Gibt es eine richtige Art, zum Glauben zu kommen?
„Willst Du Dein Leben Jesus übergeben? Entscheide Dich jetzt! Komm jetzt nach vorne und lass für Dich beten!“
Kennst Du solche Sätze? Ich bin mir nicht sicher, ob das heute noch so üblich ist – naja, vielleicht in gewissen Kreisen schon. Ich habe solche Aufrufe unzählige Male gehört. Damals, als ich Jugendlicher war. Ich gehörte zu einem christlichen Jugendkreis. Unser Jugendleiter schleppte uns zu jeder Evangelisation, die im Umkreis stattfand. Und das waren damals vor 40 Jahren sehr, sehr viele. Immer wieder schlugen wir mit fünf bis fünfzehn Jugendlichen in Gemeindehäusern, Turnhallen und Zelten auf, wo „reines Gotteswort“ zu hören war.
Im Grunde war es immer dasselbe. Das habe ich sehr schnell gecheckt. Ich habe mich auch gefragt, warum wir überhaupt zu Evangelisationen gingen, wo Menschen zum Glauben kommen sollten. Wir waren doch alle gläubig. Deshalb gingen wir doch in den christlichen Jugendkreis und in den kirchlichen Gottesdienst und und und. Warum mussten wir immer wieder überzeugt werden? Trotzdem: Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen. Warum war ich nicht einmal diesen Aufrufen gefolgt und hatte mich bekehrt? Warum konnte ich nicht von einem solchen überwältigenden Erlebnis berichten?
Ich hatte diese eine große Frage im Kopf: Bist du überhaupt richtig zum Glauben gekommen? Bist du überhaupt ein echter Christ?
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Viele Wege führen zum Glauben
Es war eine lange Reise, ein schwieriger Prozess, bis ich für mich selbst zur Ruhe über diese Fragen gekommen bin. Leider ist das Ganze auch nicht so leicht zu erklären. Ich fürchte, wir Christen/Christinnen haben aus dem schlichten einfachen Glauben eine ziemlich komplizierte Sache gemacht. Vielleicht bist Du schon mal auf diese Begriffe gestoßen:
- zum Glauben kommen
- sich bekehren, Bekehrung
- Wiedergeburt
- Buße tun
- Umkehr
- Taufe
Irgendwie haben die alle damit zu tun, wie man zum Glauben kommt. Seltsam. Warum ist das so kompliziert? Möglicherweise liegt das vor allem daran, weil jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat. Offensichtlich gibt es nicht nur den einen, absolut richtigen Weg zum Glauben. Schwierig – nein, ich sage sogar: Falsch wird es, wenn der jeweils eigene Weg zum einzig wahren Weg erklärt wird.
So bunt, wie die Christenheit insgesamt, so bunt sind auch die Wege Gottes mit uns Menschen!
Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist. Ben Gurion
Eine gute Frage
Mich hat eine Leserin meines Blogs gefragt, wie ich zu Gott, zum Glauben gekommen bin. Ich möchte das gleich ganz kurz erzählen. Diese Frage hat in mir ganz viel ausgelöst. Deshalb arbeite ich gerade an mehreren Beiträgen zu dem Thema, in denen ich etwas genauer erläutere, was hinter all diesen Begriffen steht. Ich freue mich, wenn Du weiter mitliest (am einfachsten geht das, wenn Du den Newsletter abonnierst). Am meisten freue ich mich aber, wenn Du in den Kommentaren schreibst, wie es Dir ganz persönlich mit diesen Themen geht:
Wie bist Du zum Glauben gekommen?
Mein Weg zum Glauben
Nachdem mir in diesen Zeltevangelisationen klar geworden war, dass es so nicht geht (zumindest nicht bei mir), habe ich viel darüber nachgedacht, wie ich zu Gott gefunden habe. Ich wusste doch, dass ich gläubig war. Ich konnte aber keinen Moment angeben, an dem „es mich gepackt“ hatte. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich so ehrlich zu mir selbst sein konnte, um zu erkennen: Bei mir war der Weg viel unspektakulärer.
Ich hatte einen ganz normalen volkskirchlichen Lebenslauf – sollte ich sagen „Glaubenslauf“ – hinter mir: Meine Eltern hatten mich als Baby taufen lassen. Meine Mutter ist eine sehr gläubige Frau und mein Vater war zumindest der Meinung, dass Kirche grundsätzlich was Gutes ist. So wurde ich christlich erzogen. Später ging ich in den Kindergottesdienst (damals hieß das noch „Sonntagsschule“) und in den Religionsunterricht. Dann kam die Konfirmation und der christliche Jugendkreis. Irgendwie bin ich darein gewachsen. Ich war immer gläubig. Einstellungen und Verständnis des Glaubens und der Bibel veränderten sich zwar je nach Lebensalter und Situation, aber das Gefühl blieb: Gott ist da.
So bin ich zum Glauben gekommen: Durch meine Taufe und dann immer weiter „reinwachsen“.
Der Weg geht weiter
Bis heute, über 40 Jahre später, ist eine ganze Menge passiert. Es gab viele Veränderungen und Wachstum in Glaubensfragen – in meiner persönlichen Theologie. Es gab Zeiten, in denen ich mich Gott sehr nahe fühlte. Auch Phasen des Zweifels und der Unsicherheit kamen und gingen. Absolutes Unverständnis für Gottes Wege habe ich auch schon erlebt. Glaube ist immer ein Weg und er ist für alle Menschen verschieden.
Lass uns darüber reden! Schreib doch Deine Erfahrungen mit Deinem Glaubensweg in den Kommentaren oder schick mir eine Mail.
Hier habe ich noch zwei Beiträge, in denen ich etwas mehr über meinen Glauben geschrieben habe:
Dankbarkeit für den Glauben (Teil 1)
Dankbarkeit für den Glauben 2 (Teil 2)
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe