Zweifel hat viele Gesichter

Zweifel ist eine komplizierte Sache – das habe ich bei der Recherche zu diesem Thema sehr deutlich gemerkt. Einerseits scheint doch alles ganz klar zu sein: Zweifel ist ein alltägliches Wort. Jeder hat schon mal Zweifel gehabt.

Zweifel, ob eine Entscheidung richtig gewesen ist. Die Frage, ob wirklich wahr ist, was ein Mensch uns erzählt. Stimmt das, was die Werbung verspricht? Viele zweifeln daran, was die Politiker sagen.

Es gibt Zweifel, die unser Leben nicht besonders beeinflussen, aber es kann auch sein, dass es um sehr schwierige Fragen geht. Manche bewegt der Zweifel, ob eine Beziehung oder Freundschaft noch gut ist. Außerdem gibt es Zweifel auch immer wieder in religiösen Zusammenhängen: ist mein Glaube okay? Gibt es Gott wirklich?

Vor allem, wenn sich Zweifel auf andere Menschen bezieht, dann ist meistens das Vertrauen gestört. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, so sagt man. Dann gibt es auch Zweifel an allem anderen, was dieser Mensch sagt. Das wäre zum Beispiel ein Grund, wie Zweifel entstehen. Es sind aber vor allem unsere (negativen) Erfahrungen, die Zweifel in vielfältiger Weise hervorrufen.

Zweifel hat etwas mit Unentschiedenheit zu tun, aber auch mit Unsicherheit, Misstrauen und, im religiösen Sinn auch, Unglauben. Diesen verschiedenen Facetten von Zweifel möchte ich gerne nachgehen.

Was ist Zweifel eigentlich?

1. Zweifel hängt mit Entscheidungen zusammen und führt dann zu Unentschiedenheit.

Häufig stellen sich Zweifel ein, wenn wir (wichtige oder schwierige) Entscheidungen zu treffen haben. Ist das, was ich plane, wirklich richtig? Gäbe es nicht noch bessere Lösungen? Das kann dann dazu führen, dass die Entscheidung immer wieder aufgeschoben wird. So führt der Zweifel dann zu Unentschiedenheit.

2. Zweifel kann mit Beziehungen zu anderen Menschen zusammenhängen und führt dann zu Misstrauen.

Wenn negative Erfahrungen in der Vergangenheit das Vertrauen zu einem anderen Menschen zerstört haben, dann haben wir vielleicht Zweifel, an allem, was dieser Mensch tut oder sagt. Es kann sogar so weit gehen, dass es grundsätzlich schwierig wird, Beziehungen oder Freundschaften zu knüpfen. Misstrauen kann also eine schwierige Folge von Zweifel sein.

3. Zweifel kann sich auf mich selbst beziehen und führt dann zu Unsicherheit.

Die meisten Menschen kennen auch Selbstzweifel. Kann ich diese Aufgabe wirklich schaffen? Bin ich es wert, von einem anderen Menschen geschätzt oder geliebt zu werden? Solche Selbstzweifel können sich auf einzelne Punkte im Leben beschränken, aber auch grundsätzlich zu einer großen Unsicherheit führen.

4. Zweifel kann sich auf den Glauben beziehen und führt dann zu Unglauben?

Menschen, die religiös erzogen wurden oder religiös eingestellt sind (glauben), haben häufig zumindest in einer bestimmten Lebensphase Zweifel an ihrem Glauben. Sie denken dann darüber nach, ob der Glaube, der ihnen vermittelt wurde, gut, hilfreich oder richtig ist. Manchmal führt dieser Zweifel zum Unglauben; man wendet sich ganz von seinem Glauben ab.

Aber muss das so sein?

Ich habe jetzt nur die negativen Seiten des Zweifels beschrieben. Es gibt aber auch positive Punkte. Wissenschaftler sagen zum Beispiel, dass mit dem Zweifel jeder echte wissenschaftliche Fortschritt beginnt. Nur wenn es Zweifel gibt, Fragen, Unsicherheit, Unwissenheit, hat man auch die Motivation, zu forschen.

Auch im Alltag ist es wichtig, wenn etwa Zweifel an den Versprechungen von Werbung da sind. In diesem Zusammenhang machen Zweifel wirklich Sinn!

Ich möchte jetzt zu den vier Punkten von oben die positiven Seiten nennen.

1. Zweifel hängt mit Entscheidungen zusammen und führt dann zu klaren Entscheidungen, neuen Entdeckungen, Wissen, Erfolg, Glück.

