Genießen
Inhalt des Beitrags
Genießen und Spiritualität
Hat Genießen auch etwas mit Spiritualität zu tun? Lange Zeit schien es so, dass der gerade der christliche Glaube sehr asketisch und genussfeindlich ist. Ich frage mich, ob das wirklich so sein muss? Sind nicht die Teile unseres Glaubens, die das nahelegen, überbetont worden? Haben wir die anderen Aspekte zu lange vergessen? Für mich ist der Glaube an die Schöpfung schon allein Hinweis genug, dass der Schöpfer nichts gegen den Genuss dieses „Geschenks“ einzuwenden hat. In der Bibel heißt es, dass Gott den Menschen alles anvertraut hat, was „genießbar“ ist. Warum sollten wir es nicht nutzen? Noch deutlicher spricht es ein Abschnitt aus dem Buch des „Predigers“ im Alten Testament aus: Ist’s nun nicht besser für den Menschen, dass er esse und trinke und seine Seele guter Dinge sei bei seinem Mühen? Doch dies sah ich auch, dass es von Gottes Hand kommt. Denn wer kann fröhlich essen und genießen ohne ihn? Prediger 2, 24–25 (LUT84) Essen, Trinken, guter Dinge sein, ja sogar fröhlich essen und genießen wird hier ganz positiv genannt. Was mich aber noch zuversichtlicher macht, ist, dass ausdrücklich gesagt wird, dass das alles von Gott kommt. „Wer kann genießen ohne Gott?“ Heißt das nicht, dass Gott sich freut, ja uns ganz nahe ist, wenn es uns gut geht?Gott liebt Genießer
Ein weiterer Text aus dem Predigerbuch, den Du Dir gerne mal so richtig genussvoll auf der Zunge zergehen lassen solltest: So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dies dein Tun hat Gott schon längst gefallen. Lass deine Kleider immer weiß sein (= Festkleider!) und lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln (= schminken). Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb hast (oder: genieße das Leben mit deinem Mann, den du lieb hast), solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne. Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit. Prediger 9, 7–10 (LUT84) Dazu habe ich eine Predigt veröffentlicht: https://uwe-hermann.net/predigt-prediger-9-7-10/. Neben der Lebensfreude und Genussfähigkeit, die dieser Text ausstrahlt, finde ich besonders beeindruckend, dass dabei die Mühe und manchmal das Leid des Lebens, bis hin zum Tod, nicht ausgeblendet wird. Gerade angesichts des Leids, das es in unserem Leben auch geben kann, ist die Freude und der Genuss besonders wichtig.Das Thema Genießen hier im Blog
Ich werde später in diesem Beitrag noch detaillierter darauf eingehen, was Genuss bedeutet und wie wir das Leben genießen können. Es gibt so viele verschiedene Ebenen und so viele Bereiche, die damit zusammenhängen, dass ich kaum gewagt habe, das Thema einzugrenzen. Ich habe mich deshalb auf drei Punkte konzentriert, die für mich ganz besonders wichtig sind.Lebensfreude
Ich genieße das Leben, wenn ich mich freuen kann. Das kann eine kleine Freude oder ein Spaß sein. Ein Witz, ein lustiger Film, aber auch eine Aufmerksamkeit eines Freunds oder die liebevolle Zuwendung des Partners… Natürlich gibt es auch die ganz großen Highlights im Leben, die uns besonders Lebensfreude erleben lassen. Für die meisten Eltern ist des die Geburt ihres Kindes ein solches Highlight gewesen. Es kann eine bestandene Prüfung sein, eine neue große Liebe, die Zusage für den Traumjob… Das ist für jeden und jede etwas anderes. Diese Erfahrungen, wenn wir das Leben in vollen Zügen genießen, verbinden wir mit Stichworten wie Lebensfreude, Lebensglück oder Lebensqualität und sie lassen uns Lebenssinn erleben. Noch tiefer geht es aber, wenn ich grundsätzlich Lebensfreude empfinden kann. Das kann auch durchtragen, wenn die Zeiten einmal nicht so gut sind und es nichts zu lachen gibt. Das ist dann wahre Lebenskunst! Natürlich ist das nicht einfach zu erreichen. Ich selbst habe vor einigen Jahren eine Zeit durchgemacht, in der mir sämtliche Lebensfreude abhanden gekommen war und ich das Leben in keinster Weise mehr genießen konnte. Umso mehr habe ich seitdem darüber nachgedacht, wie es möglich ist, auch in schwierigen Lebenssituationen diese grundsätzliche Zuversicht, Hoffnung und Freude am Leben zu behalten. Dazu möchte ich hier auf meinem Blog Tipps und Hilfe geben. Deshalb habe ich einen Abschnitt unter diesem Punkt „Genießen“ eben „Lebensfreude genannt.Lesen
