Sind Lebensthemen negativ oder positiv?

Einer meiner Leser fragt mich, wie negative Lebensthemen sich positiv entwickeln können. Vor kurzem habe ich einen Beitrag über Lebensthemen geschrieben und möchte jetzt diese Anregung aufnehmen. Sind Lebensthemen negativ oder positiv?

Die wichtigste Frage dabei ist wohl: Wie kann ich mit Lebensthemen umgehen, so dass sie einen positiven Einfluss auf mein Leben haben können?

Negative Lebensthemen?

Zuerst ist mir ganz wichtig, dass Lebensthemen an sich nicht negativ sind. Ich denke, dass Lebensthemen weder negativ noch positiv sind. Sie können aber unterschiedliche Auswirkungen auf Dein Denken, Fühlen und Handeln haben. Es kommt darauf an, welche Erfahrungen Du im Laufe Deines Lebens damit gemacht hast.

Ich habe den Eindruck, dass ein Lebensthema uns vor allem dann bewusst wird, wenn es uns negativ beeinflusst oder Schwierigkeiten macht. Vielleicht erscheint uns deshalb das Lebensthema selbst als negativ. Ich möchte versuchen das genauer zu erklären.

Ich nehme mal ein Beispiel aus der Liste des Psychologen und Coaches Wichmann. In seiner Liste der Lebensthemen sind alle negativ formuliert. Trotzdem sehe ich auch in diesen Formulierungen positive Möglichkeiten.

Ein Beispiel aus der Liste: Nicht gut für sich sorgen. Wenn das Dein Lebensthema ist, dann kann es sein, dass Du Dir selbst immer zu viel zumutest. Vielleicht arbeitest Du zu viel oder engagierst Dich sehr stark ehrenamtlich. Vielleicht verzichtest Du zugunsten anderer auf Deine Erholung. Vielleicht gibst Du zu schnell nach. Jedenfalls gerätst Du immer wieder in Situationen, in denen Du nicht genügend für Dich selbst sorgst.

Natürlich sieht das aus wie ein negatives Lebensthema. Es kann aber auch positive Folgen haben, wenn Du richtig damit umgehst. Die Kehrseite wäre nämlich gerade, eben doch für sich selbst zu sorgen und darauf zu achten, dass es Dir selbst auch gut geht. Dann wäre es immer noch Dein Lebensthema, aber mit positiven Auswirkungen.

Themen aus der Kindheit haben oft negative Folgen, aber auch damit kann man positiv umgehen. Ein Beispiel aus der Liste von Eriksson ist „Urvertrauen – Urmisstrauen“. Wenn Du in Deiner Kindheit schlechte Erfahrung gemacht hast, dann hast Du das Urvertrauen vielleicht nicht gelernt. Es kann aber genauso sein, dass Du immer Menschen hattest, denen Du vertrauen konntest, die für Dich da waren. Dann hast Du dieses Urvertrauen.

Lebensthemen versus Lebensphasen

An dieser Stelle eine kleine Zwischenbemerkung: ich möchte zwischen Lebensthemen und Lebensphasen unterscheiden! Im Allgemeinen denken wir bei negativen Lebensphasen an schwierige Situationen, Krankheitszeiten, Beziehungsprobleme oder Ähnliches. Das ist kein Lebensthema, aber es kann mit Lebensthemen zusammenhängen.

Zum einen können sich Lebensthemen, die bereits vorhanden sind, in einer schwierigen Lebensphase negativ oder positiv auswirken. Problematische frühere Erfahrungen können die Bewältigung solcher Situationen erschweren. Es kommt darauf an, wie Du damit umgehst. Andererseits können solche negativen Lebensphasen auch dazu führen, dass sich für Dich ein neues Lebensthema entwickelt.

Ein Beispiel dafür ist die Geburt eines Kindes. Daraus kann sich als neues Lebensthema Generativität ergeben. Man stellt sich als Vater oder Mutter die Fragen: Was bleibt? Was hinterlasse ich? Das ist an und für sich weder negativ noch positiv. Wenn Du gute Antworten auf diese Fragen findest (zum Beispiel Werte, die Du Deinem Kind vermitteln möchtest, oder auch ein materielles Erbe), dann ist es für Dich positiv.

So kann sich ein neues Lebensthema aus einer Lebensphase entwickeln. Natürlich kann das auch problematische Folgen haben, aber es muss nicht sein.

Positive Lebensthemen?

Auch wenn ein Lebensthema negative Konsequenzen hat, ist es möglich, diese zu reduzieren oder sogar zum Positiven zu wenden. Dafür ist vor allen Dingen ein bewusster und positiver Umgang mit Lebensthemen nötig. Ein paar Vorschläge, wie das möglich ist, möchte ich Dir hier machen.

