Reif werden und erwachsen sein

Männer werden nur sieben Jahre alt, danach wachsen sie nur noch, behauptet eine Freundin. Manche Menschen werden alt, bleiben aber “Kindsköpfe” – und das ist auch gut so. Ich halte es mit dem Spruch: Wer sich nicht ab und zu völlig kindisch verhält, ist nicht erwachsen, sondern tot. (siehe mein Beitrag dazu.)

Für mich hängt das zusammen mit Spaß und Freude am Leben. Das dürfen wir auch haben, wenn wir erwachsen sind oder sogar schon alt. Doch, wann sind wir Menschen eigentlich erwachsen? In einem Artikel in der Welt habe ich gelesen, es gäbe dafür vier Arten:

  1. Gesellschaftliches Erwachsensein: Dazu gehört Verantwortungsbewusstsein. Erwachsen bist Du, wenn Du Verantwortung für Dich selbst und andere übernehmen kannst.
  2. Rechtliches Erwachsensein: In Deutschland bist Du nach dem Gesetz mit 18 Jahre erwachsen.
  3. Soziales Erwachsensein: Wenn Du Dich von Deiner Herkunftsfamilie löst, finanziell auf eigenen Füßen stehst und die ersten Schritte zur Gründung einer eigenen Familie gehst, dann bist Du sozial erwachsen.
  4. Psychisches Erwachsensein: Körperlich ausgewachsen sind Menschen mit etwa Mitte zwanzig; das Gehirn braucht ein paar Jahre länger.

Meine Frage ist: Gibt es nicht einen Unterschied zwischen Erwachsensein und Reife? Wenn ich darüber nachdenke, wann ein Mensch in seinem Leben reif geworden ist, dann verbinden sich das mit der Vorstellung von alten, lebensweisen Omas und Opas, die ihren Enkeln das Leben erklären könnten, aber vielleicht doch lieber manchmal wohlwollend zuschauen, aber da sind, wenn sie gebraucht werden.

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Reif werdende Früchte und die späte Zeit des Kirchenjahres

Jetzt mal was ganz anderes, aber keine Angst, ich füge es gleich wieder zusammen mit den bisherigen Gedanken: Wenn die Früchte des Feldes reif werden, feiern wir in der Kirche Erntedankfest. Dabei denken wir nicht nur an die Ernte der Felder, sondern auch an den Ertrag, den wir mit der Arbeit unserer Hände und unseres Geistes schaffen. Heute allerdings schauen wir auch auf die Zerstörung in der Natur, dem Klima und das Schlimme, dass wir unseren Mitmenschen antun.

All das hängt mit dem Reif werden zusammen. Wie die Früchte auf dem Feld reifen und geerntet werden können, so reifen unsere Arbeit und die “Früchte unseres Lebens”. Das ist natürlich das Gehalt, das wir beziehen aus der Erwerbsarbeit, aber es ist auch all das, was wir mit unserem Tun und Denken erschaffen. Ebenso reifen aber auch die Schäden, die wir als Menschheit der Schöpfung angetan haben und zeigen nun ihre Auswirkungen.

Im Blick auf den Rhythmus des Jahres und der Jahreszeiten können wir auch sagen, dass nun das Jahr reif werden will. Das Erntedankfest ist ein Herbstfest. Nun beginnt auch im Kirchenjahr eine Zeit, in der wir besonders auf die Fragen gestoßen werden, was wir in unserem Leben ernten.

Es geht in dieser Zeit um Wachsen und Reifen. So drückt es Kristian Fechtner aus, Theologieprofessor in Mainz. In seinem Buch “Im Rhythmus des Kirchenjahres” beschreibt er die Feste bis zum Ende des Kirchenjahres so: Das Erntedankfest thematisiert gereiftes Leben. Der Reformationstag fragt nach einem erwachsenen Glauben, der weiß, “dass das Ich nicht auf sich selbst gegründet”. Der Buß- und Bettag zeigt mir, “dass ich im Angesicht eigener Schuld leben muss, dass keine aus ihrer Haut kann”. Am Totensonntag gedenken wir nicht nur unserer Verstorbenen, sondern werden uns auch bewusst, dass auch unser Leben vergänglich ist. Damit stellt sich die Frage: Was bleibt?

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Reif werden: Was bleibt?

Erwachen sein und reif werden ist nicht das Gleiche. Verantwortung übernehmen, eine Familie gründen, mitten im Leben stehen, arbeiten und feiern; das ist erwachsen sein. Irgendwann stellt sich wohl jeder Mensch die Frage, was von all dem bleibt und er oder sie der Welt gegeben hat. Dann fängt das Reif werden an.

Dazu braucht es Lebenserfahrung. Das muss eben “reifen” und wachsen. Das geht nicht mit zwanzig Jahren und selbst mit fünfzig fängt man erst damit an. Ja, es gibt Menschen, die sind “früh reif” und andere brauchen länger, aber ganz ohne die Erfahrung gelebten Lebens kannst Du die Früchte des Lebens nicht erkennen.

Was können denn diese Früchte, die wir am Ende des Lebens ernten, sein? Für viele gehören Kinder und Enkel an die erste Stelle dabei. Wir nennen das Generativität. Die meisten Menschen sehnen sich danach und spüren in ihren Kindern und Enkeln etwas, das ihrem Leben Sinn gibt.

Doch gibt es noch viel mehr im Leben zu ernten. Das mag für jede und jeden verschieden sein. Sind es berufliche Erfolge oder Wohlstand? Geht es um kreatives Schaffen – ein Buch schreiben, Kunst schaffen, Musik machen? Geht es um soziale Dinge – Fürsorge für Bedürftige, Heilung und Sorge für Kranke? Bauen, mit der Natur leben, Tiere schützen… Es gibt so vieles, das wir hinterlassen können.

Auf jeden Fall stellen wir uns, wenn wir reif werden im Leben, diese Frage: Was bleibt? Was sind die Früchte meines Lebens?

Ich lade Dich ein, diese späte Zeit des Kirchenjahres dafür zu nutzen, darüber nachzudenken. Wenn Du jung bist und den größten Teil Deines Lebens noch vor Dir hast, wandle die Frage ein wenig ab und sie kann die Leitfrage Deines Lebens werden: Was will ich hinterlassen, wenn ich alt bin? In der Mitte des Lebens lautet die gleiche Frage möglicherweise: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Im Alter sollte die Antwort auf diese Fragen offensichtlich sein.

Dann ist das Leben reif geworden und die Früchte können froh und dankbar geerntet werden.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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