Für mich persönlich gibt es zwei Themen, die mir punktuell und auch grundsätzlich Lebensfreude geben. Sie gehören für mich zu einem guten Leben unverzichtbar hinzu. Außerdem ist es erwiesen, dass diese beiden Punkte tatsächlich glücklich (oder doch zumindest glücklicher) machen. Dabei handelt es sich um Lesen und Musik! Lesen kann auf verschiedene Weise zum Genießen beitragen. Ich kann einfach das Buch als solches genießen. Es macht mir Freude, in fremde, neue Welten einzutauchen, neue Gedanken zu entdecken und zu lesen, was andere Menschen zu sagen haben. Es kann darüber hinaus aber auch den Horizont erweitern, wenn man liest. Es gibt Bücher, die helfen, das Leben zu genießen, tiefer zu verstehen, einen neuen Blick zu bekommen. Ja, ich oute mich: Ich liebe gute Ratgeberliteratur! Lesen macht einfach glücklich!Musik
Vielleicht verstehen noch viel mehr Menschen, dass Musik für mich zum Lebensgenuss einfach dazu gehört. Musik kann, wie kaum eine andere Kunst, die Gefühle beeinflussen und verstärken. Natürlich geht das auch mit der Melancholie, aber eben auch mit der Freude. Ich habe zum Beispiel eine Playlist, die ich mit „Power“ bezeichnet habe. Ich höre diese Lieder immer dann, wenn ich den Eindruck habe, müde oder „ausgelaugt“ zu sein. Sofort geht es mir dann besser, die Stimmung hellt sich auf und ich habe wieder die Kraft, „Power“, weiterzumachen. In Zukunft möchte weiter Beiträge über Bücher und Musik, die ich empfehlen kann, schreiben. Außerdem geht es mir um grundsätzliche Themen, wie Lesen und Musik uns beeinflussen und zu einem genussvollen und guten Leben helfen können. Du findest diese drei Themenbereiche hier:Lebensfreude
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Das Vergnügen des Genießens
Wer nicht genießt, ist ungenießbar. Konstantin Wecker
Kommen wir jetzt mal zu der Frage, was eigentlich Genießen ist.
Genießen, bzw. Genuss wird heute fast ausschließlich auf Essen und Trinken bezogen. Geh doch mal probeweise auf Google und such nach „genießen“! Die ersten Suchergebnisseiten sind fast ohne Ausnahme gefüllt mit Rezepten, Restaurants, Kochtipps etc.
Ich möchte in diesem Beitrag und überhaupt auf meinem Blog das Thema „Genießen“ viel, viel weiter fassen! Gehen wir es zunächst einmal statistisch an.
Genuss-Statistik
Im Jahr 2004 wurde die Studie „Genussbarometer Deutschland“ veröffentlicht, in der die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage veröffentlicht wurden. Interessant ist für mich dabei vor allem, die Vielfältigkeit, in der die Menschen Genuss erleben. Es geht von ganz kleinen alltäglichen Dingen bis zu den großen besonderen Erfahrungen.
Spannend ist auch, dass die Befragten auch angeben, gerade auch in schwierigen Lebenssituationen Genießen zu wollen. Das trifft sich mit meiner Ansicht (siehe oben), dass es vor allem darauf ankommt, Genuss und Lebensfreude als eine Grundlage das Lebens zu verinnerlichen, damit sie auch in schweren Zeiten tragen können.
Genuss-Typen
Die Autoren dieser Studie gehen davon aus, dass es vier verschiedene Genusstypen gibt: die so genannten Couchgenießer (36 %), die Geschmacksgenießer (27 %), die Erlebnisgenießer (17 %) und die Alltagsgenießer (17 %). Zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Genuss, aus der Studie Genussbarometer Deutschland (2004) https://www.socialnet.de/rezensionen/2260.php
Allein daraus ist zu erkennen, wie vielfältig Genuss sein kann, und dass es nicht nur um Essen und Trinken geht. Speziell dieses Feld des Genusses ist vor allem für die „Geschmacksgenießer“ wichtig.
Der „Couchgenießer“ genießt vor allem für sich allein zuhause. Dazu gehört dann lesen, Musik hören (oh, das scheint ganz mein Fall zu sein…), die Schokoladenpause usw. Hier spielt wohl Ruhe und Geborgenheit eine große Rolle.
Die „Erlebnisgenießer“ gehen dagegen eher raus und suchen das Abenteuer – ob beim Sport, auf der Kirmes oder auch bei Reisen oder schlicht im Kino. Dieser Genuss wird vor allem in Gesellschaft mit anderen genossen.
Wunderbar finde ich die Definition des „Alltagsgenießers“. Damit fängt wohl alles Genießen erst an. Sich an den alltäglichen kleinen Dingen zu erfreuen ist vielleicht die wahre Lebenskunst des Genusses: Der Kaffee am Morgen, die Blume am Fenster, die Pause zwischendurch.
Wahrscheinlich finden wir uns alle in allen vier Gebieten wieder, aber vielleicht gibt es für Dich ja doch auch einen Schwerpunkt. Mir ist jedenfalls wichtig, zu erkennen, dass unser ganzes Leben vom Alltag bis zum Urlaub durchzogen sein kann vom Genießen.
Genussfähigkeit
Natürlich musst Du auch fähig sein, überhaupt genießen zu können, den Genuss auch zuzulassen, zu wollen und zu erkennen. Genussfähigkeit ist ein Schlüsselwort dabei. Das ist gar nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es gibt auch Gründe dafür, dass ein Mensch nicht fähig ist, zu genießen.
Ich habe am Anfang dieses Beitrags schon erwähnt, dass gerade das Christentum (aber nicht nur!) eine lange Geschichte der „Genussfeindlichkeit“ hat. Schon sehr früh kam es zu sehr asketischen Einstellungen. Dazu gehört auch ein Teil des Mönchtums oder auch das Zölibat in der katholischen Kirche. Auch im reformatorischen Bereich gab und gibt es solche Strömungen.
Ich will hier nicht die Askese verurteilen. Wenn ein Mensch sich für diesen Weg entscheidet, kann das für ihn durchaus auch positiv sein. Trotzdem ist eine asketische Grundeinstellung natürlich dem Genuss nicht gerade förderlich.
Viel problematischer ist aber ein anderer Grund für die Unfähigkeit zu genießen. Es gibt Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen (Depression, Burnout) keinen Genuss empfinden können. Das ist für die Betroffenen ein schwieriger Punkt, gerade, wenn die Umwelt ihnen gut gemeinte Ratschläge gibt, wie zum Beispiel: „Unternimm doch mal was Schönes!“ Ja, wenn das so einfach wäre.
In diesem Fall ist das mit dem Genuss schon sehr ambivalent. Einerseits könnte es in einer Depression hilfreich sein, etwas zu tun, das Genuss bringt. Andererseits ist man erst richtig fähig wieder zu genießen, wenn die depressive Phase überwunden ist. Das ist beinahe ein Teufelskreis.
Die Formen des Genießens
Im Wikipedia-Artikel über Genuss werden drei Formen des Genusses unterschieden: kulinarischer, körperlicher und geistiger Genuss. Ich würde etwas anders unterscheiden.
Körperlicher Genuss
Da für mich der kulinarische (Essen und Trinken) Genuss nur ein Teil des körperlichen Genießens ist, fasse ich die beiden zusammen. Der körperliche Genuss umfasst alles, was mit unseren Sinnesorganen zugänglich ist und uns wohltut. Dazu gehört natürlich Essen und Trinken, aber auch Sexualität oder Massagen. Für viele Menschen gehören auch sportliche Aktivitäten in den Bereich des Genusses.
Geistiger Genuss
Zum geistigen Genuss gehören für mich persönlich ganz besonders Lesen und Musik hören. Natürlich gehören dazu auch die körperlichen Sinnesorgane, aber der Genuss liegt doch in den Inhalten und dem, was es geistig in einem Menschen auslöst. Weitere geistige Genüsse können darin liegen, wenn wir Gemälde oder Skulpturen betrachten, fremde Sprachen lernen oder hören, wissenschaftliche oder philosophische Erkenntnisse gewinnen und vieles mehr.
Sozialer Genuss
Ich finde es bedauerlich, dass es diesen Begriff offensichtlich so noch nicht gibt. Für mich ist es ganz besonders intensiv, in Gesellschaft mit anderen Menschen zu genießen. Ich würde zum Beispiel „Spielen“ unter diesem Aspekt des sozialen Genusses sehen. Aber auch andere Tätigkeiten, die deutlich genussvoller sind, wenn sie gemeinsam in Beziehungen (Partnerschaft, Familie, Freunde…) getan werden.
