Predigt Palmsonntag Hebräer 11,1–2(8–12.39–40); 12,1–3

Predigt Palmsonntag Hebräer 11,1–2(8–12.39–40); 12,1–3 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe III, Thema: Das Kreuz steht im Mittelpunkt. Gehalten im Gottesdienst am 28.03.2021 in Liebenscheid (der Gottesdienst wurde vorher aufgezeichnet).

Sonn-/Feiertag: Palmsonntag

Perikopenreihe: III

Predigttext Hebräer 11,1–2(8–12.39–40); 12,1–3

11,1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
2 In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen.

8 Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, an einen Ort zu ziehen, den er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.
9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen im Land der Verheißung wie in einem fremden Land und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.
10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
11 Durch den Glauben empfing auch Sara, die unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte.
12 Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist.
39 Diese alle haben durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen und doch nicht die Verheißung erlangt,
40 weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hat: dass sie nicht ohne uns vollendet würden.

12,1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist,
2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

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Predigt Palmsonntag Hebräer 11,1–2(8–12.39–40); 12,1–3

Liebe Gemeinde!

Das Kreuz steht im Mittelpunkt

Wie oft schon darüber gepredigt. Ist das richtig? Ist nicht vielmehr Spaß und Leichtigkeit angesagt? Kann man jungen Leuten damit noch kommen? Gerade wird wieder sehr deutlich danach gerufen, endlich mit dem Lockdown Schluss zu machen und den Spaß wieder freizugeben. So ein konservativer Jungpolitiker.

Im Predigttext: Sünde, was uns beschwert, Geduld, Schande, Widerspruch.

Es tut mir leid, ich muss immer wieder davon reden. Allein in der letzten Zeit:

  • Corona: Millionenfaches Leid rund um die Welt. Erkrankungen von leicht bis schwerst… bis hin zum Tod. Aber auch die Einschränkungen, psycho-soziale Probleme, Korruption, politische Fehler…
  • Kriege und Bürgerkriege…
  • Auch in unserer persönlichen Erfahrung: Ein auf die schiefe Bahn gekommener junger Mann, eine junge Frau, die keine Arbeit findet, Entlassungen, schwer Erkrankte in Familie, Nachbarschaft und Gemeinde, uns liebe Menschen, die sterben.

Es tut mir wirklich leid, es ist zum heulen. Ehrlich: Manchmal möchte ich am liebsten nicht mehr da dran gehen und nicht mehr darüber predigen.

Unsere Welt ist nicht leicht und spaßig – vielleicht manchmal in glücklichen Momenten, vielleicht und hoffentlich für einige, viele von uns auch oft – aber nicht immer, im Gegenteil.

Es gibt Probleme und es wird gelitten und es wird gestorben.

Das Kreuz steht im Mittelpunkt – in unserem Predigttext und so oft auch im Leben. Dabei glauben wir Christen doch immer an die Liebe Gottes zu allen Menschen. Wir beten und hoffen auf Wunder. Wir schauen auf all das Gute, das Gott für uns bereithält. Wir reden von all dem Schönen in der Schöpfung.

Warum ist dann so oft nichts davon zu sehen?

Der Glaube gibt neue Perspektive

Das Kreuz steht in der Mitte des Predigttextes, aber er beginnt mit dem Glauben, der hofft, mit dem Glauben, der nicht zweifelt an dem, was nicht vor Augen ist. Vor Augen ist das Kreuz. Jeden Abend sehen wir die Nachrichten – oder finden sie im Internet – und möchten am liebsten wegschauen. Das ist vor Augen.

Der Predigttext aber will uns eine neue Perspektive zeigen. Das ist zwar vor Augen, aber es ist nicht alles. Es gibt viel mehr. Und es gibt so viele Menschen, die uns dieses „Mehr“ bezeugen.

Eine Wolke von Zeugen. Dabei denke ich nicht nur an die Zeugen aus der Bibel oder aus der Kirchengeschichte. Es gibt doch diese Zeugen auch unter uns. So viele haben es in ihrem Leben gespürt und erfahren, dass Gott da ist – auch im Leid.

Es gibt auch Wege im und durch das Leid. Es gibt Hilfe – nicht nur von Gott, auch von Mitmenschen. Es ist doch nicht zu leugnen, dass es auch diese andere Seite gibt!

Lasst den Mut nicht sinken

Außerdem hat es doch keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken: Im Predigttext wird das so ausgedrückt: Denkt an Jesus, damit ihr nicht matt werdet und den Mut sinken lasst.

Nein!!!!

Wir lassen den Mut nicht sinken! Christen stellen sich der Realität der Welt. Das ist die Botschaft der Passionszeit und des Karfreitags: In all diesem Schweren ist Gott bei seinem Sohn und er ist auch bei uns. Und davon müssen wir auch heute noch reden. Nur darin liegt für mich echte Hoffnung auch für unsere Welt und die Menschen.

Alles andere ist Vertröstung, ist Flucht vor der Wirklichkeit.

Seht auf! Kopf hoch!

Das Kreuz Jesu steht im Mittelpunkt: Hier hat Gott ein für alle mal deutlich gemacht, dass er auf unserer Seite ist.

Wie kann das erfahren werden? Wie ist es möglich trotz alledem und alledem nicht matt zu werden und den Mut nicht sinken zu lassen?

Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.

Aufsehen!!! Den Kopf erheben!! Die Blickrichtung verändern!!

Ist das nicht eine wunderbare Botschaft? Wir müssen bei dem Blick nach unten – in Trauer, Angst und Not – nicht stehen bleiben. Es gibt auch noch das andere. Es gibt auch noch den Glauben, der uns den Blick erheben lässt.

Übrigens ist das im Kirchenjahr fast schon so etwas wie eine Klammer: Am Anfang des Kirchenjahres steht am 2. Sonntag im Advent der Wochenspruch: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht! Kopf hoch, Gott kommt.

Nun ist er da, als Mensch Jesus, der an unserer Seite ist, der leidet, wie wir auch, der stirbt, wie wir auch. Der weiß, wie es uns manchmal geht. Der aber auch sagt: Seht auf, hebt den Kopf hoch, blickt nach vorne, da geht der Weg noch weiter, da gibt es Hoffnung und ich gehe mit an eurer Seite.

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Vom Kreuz zur Auferstehung blicken

Und noch etwas: In einer Umfrage aus dem letzten Jahr heißt es, dass nur einer von fünf Deutschen an die Auferstehung Jesu glaubt. Alle anderen sagen nein dazu oder, dass sie es nicht wüssten. Trotzdem: Auch von der Auferstehung muss ich immer wieder reden. Es tut mir leid, aber es muss einfach sein. Nein, es tut mir ganz und gar nicht leid! Im Gegenteil! Das ist meine große Hoffnung!

Auch gegen allen Schein, trotz Leid und Tod. Trotz all des Schweren: Im Aufsehen zum Kreuz Jesu liegt die Aufrichtung um auf seine Auferstehung zu hoffen. In der Passionszeit liegt schon der Ausblick auf Ostern. Indem wir Christen uns der Realität von Sünde, Leid, Krankheit und Tod in unserer Welt stellen und nicht den Kopf einziehen tragen wir das Leben Gottes in unsere Welt.

Aufsehen auf Jesus, den Kopf erheben, nicht matt werden und den Mut nicht sinken lassen, das können wir, weil wir einen Gott haben, der in Jesus kompromisslos auf unserer Seite ist und ohne wenn und aber für das Leben einsteht.

Liebe Gemeinde, so lasst uns diesen Mut gewinnen, den Kopf erheben und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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