Der erste und wichtigste Schritt, um aus „negativen Lebensthemen positive“ zu machen, ist es, sie überhaupt zu erkennen und bewusst damit umzugehen.

Nach dem Bewusstmachen ist es möglich, das Lebensthema zu bearbeiten und dann auch zu verändern.

Eine Möglichkeit, die mir sehr hilft, ist alles aufzuschreiben, was mir dazu auffällt. Gerade wenn es um negative Auswirkungen geht, ist ein Tagebuch sehr hilfreich.

Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass gute Selbsthilfebücher (ich weiß, schwer zu finden) helfen können. Ganz allgemein ist es gut, über das jeweilige Thema zu lesen, vielleicht auch eine Biografie eines Menschen mit ähnlichen Problemen. Wenn Du gläubig bist kannst Du auch die Bibel zurate ziehen oder spirituelle Literatur lesen.

Wenn Du es schaffst und die Kraft dazu findest, dann solltest Du Deine Lebenssituation überprüfen. Ich weiß, es ist schwer, aber Veränderung ist möglich. Ich selbst habe zum Beispiel – auch in Zusammenhang mit einem Lebensthema – mit 50 Jahren noch mal einen kompletten beruflichen Neuanfang gewagt.

Weitere Möglichkeiten sind: gründliches Nachdenken, meditieren, ein Wochenende im Kloster…

Ganz wichtig und äußerst hilfreich können tiefe Gespräche mit Partner oder Freunden sein. Eine Voraussetzung dafür ist natürlich Vertrauen, und dass Du Dich wirklich öffnen kannst.

Wenn Dich das Thema ganz besonders belastet, solltest Du eine Psychotherapie erwägen.

Ein persönliches Beispiel

Vielleicht klang das alles sehr theoretisch, deshalb möchte ich Dir noch ein ganz persönliches Beispiel erzählen. Ein ganz wichtiges Lebensthema bei mir ist die Spiritualität. Dieses Thema begleitet mich schon seit Beginn meines Lebens. Früher gab es Zeiten in denen ich es anders genannt hätte: Frömmigkeit, später dann Glaube. Da Glaube ein allgemeiner religiöser Begriff ist, habe ich es dann präzisiert in christlicher Glaube. Ein weiteres Wort, das dazu trat, ist Religion und schließlich dann Spiritualität. Selbst heute bin ich mir nicht sicher, wie ich dieses Lebensthema benennen soll, irgendwie passt das alles nicht so wirklich.

Wie auch immer … Für manche Menschen ergeben sich sehr negative Folgen aus diesem Thema. Manche haben so negative Erfahrungen mit Glauben, Kirche, anderen gläubigen Menschen gemacht, dass sie von dem allen gar nichts mehr wissen wollen. Ein Beispiel dafür ist Tilmann Moser, der sogar ein Buch darüber geschrieben hat.

Das habe ich glücklicherweise so nicht erlebt. Trotzdem hat sich mein Glaube, meine Spiritualität im Laufe meines Lebens sehr verändert. Als Kind und Jugendlicher hatte ich eine sehr enge und konservative Frömmigkeit. Doch auch in dieser Zeit kamen mir viele Fragen. Unter anderem deshalb habe ich Theologie studiert und so einiges genauer betrachtet. Außerdem habe ich Religionswissenschaften studiert und festgestellt, dass auch andere Religionen ihre Faszination, ihre Wahrheiten und Vorzüge haben.

In meiner späteren Arbeit als Pfarrer habe ich versucht, einen fröhlichen, weltoffenen und toleranten christlichen Glauben zu predigen und zu leben. Durch meine Erkrankung vor einigen Jahren und später das Zerbrechen meiner langjährigen Ehe (das waren negative Lebensphasen), hat sich dann auch mein Glaube wieder verändert. Dazu gehörten auch Zweifel. Trotz allem hat mir die Spiritualität – oder wie ich heute sagen würde: die Weisheit des christlichen Glaubens, der Religion – auch immer geholfen, mit solchen Situationen zurechtzukommen.

Du siehst, dass mein Lebensthema „Spiritualität“ an sich weder negativ noch positiv war, sich aber verändert, entwickelt hat. Es lag aber immer wieder auch die Kraft darin, weiterzumachen. Für mich war immer hilfreich, dass ich über dieses Thema nachgedacht, studiert, geredet und geschrieben habe.

Eigentlich mache ich genau das jetzt auch hier auf meinem Blog. Ich hoffe, ich kann Dir auch damit etwas behilflich sein. Ich freue mich deshalb sehr, wenn Du einen Kommentar hinterlässt, mir eine Mail schreibst oder diesen Artikel in Deinen sozialen Netzen teilst.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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