Genießen ist das Wort, womit man das Innige des Vergnügens bezeichnet. Immanuel Kant
Voraussetzungen des Genusses
Genuss entsteht physiologisch interessanterweise über den Geruchssinn. Wenn der „Geruch einer Situation“ positiv bewertet wird, dann entsteht unter anderem Dopamin, das sogenannte „Glückshormon“. Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn den Geruch mit guten Erinnerungen in Verbindung bringt. Gab es also bereits gute Erfahrungen mit einer Aktivität, dann verspricht die aktuelle Situation auch wieder Genuss.
Lass mich an dieser Stelle mal auf ein Video verweisen, dass ich ganz toll finde. Ein früher Poetry-Slam von Julia Engelmann, in dem sie uns auffordert: „Lass ma Dopamin vergeuden“! Ja, lass uns mal genießen! Klick hier um das Video auf Youtube zu schauen.
Die zweite physiologische Möglichkeit Genuss zu erzeugen ist durch über das Blut aufgenommene Substanzen. Dies geschieht üblicherweise bei der Einnahme von Drogen. Damit sind nicht nur harte Drogen, sondern auch Alkohol und Nikotin gemeint. Es ist offensichtlich, dass diese „Abkürzung“ zum Genuss nicht gerade sehr vorteilhaft ist, da es langfristige Folgen gibt, die es einem Menschen dann unmöglich machen noch genießen zu können. Die Sucht hat dann mit Genuss nichts mehr zu tun.
Schauen wir lieber, was Genuss verhindert, damit wir diese Faktoren möglichst vermeiden können. Nach dem griechischen Philosophen Epikur stehen vor allem Furcht, Schmerz und Begierden dem Genuss entgegen. Dass Situationen, in denen wir Angst haben oder Schmerz empfinden nicht genussvoll sind, leuchtet sofort ein.
Doch wie ist es mit der Begierde? Etwas zu begehren – Essen, Getränke, Sex… – scheint doch auf geradem Weg zum Genuss zu führen. Ich würde es so ausdrücken: Es führt zu einer niederen Form des Genusses. Es gibt eine Befriedigung des Begehrten, aber wahrer Genuss ist noch höher und intensiver. Dafür braucht es andere Voraussetzungen wie Muße und Achtsamkeit.
Es ist wohl klar, dass Stress und Hektik dem Genießen nicht förderlich sind. Daraus ergibt sich ebenfalls, dass Muße und Entspannung wichtige Voraussetzungen für den Genuss sind.
Muße, Entspannung
Es gibt selbstverständlich äußere Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, damit wir genießen können. Auch wenn es viele Menschen gibt, die bei ihrer Arbeit Genuss finden, gehört es doch für die meisten von uns dazu, die nötige Muße dafür zu haben. Deshalb verbinden wir Genuss meist mit Aktivitäten in unserer Freizeit oder im Urlaub.
Ist es nicht auch so, dass wir durch diese genussvollen Aktivitäten wieder Kraft gewinnen, um den Alltag und die Arbeit zu bewältigen? Ich denke, dass Tätigkeiten, die mit Genuss verbunden sind, die besten Kraftquellen in unserem Leben sind. Gerade deshalb lohnt es sich, zu genießen.
Siehe dazu auch meinen Beitrag über Kraftquellen.
Muße und Entspannung lassen den Raum, damit sich eine genussvolle Aktivität wirklich entfalten kann. Stress und dringende Pflichten sind dabei nicht hilfreich.
Achtsamkeit
In der oben erwähnten Studie „Genussbarometer Deutschland“ wurde auch betont, dass „sinnliche Achtsamkeit“ eine Voraussetzung für Genießen ist. Das ist einerseits nachvollziehbar, andererseits aber auch ein Hinweis, wie wir Situationen schaffen können, die wir wirklich genießen können.
Stell Dir vor, Du hast ein wunderbares Essen gekocht. Es ist Dein Lieblingsessen und Du freust Dich auf den Genuss. Dann stellst Du den Teller irgendwo in die Küche, schaltest den Fernseher an und isst einen Bissen. Dann lässt Du Spülwasser ein und beginnst zu spülen. Zwischendurch nimmst Du ab und zu eine Gabel von dem Gericht. Ach ja, Du musst ja auch noch die neuesten Facebook-Nachrichten konzentrieren. Also nimmst Du das Handy in die eine Hand und isst mit der anderen weiter. Der Fernseher dudelt vor sich hin und Du räumst das gespülte Geschirr in den Schrank. Mittlerweile ist das leckere wunderbare Essen kalt und Du schlingst die letzten Bissen herunter.
