Dankbarkeit für den Glauben

Am 17. Sonntag nach Trinitatis geht es in allen Lesungen um den Glauben selbst. Der Wochenspruch steht in 1. Johannes 5, 4c: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Ich möchte heute an meinen Beitrag der letzten Woche zum Erntedankfest über Dankbarkeit als Lebenseinstellung anknüpfen und über die Dankbarkeit für den Glauben schreiben.

Ja, ich bin – immer noch – dankbar dafür, dass ich einen Glauben habe. Diesen Glauben haben mir Menschen vermittelt. Ich habe mit diesem Glauben gerungen. Es ist sicher nicht alles Gold, was glänzt und doch bleibt so vieles, das gut war, und ist für mich. Es ist ein Fundament, auf dem ich gelebt habe und auf dem ich auch heute noch weiter bauen möchte.

Wenn Du meinen Blog schon länger liest, dann weißt Du, dass ich oft sehr persönlich schreibe. Dieser Beitrag wird vielleicht noch persönlicher, als Du das gewohnt bist. Ich hoffe, dass Du trotzdem – oder gerade deshalb – einen Gewinn davon haben wirst. Vielleicht denkst Du selbst einmal darüber nach, wer Dir Glauben vermittelt hat, was sich verändert hat, wo Du heute stehst und wie Dein Glaube – woran auch immer – Dich weitertragen kann.

Dankbarkeit ist mein Monatsthema im Oktober. Hier findest Du alle Beiträge der Serie:

1. Dankbarkeit als Lebenseinstellung
2. Dankbarkeit für den Glauben 1
3. Dankbarkeit für den Glauben 2
4. Dankbarkeit für die Menschen
5. Dankbarkeit für das Leben

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Stärke

Dieser Beitrag steht im Themenbereich Stärke.

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Seelsorge

Mit den Themen Schwächen und Persönlichkeit bildet Stärke den Abschnitt Seelsorge.

F
Lebensweisheiten
Seelsorge gehört mit Burnout und Genießen zum Bereich Lebensweisheiten.
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Übersicht

Infos über alle Themen meines Blogs findest Du auf der Übersichtsseite.

Die problematische Seite des Glaubens

Ich habe auch einige negative Erfahrungen mit dem Glauben gemacht, das will ich nicht verheimlichen. Es gibt leider auch im christlichen Glauben Strömungen, die den Gläubigen nicht guttun.

Ich selbst habe Glauben auch in einer Form kennengelernt, die ich als eng empfunden habe. Mir ist Intoleranz begegnet, die mit dem christlichen Glauben gerechtfertigt wurde – gegenüber Menschen, die anders glauben (vor allem gegenüber dem Islam), gegenüber Menschen mit anderer sexueller Orientierung usw. Häufig hatte ich den Eindruck, dass es dabei vor allem um eigene Ängste und Zwänge ging. Leider wurden diese aber auch über den Glauben an andere weitergegeben.

Das ist aber alles nicht mein Verständnis von Glauben und ich möchte mich deshalb heute konzentrieren, auf das, was mir den Glauben wertvoll macht und was ich gelernt habe. Als ich mich in den letzten Tagen damit beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, wie vielfältig das ist. Darüber habe ich mich sehr gefreut und möchte Dir ein wenig davon erzählen.

Wer hat mir Glauben vermittelt?

Wir werden nicht mit einer Religion geboren. Es sind immer Menschen, die uns den Glauben vermitteln. Das gilt nicht nur für die Religion, sondern auch für andere Wertvorstellungen. Zuallererst sind es die Eltern und die engste Familie, doch später erweitert sich der Kreis derjenigen, die uns beeinflussen, helfen, neue Gedanken und Wege zeigen. So verändert sich der Glaube im Laufe des Lebens.

Wenn du Wasser trinkst, dann denke dabei an die Quelle. Chinesisches Sprichwort

Dankbarkeit für den Glauben: Kindheit und Jugend

Wenn ich überlege, wer mir den Glauben vermittelt hat, dann muss ich zuerst an meine Mutter denken. Sie hat in mir sozusagen die Grundlagen gelegt. Danke dafür, Mama!

Mein alter Gemeindepfarrer, der mich konfirmierte, hat mir gezeigt, dass sich Glaube und Verstand nicht ausschließen. Pfarrer August Müller war so in hohem Maß dafür verantwortlich, dass ich später evangelische Theologie studiert habe. Nebenbei liebe ich auch heute noch sein Lieblingslied: “Such, wer da will”, das auch das Wochenlied für den 17. Sonntag nach Trinitatis ist. Danke dafür, Pfr. Müller!

Als Jugendlicher war ich Teil eines “Jugendkreises” in unserer Gemeinde. Der Leiter, Johannes, war für uns Vorbild in der Ernsthaftigkeit des Glaubens. Damit meine ich nicht eine verknöcherte Form, sondern im Gegenteil, einen engagierten Glauben, der mit Freude und Kraft das ganze Leben prägen kann. Danke dafür, Johannes.

In meinem Leben ist mir Musik immer sehr wichtig gewesen. Geistliche Musik war für mich lange Zeit vor allem klassisch oder in der Kirchengemeinde die Lieder aus dem Gesangbuch im Gottesdienst oder in Form des Kirchenchores. Durch den christlichen Musiker Siegfried Fietz bin ich zum ersten Mal mit moderner geistlicher Musik in Berührung gekommen. Heute gibt es wirklich vielfältige und tolle geistliche Musik. Das finde ich super! Danke dafür, Siegfried Fietz!

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Dankbarkeit für den Glauben: Theologiestudium

Als ich an der Theologischen Hochschule Wuppertal studierte, gab es dort einen Professor für Altes Testament, der sich sehr für uns Studenten eingesetzt hat. Von Professor Robert Bach habe ich den Mut gelernt, auch in Glaubensdingen einen eigenen Weg zu suchen. Danke dafür, Robert!

Ebenfalls in Wuppertal hat Professor Berthold Klappert mein Interesse für den interreligiösen Dialog geweckt – damals noch vor allem den jüdisch-christlichen Dialog. Ich glaube heute mehr denn je, dass alle Religionen und vor allem alle gläubigen Menschen etwas gemeinsam haben, das sie der Welt schenken können. Die Spiritualität gibt dem Leben vor allem Tiefe und Hoffnung! Danke dafür, Prof. Klappert!

Professor Christian Möller hat mir gezeigt, dass die Basis der Kirche die örtliche Gemeinde ist. Damit hat er die Grundlage für die Freude und das Engagement gelegt, mit denen ich später in meiner Kirchengemeinde als Pfarrer gearbeitet habe. Immer noch ist mir diese Basis wichtiger als die heute so viel gerühmte Region oder die Hierarchie in der Kirche. Danke dafür, Prof. Möller!

Dankbarkeit für den Glauben: Die “Ahnen”

Es gibt auch Menschen, die meinen Glauben geprägt haben, denen ich nie persönlich begegnet bin. Dazu gehört für mich zum Beispiel der schweizer Theologe Karl Barth. Neben vielem anderen, hat mich an ihm vor allem fasziniert, wie politisch er Theologie getrieben hat. Das führte unter anderem auch zu seinem Engagement in der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus. Eingeprägt hat sich mir sein Grundsatz, dass wir Theologie nur mit der Bibel in der einen und der Zeitung in der anderen Hand treiben können. Danke dafür, Karl Barth!

Auch in der Kirchenmusik gibt es so einen „Ahnen“ im Glauben. So fasziniert ich von moderner geistlicher Musik bin, ich liebe auch die alten Meister. Selbstverständlich Bach und Co., aber für mich ist es vor allem die Musik von Paul Gerhardt, die mich immer begleitet hat. Besonders beeindrucken ist, wie seine Musik auch in schwierigster Zeit Glaube und Zuversicht vermittelt. Danke dafür, Paul Gerhardt!

Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber ich muss hier auch Martin Luther nennen. Irgendwie scheint es selbstverständlich, dass ein evangelischer Pfarrer ihn nennen muss, aber ich habe tatsächlich Luther für meinen persönlichen Glauben viel zu verdanken. Es gäbe so manches zu nennen, aber das Zentrale ist für mich die Bedingungslosigkeit des Glaubens. Nicht ich muss mich mit all meinen Schwächen und Fehlern vor Gott rechtfertigen, sondern Gott liebt mich, wie ich bin und ermöglicht mir damit ein frohes, engagiertes und freies Leben. Luther prägte ein wunderbares Bild dafür: Gott ist wie ein glühender Backofen voller Liebe. Danke dafür, Martin Luther!

Nächste Woche folgt der zweite Teil

Dankbarkeit für den Glauben ist für mich also vor allem mit Menschen verknüpft. Deshalb habe ich mich heute an die Menschen erinnert, die mir den Glauben in verschiedenen Facetten vermittelt haben. In der nächsten Woche möchte ich noch einen Beitrag schreiben über die Punkte, die mir besonders wichtig sind und wie der Glaube mich bis heute geprägt hat.

Ich freue mich, wenn Du dann wieder mitliest und hoffe, ich konnte Dich anregen, selbst über Deinen Glauben neu nachzudenken.

Hier noch ein Link zu einer Predigt zum Wochenspruch auf der Seite der EKD.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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