Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis

Der Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis steht in Lukas 12, 48:
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

Dieser Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis ist ganz schön heftig! Noch viel dramatischer ist das Gleichnis, das Jesus erzählt und zu dem dieser Spruch gehört (Lies gerne mal nach: Lukas 12, 35-48).

Trotzdem bin ich überzeugt davon, das der Vers uns Mut machen will und einen positiven Anstoß für unser Leben und den Alltag gibt. Wie soll das gehen? Das möchte ich in diesem Beitrag gerne versuchen, deutlich zu machen.

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Vom Anspruch zum Zuspruch

Was ist mir anvertraut? Doch zu allererst das Leben selbst, aber auch so viel an Begabungen, Talenten. Uns hier in einem reichen Land ist auch eine Menge an materiellem Besitz gegeben, dann auch die Familie, Kollegen, die Arbeit…

In diesem Text steckt ein unglaublicher Anspruch an uns: Wie gehst du damit um, was dir anvertraut ist? Der Anspruch ist: Sieh zu, dass du was schaffst! Schaffe, schaffe, Häusle baue! Mach, dass was aus dir wird! Also streng dich bloß genug an, es wird irgendwann Rechenschaft von dir gefordert. Von wem? Was weiß ich? Von Gott, von deinen Mitmenschen, vom Leben…

Ist das nicht etwas viel verlangt? Ist das nicht genau das, was die Kirche, die Pfarrer, das Christentum, Gott schon immer so verdächtig gemacht hat? Immer dieser Anspruch! Mensch, lasst es doch endlich mal gut sein damit!

Stopp! Ich möchte es mal von einer anderen Perspektive betrachten. Liegt nicht in dem Anvertrauten auch etwas sehr Schönes? Ist es nicht wunderbar, dass Gott uns das alles anvertraut. Darin steckt doch auch das Wort Vertrauen. Gott, unsere Partner und Familie, unsere Freunde, unsere Kollegen (zumindest die gutwilligen) vertrauen uns. Sie vertrauen darauf, dass ich das kann, das Richtige zu tun.

Und es steckt auch das Wort Zutrauen darin. Mir wird etwas zugetraut. Gott traut mir zu, dass ich ein gutes Leben führen kann, dass ich meiner Verantwortung für mein Leben, für die mir anvertrauten Menschen, für meine Arbeit gerecht werden kann.

So tritt zu dem großen Anspruch ein noch viel größerer Zuspruch. Okay, der Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis legt den Akzent auf den Anspruch und doch liegt auch darin der Zuspruch: Gott weiß, dass Du es schaffen kannst!

Wir geben uns zu wenig Rechenschaft darüber, wie viel Enttäuschung wir anderen bereiten. Heinrich Böll

Vom Ich zum Du

Wir lesen diesen Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis auch sehr schnell mit einem “Ich” im Mittelpunkt:

  • Ich muss es schaffen.
  • Ich werde zur Rechenschaft gezogen.
  • Ich muss das Richtige tun.
  • Ich muss gut sein.
  • Ich muss mich anstrengen.

Klar, dass uns das zu viel wird. Heute wird das dann gern auf diese Weise umgedreht: Wenn jeder stattdessen an sich denkt, dann ist doch auch an alle gedacht.

Ich möchte es auf eine andere Weise umdrehen: Ich möchte das “Du” in die Mitte stellen. Denk mal an die Menschen, die Dir wichtig sind. Ich nehme mal als Beispiel den Partner, die Partnerin. Du kannst aber gerne auch an einen Freund, Kinder, Kollegen denken. Das ist das “Du”.

Wie sieht dieser Mensch es, wenn Du Dir Mühe gibst, ihm gerecht zu werden, für ihn da zu sein, ihm zu helfen? Was sagt dieser Mensch dazu, wenn Du ein gutes Leben führst und “etwas aus Dir wird” (oder geworden ist).

Wenn ich mir das so überlege, dann bekomme ich ein Lächeln ins Gesicht. Ja, das tut gut, dass meine Partnerin mich genauso liebt. Es ist schön, für sie da zu sein. Es macht mir Spaß, mein Leben gut zu leben und mir Mühe zu geben, weil ich ihre Dankbarkeit, Liebe und Achtung spüre. Dann ist der Anpruch sogar wunderbar, weil er mich anspornt, diese Verantwortung zu übernehmen für mein eigenes Leben und die Menschen, die mir anvertraut sind.

Und wenn ich so denke, dann bekommt vielleicht auch Gott ein Lächeln ins Gesicht.

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Achtsamkeit und Verantwortung

Es gibt in diesem Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis aber noch etwas anderes, das mir sehr wichtig ist. Auch wenn wir den Anspruch nicht so sehr mögen, hat er aber doch auch sein Recht. Ich möchte jetzt den Zuspruch und das Positive nicht zurück nehmen, aber mir ist doch auch die Ernsthaftigkeit der Anfrage wichtig.

Es ist doch tatsächlich so, dass wir sehr viele Gaben, Begabungen, Güter bekommen haben. Ich will jetzt nicht darüber streiten, ob es viel oder zu viel oder genug ist, und auch nicht darüber, von wem – ob Gott dabei für Dich eine Rolle spielt, ist ein andere Frage. Ich bin davon überzeugt, dass zumindest jeder Mensch mit Begabungen ausgezeichnet – ich würde sagen: gesegnet – ist.

Es gibt keinen Menschen ohne Talente. Jeder und Jede hat in die Gemeinschaft, in der er, sie lebt, etwas einzubringen.

Letztlich ist es das Leben selbst, dass uns anvertraut ist. Ich finde die Frage, was wir damit anfangen, durchaus berechtigt. Ich meine das auch nicht anklagend. Mir geht es nicht um Rechenschaft oder Ähnliches. Mir geht es um Achtsamkeit und Verantwortung:

  • Ich habe die Verantwortung für mein Leben! Die kann mir keiner abnehmen. Mir jedenfalls tut es gut, mir das immer mal wieder bewusst zu machen, weil ich dann die Chance habe, auch mal etwas zu verändern oder zu korrigieren. Vielleicht auch mal um Verzeihung zu bitten. Es kann auch sein, dass ich durch diese Anfrage darauf aufmerksam werde, dass es ja auch soviel Gutes in meinem Leben gibt.
  • Ich möchte Achtsam sein in meinem Leben. Ich möchte darauf achten, wie es den Menschen um mich herum geht. Das macht das Leben auch tiefer und glücklicher. Achtsamkeit gibt mir Bewusstsein für das Gute und Schöne, aber auch für das, was noch besser sein könnte. Das Gute möchte ich achten und dankbar dafür sein. An Fehlern und Problematischem möchte ich arbeiten und es verbessern.

Wenn ich mir das alles so überlege, dann ist der Wochenspruch 9. Sonntag nach Trinitatis doch gar nicht so ein problematischer Spruch. Ich möchte gerne über diese Dinge – Anspruch und Zuspruch, vom Ich zum Du und über Achtsamkeit und Verantwortung – weiter nachdenken.

Wie geht es Dir damit? Verstehst Du das auch so oder hast Du ganz andere Ansichten? Ich bin gespannt auf die Kommentare!

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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