War das ein Genuss?
Nun stell Dir vor Du gehst in ein Konzert. Selbstverständlich bereitest Du Dich vor, ziehst die entsprechende Kleidung an, denkst an die Karten usw. Während des Konzerts tust Du nichts anderes, als zuhören, die Show anschauen. Du bist voll auf die Musik konzentriert und nimmst sie in Dein Inneres auf. Du gehst ganz und gar in der Atmosphäre des Konzertes auf. Später bist Du noch lange in dieser Stimmung und wirst Dich lange an diesen Genuss erinnern.
Achtsamkeit ist eine der besten Möglichkeiten das Genießen wirklich genussvoll zu machen!
Weitere Voraussetzungen
Ich habe eben schon darauf hingewiesen, dass Genuss mit guten Erinnerungen zusammenhängt. Das ist doch ein guter Ansatzpunkt. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass wir Dinge, die uns in der Vergangenheit gut getan haben, auch heute noch genießen können. Natürlich gibt es auch Dinge, die einfach nicht mehr aktuell sind und wir uns verändert haben. Trotzdem lohnt es sich, darüber nachzudenken und es auszuprobieren.
Auch Dankbarkeit hilft zum Genießen. Das scheint mir auch logisch zu sein. Grundsätzlich ist Dankbarkeit erwiesenermaßen ein Weg zu mehr Glück im Leben. Der Genuss an und für sich ist ja auch etwas, was uns glücklich macht. Stell Dir vor, Du empfindest Dankbarkeit dafür, dass Du etwas genießen kannst. Das ist dann die Potenzierung von Glück.
Wenn wir etwas Schönes tun und dabei ständig abgelenkt sind, dann bleibt es an der Oberfläche. Deshalb ist Hingabe an die Sache etwas, das den Genuss deutlich steigert. Du nimmst das Wunderbare bewusster wahr und machst es intensiver, wenn Du mit ganzem Herzen bei der Sache bist.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Punkt für alle gültig ist: Einfachheit hilft zum Genießen. Das heißt ja, dass gerade die schlichten Dinge im Leben vor allem Genuss bereiten. Es geht nicht vor allem um das große Abenteuer, den teuren Urlaub oder den großen Adrenalin-Kick. Es geht um das Lieblingsgericht auf dem Teller, das Buch in der Hand und die Berührung eines geliebten Menschen. Doch, ja, ich denke da ist was dran: Die einfachen Genüsse sind die besten.
Schließlich ist Zwang ganz bestimmt eine Genussbremse oder hast Du schon einmal etwas von einer Genusspflicht gehört. Für uns ist es wohl selbstverständlich, dass die Freiheit zum Genießen dazu gehört. Ich darf genießen! Wie wunderbar!
Die meisten Menschen hasten so sehr nach Genuss, dass sie an ihm vorbeirennen. Soeren Kierkegaard
Genießen kann man lernen
Zum Schluss dieses Beitrags noch etwas, das vielen, die aufgrund eines Burnouts oder anderer Umstände nicht genießen können, vielleicht unglaublich erscheint. Auch für Menschen, die ein schlechtes Gewissen beim genießen haben, kann das schwierig erscheinen.
Genießen kann man tatsächlich lernen. Das ist zwar nicht wissenschaftlich erwiesen, aber es gibt auch aus Sicht der Psychologie starke Hinweise darauf., dass es möglich ist. Leider ist auch das Gegenteil möglich: Genießen kann man „verlernen“. Das geschieht natürlich durch die erwähnten gesundheitlichen Einschränkungen (Burnout, Depression…) aber auch durch zu viel Stress und Hektik.
Deshalb nimm Dir die Zeit zum Genießen. Gönn Dir etwas Gutes. Du hast es verdient. Es gibt nichts Schlimmes am Genießen. Genuss macht das Leben, das uns Gott geschenkt hat, erst so richtig lebenswert.
Links
Hier noch ein paar Links zum Thema, die Dich interessieren könnten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Genuss
https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensfreude
https://www.lernen.net/artikel/lebensfreude-14-tipps-fuer-mehr-glueck-im-alltag-2349/
https://karrierebibel.de/lebensfreude/
https://www.welt.de/wissenschaft/article144675548/Zwoelf-Tricks-die-Sie-gluecklicher-machen.html
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe
PS: Weiter unten findest Du alle Beiträge zum Thema „Genießen“!
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