigeln…
Solche Gebet wie das aus Westafrika (genauere Quelle weiß ich auch nicht) sind vielleicht ein schöneres Angebot: auf unaufdringliche Weise daran erinnern, woran man sich doch eigentlich freuen könnte. UInd das eben nicht als allgemeine Aufforderung, sondern mit konkreten Bildern – konkreten Erinnerungen an Gottes Guttaten – so eindrücklich, dass man merkt: ich würde etwas versäumen, wenn ich dem ausweichen wollte.
Zu KirchenjahrsGDiensten wollte ich eigentlich auch noch was schreiben, werde aber zum Essen gerufen – auch eine Guttat. 🙂