Wenn der Zweifel im Zusammenhang mit Entscheidungsfindung dazu führt, die Vor- und Nachteile klarer abzuwägen, sich gründlich zu informieren und dann die beste Wahl zu treffen, dann ist das positiv. So kann der Zweifel, wenn er denkend überwunden wird, zu klaren Entscheidungen führen. In der Wissenschaft werden neue Entdeckungen möglich und neues Wissen kann gewonnen werden. So kann Zweifel auch zu Erfolg und Glück führen.

2. Zweifel kann mit Beziehungen zu anderen Menschen zusammenhängen und führt dann zu guten Beziehungen, Freundschaften, Kollegialität (weil die wirklich vertrauenswürdigen Menschen bleiben).

Wenn wir gut mit unseren Zweifeln an anderen Menschen umgehen, dann kann das auch dazu führen, diese Menschen besser kennen zu lernen, genauer einschätzen zu können. Natürlich gelingt das nur, wenn wir offen dafür sind. Im schwierigen Fall kann das zum Abbruch einer Beziehung oder Freundschaft führen. Andererseits bleiben dann aber die wirklich vertrauenswürdigen Menschen in unserem Leben. So kann Zweifel sogar zu guten Beziehungen, Freundschaft und Kollegialität führen.

3. Zweifel kann sich auf mich selbst beziehen und führt dann zu Selbstvertrauen (weil ich an meinen Schwachstellen arbeiten kann und die Stärken hervorhebe).

Wenn meine Selbstzweifel mich dazu bringen, an meinen Schwächen zu arbeiten und meine Stärken hervorzuheben, dann kann das sogar dazu führen, dass ich mehr Selbstvertrauen entwickle. Auch hier ist wieder die Voraussetzung, dass ich dafür offen bin und an mir arbeite.

4. Zweifel kann sich auf den Glauben beziehen und führt dann zu Gottvertrauen, Gewissheit (nicht: Sicherheit).

Diesen Glaubenszweifel nennt Martin Luther „Anfechtung“. Natürlich kann der Glaubenszweifel zu Unglauben führen, aber er kann auch zu einem gereinigten, toleranteren und tieferen Glauben führen. Selbst in der Bibel ist von diesem Glaubenszweifel bereits die Rede. Jemand, der sich seines Glaubens ganz und gar unsicher war, sagt einmal zu Jesus: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Spannende Sache, oder? Ich glaube darüber werde ich noch mal einen eigenen Artikel schreiben.)

Was gibt es noch zu sagen?

Zweifel hat also sehr verschiedene Facetten. Er kann uns Schwierigkeiten bereiten, aber auch zu einem besseren und glücklicheren Leben führen. Zweifel ist ja nicht nur schlecht. Er kann auch schützen. Zweifel an den Versprechungen der Werbung. Der Zweifel, ob der seltsame Anrufer mir wirklich einen Millionengewinn zukommen lassen will. Diese Zweifel sind wohl berechtigt und schützen mich vor unangenehmen Konsequenzen.

Auch im Umgang mit Menschen, mit denen ich im Alltag zu tun habe, kann Zweifel berechtigt sein. Auch da kommen die Erfahrungen, die wir gemacht haben, ins Spiel.

Das Gegenteil von Zweifel ist dann Vertrauen! Vertraue ich einem Menschen? Vertraue ich dem Hersteller eines bestimmten Produkts? Vertraue ich auf mich selbst, dass ich meine Aufgaben erledigen kann? Vertraue ich auf Gott, so wie ich ihn mir vorstelle?

Manchmal sind Zweifel aber auch unberechtigt. Das gilt besonders, wenn sie von Vorurteilen ausgelöst werden. Letztlich gilt deshalb immer: Schau Dir den einzelnen Menschen an! Lass Dir von Vorurteilen keine Zweifel aufdrängen!

Ein weiterer Punkt, der mich bei diesem Thema fasziniert hat, ist, dass Zweifel und Mut zusammengehören. Wenn ich Zweifel habe, dann gehört Mut dazu, eine Entscheidung zu treffen. Vielleicht lassen sich Zweifel nicht immer ganz ausräumen. Wenn wir dann immer im Zweifel verharren, gibt es keine Entwicklung im Leben. Gibt das nicht dem Leben eine ganz besondere Würze, immer wieder auch neuen Mut aufzubringen?

Vielleicht ist das für mich der wichtigste Satz in diesem Artikel: Hab den Mut, Dich auch immer wieder über Deine Zweifel hinwegzusetzen!

Links

Zum Schluss habe ich noch ein paar Links für Dich:

https://www.ekd.de/Zweifel-11288.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Zweifel

https://karrierebibel.de/zweifel-skepsis/

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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