Predigt Palmsonntag Johannes 17,1-8
Predigt Palmsonntag Johannes 17,1-8 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe IV, Thema: Der Blick in den Himmel.
Sonn-/Feiertag: Palmsonntag
Perikopenreihe IV
Predigttext Johannes 17,1-8
Johannes 17,1–8
1 Solches redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche;
2 so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen, auf dass er ihnen alles gebe, was du ihm gegeben hast: das ewige Leben.
3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.
5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.
7 Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt.
8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.
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Predigt Palmsonntag Johannes 17,1-8
Der Blick in die Welt
Liebe Gemeinde!
Heute ist Palmsonntag und wir erinnern uns an den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Menschen jubeln Jesus zu. Sie begleiten ihn auf dem Weg in die Stadt. Palmzweige und Kleider werden vor ihm auf die Straße gelegt. Es ist eine Ankunft, wie die eines Königs. Die Menschen wissen genau, was sie von Jesus erwarten:
- Die Sensation – endlich passiert mal etwas Außergewöhnliches. Es ist ein toller Auftritt. Wer weiß, was in den nächsten Tagen noch Aufregendes passiert.
- Die Römer – Diese Besatzer soll Jesus aus dem Land werfen. Er soll endlich für eine vernünftige Politik sorgen. Er ist bestimmt jemand, der endlich mit „denen da oben aufräumt“.
- Das Leiden – Jesus ist sicher einer, dem man sich anvertrauen kann. Jemand, der sich um den einzelnen Menschen kümmert, der alles besser machen wird.
Mit solchen Erwartungen ist der Blick auf die Dinge der Welt gerichtet. Auch diese Erwartungen an Jesus sind rechnen mit ganz konkreten Dingen. Es geht vor allem um politische und gesellschaftliche Themen.
Der Blick in den Himmel
In diesem Predigttext zum Palmsonntag hat Jesus aber eine ganz andere Blickrichtung. Er richtet den Blick nach oben und ruft zu Gott: „Vater“. Stellen wir uns das ruhig einmal konkret vor. Und was er sagt, das ist sein Testament. Sein Blick ist nach oben gerichtet, in den Himmel. So wirkt auch dieser Text: nicht so recht von dieser Welt.
Nun kann man Jesus sicher nicht vorwerfen, dass er keinen Blick für die konkreten Dinge dieser Welt hatte. Er wusste genau, wo den Menschen der Schuh drückte. Er hat ganz konkret geholfen und geheilt. Trotzdem hat er immer weiter geschaut. Über eine Welt hinaus, die damals und auch heute für diese Blickrichtung zum Himmel nicht das rechte Verständnis hat. Eine Welt, die – noch sehr sanft ausgedrück – das als „unrealistisch“ abtun würde. Die lieber Spaß und Sensation haben möchte. Die sagt: „Wir müssen doch mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Von nichts kommt nichts.“ Und ähnliche Sprüche und Einstellungen.
Jesus enttäuscht also den Blick in die Welt, er erhebt den Blick in den Himmel und zieht sozusagen Bilanz, er gibt Rechenschaft über sein Wirken und Reden. Und doch, wenn man genau hinschaut ist zu erkennen: mit diesem Blick in den Himmel zu Gott gewinnt Jesus einen ganz neuen Blick in die Welt. Nicht mehr das was vor Augen ist zählt, sondern nur noch das, was vor Gott Bestand hat.
Das sehen wir unter anderem an Jesu Umgang mit seinem eigenen Tod. Er geht seinen Weg in Freiheit. Nicht ohne Angst, aber mit der Gewissheit, Gott an seiner Seite zu haben. Darin zeigt sich eine Macht trotz aller offensichtlichen Ohnmacht. Das ist mit weltlichen Maßstäben nicht zu verstehen. Dass er so paradox den Tod besiegt und ewiges Leben gewonnen hat, das ist nur zu begreifen in der Erkenntnis Gottes, und dass Jesus Gottes Sohn ist und als solcher in die Welt gesandt.
Was hinterlässt Jesus?
Zum einen schenkt Jesus uns eine ganz besondere Bezeichnung Gottes: Wir können „Vater“ zu Gott sagen. Damit drück er aus: Gott ist für uns da. Seine Liebe gilt jedem und jeder von uns. Dafür stand Jesus mit seinem Wirken und Reden ein und damit steht er letztlich mit seinem Tod am Kreuz ein.
Er hinterlässt uns die Worte, die Gott ihm gegeben hat: Er hat sie an uns weitergegeben. Damit haben wir einen Auftrag. Nicht, was die Welt sich so denkt, sondern was vor Gott Bestand hat, das ist uns aufgetragen. Seine Liebe in die Welt tragen. Jeden Tag in Wort und Tat. Und wenn die Welt sagt: Hat doch alles keinen Sinn. Viel besser ist es Spaß zu haben. Oder das Gegenteil, aber auch nur mit dem Blick in die Welt: „Schaffe, schaffe! Jeder für sich selbst!“ Dann gilt es „Nein“ zu sagen und zu antworten: Es ist Gottes Auftrag an uns. Da gibt es noch mehr als das, was vor Augen ist.
Leben in der Welt und im Himmel
Schließlich gibt er uns den Glauben: Nur in diesem Glauben ist das zu erkennen. Der Blick hinter die Kulissen erschließt sich im Glauben. Man könnte sagen: Der Glaube, das ist dieser Blick in den Himmel, der uns zuversichtlich unseren Weg in der Welt gehen lässt. Das gilt in beiderlei Hinsicht:
- Hier und jetzt: Wir sind nicht von der Welt, aber in der Welt. Wir dürfen mit Gottes Augen schauen. So können wir im Nächsten einen von Gott geliebten Menschen sehen und im eigenen Leben Gottes Nähe suchen.
- Über das Leben hier hinausdenken: Gott hat eine Zukunft für uns, auch über den Tod hinaus. Deshalb können wir auch dem Tod ins Angesicht sehen. Auch wenn das schwer und traurig ist, auch wenn das heute nicht modern ist, sondern man versucht den Gedanken an den Tod zu verdrängen. In dem Blick in den Himmel zu Gott unserem Vater und im Glauben an seinen Sohn Jesus Christus, der für uns am Kreuz gestorben ist, liegt auch die Kraft gegen den Tod anzuglauben und es liegt auch die Hoffnung darin, dass Gottes Hand uns im Tod nicht loslässt.
Das ist das Testament Jesu: Lasst euch nicht blenden von den Dingen dieser Welt, die vergänglich sind. Erhebt eure Häupter zum Himmel, wo Gott euer Vater ist, der euch liebt. Lasst euch von daher die Kraft geben, das Leben zu bestehen. Und lebt im Sinne dessen, was Jesus verkündigt hat. Lebt in der Liebe Gottes.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe