Predigt 15. Sonntag nach Trinitatis 1. Petrus 5,5b-11

Predigt 15. Sonntag nach Trinitatis 1. Petrus 5,5b-11 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe I, Thema: Frohbotschaft statt Drohbotschaft. Gehalten im Gottesdienst am 25.09.2022 in Sechshelden.

Sonn-/Feiertag: 15. Sonntag nach Trinitatis

Perikopenreihe: I

Predigttext 1. Petrus 5,5b–11

5b Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.
7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen.
10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
11 Ihm sei die Macht in alle Ewigkeit! Amen.

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Predigt 15. Sonntag nach Trinitatis 1. Petrus 5,5b-11

Hochmut

Liebe Gemeinde!

Ich wollte es mir heute mal einfach machen und habe Predigten von Kollegen gelesen, die diese veröffentlicht haben. Aber das war nichts! Der eine hält eine ganze Predigt über den Teufel, der andere über die Demut und eine andere Pfarrerin ist der Meinung, dass Petrus uns heute sowieso nichts mehr zu sagen hat. Da habe ich gedacht, das hat ja keinen Sinn. Wenn ich eine gute Predigt halten will, dann muss ich doch selbst eine schreiben. Dann habe ich mir den Predigttext also noch mal durchgelesen.

Der erste Satz: „Gott widersteht den Hochmütigen …“ Upps. War das vielleicht hochmütig von mir? Hochmut kommt vor dem Fall, sagt der Volksmund.
Was mache ich jetzt mit diesem Predigttext? Noch mal nachdenken und erst mal E-Mails lesen. Predigt schreiben, kann ich auch später noch…

Drohbotschaft?

Ich habe einmal über ein soziales Netzwerk eine Nachricht bekommen, in der der Schreiber meinte, ich sollte der Gottesdienstgemeinde mehr mit dem ewigen Gericht drohen. Drohbotschaft statt Frohbotschaft – sozusagen.

Ach du meine Güte! Kann das wirklich wahr sein? Kann es wirklich Christen geben, die der Meinung sind, dass wir Gottes Drohbotschaft zu verkünden haben? Und ein schlechter Pfarrer ist einer, der das nicht tut?

Sollte also die heutige Predigt nach dem Predigttext so aussehen?

  • Ihr seid hochmütig – nehmt euch vor Gottes Zorn in acht!
  • Seid immer demütig, nur so hat Gott euch lieb!
  • Hinter jeder Ecke unseres Lebens lauert der Teufel wie ein brüllender Löwe! Ihr müsst kämpfen, dass ihr ihm widersteht!
  • Nur wer Leid trägt kann Gott wirklich gefallen!

Handelt Gott wirklich so an uns? Und was erwartet er eigentlich von uns?

Frohbotschaft

Also, ehrlich gesagt, ich habe diese Nachricht einfach unbeantwortet gelöscht und habe mir dann den Predigttext noch mal durchgelesen. Plötzlich habe ich noch ganz andere Seiten an dem Text entdeckt!

Es ist zwar tatsächlich die Rede von dem Hochmut, den Gott nicht will. Und Demut wird von Petrus gelobt! Allerdings geht es nicht darum, dass wir uns vor Menschen demütigen sollen, sondern es geht um die Demut vor Gott. Aber Gott demütigt uns nicht, so dass wir nur noch kleine Würmchen sind, die vor seinen Drohungen im Schlamm kriechen.

Ich möchte die Demut vor Gott mal anders formulieren. Es geht wohl eher darum, dass wir als Menschen Gott Gott sein lassen. Dass wir Gott als Gott anerkennen. Das hat nichts Negatives! Das hat Folgen, die äußerst positiv wären.

  • Wenn zum Beispiel Politiker Gott anerkennen würden, dann würden sie keine Vereinbarungen mit Energiekonzernen mehr schließen, die nur dazu führen, dass diese mehr Geld scheffeln können.
  • Wenn Manager Gott anerkennen würden, dann würden sie nicht mehr lügen und betrügen, sondern so wirtschaften, dass alle Menschen gut leben können.
  • Wenn Wissenschaftler Gott anerkennen würden, dann würde die Forschung Wege suchen, die Gottes gute Schöpfung nicht zerstört, sondern zum Wohl aller Menschen erhält.
  • Und wir? Wenn wir Gott anerkennen würden, demütig vor ihm wären, was dann? Wir würden einander achten, wir würden ehrlich und gewissenhaft sein, wir würden … ach ja, das wäre schön.

Was, wenn wir versagen?

Und was ist, wenn wir es nicht schaffen? Kommt dann doch die Drohbotschaft wieder von hinten durch die Brust ins Auge? Nein!

Achten wir mal darauf, was der Predigttext dazu sagt, wie sich Gott uns gegenüber verhält:

  • Den Demütigen gibt Gott Gnade!
  • Gott sorgt für uns! Wir können auch unsere Sorge um unsere Fehler und unseren Hochmut und unser Ungenügen Gott anvertrauen.
  • Gott hat uns berufen zur ewigen Herrlichkeit! Hört sich das an wie eine Drohbotschaft?

Schließlich gibt Petrus auch noch an, warum Gott so mit uns umgeht: wegen Jesus. Jesus Christus hat dies für uns erworben. Weil er selbst Mensch wurde und Gott nicht um seinen Sohn herumkommt. Alles, was Gott an – durchaus berechtigtem – Zorn haben könnte (über unsere Unzulänglichkeit, über unseren Umgang mit seiner guten Schöpfung, über unser Unverständnis für unseren Nächsten …), all das fängt Jesus im Kreuz ab. Das ist nun wirklich die Frohbotschaft, die wir zu verkünden haben!

Wie handelt Gott? Er handelt voller Liebe zu seinen Menschen!

Und was erwartet er von uns? Nichts anderes, als das anzuerkennen. Ja zu sagen dazu. Sich zu freuen darüber, dass Gott uns liebt. Gott Gott sein lassen. In dem alten Wort ausgedrückt, dass der Predigttext benutzt: Demütig zu sein vor Gott.

Ein persönliches Wort von mir

Liebe Gemeinde, vielleicht gestattet Ihr mir heute ein persönliches Wort:

Ich bin jetzt seit fast 30 Jahren Pfarrer. Ich bin sicher nicht immer den Erwartungen der Menschen in den Gemeinden, in denen ich tätig war, gerecht geworden. Ich habe sicher so manchen Fehler gemacht. Ich bin nicht einmal immer den Erwartungen gerecht geworden, die ich selbst an mich habe. Aber wenn ich eines in diesen 30 Jahren gelernt habe und wenn es eines gibt, dass ich als Pfarrer verkündigen möchte, wenn es eines gibt, das mir über alles andere wichtig ist, dann dies:

Ich möchte Gottes frohe Botschaft verkündigen! Gott liebt uns alle! Gott liebt jeden einzelnen von Euch! Ja, Gott liebt sogar einen unvollkommenen Pfarrer wie mich! Gott liebt seine Menschen!

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Aufrichten, stärken, kräftigen, gründen

Ach ja, dabei fällt mir noch etwas ein: Der Predigttext war ja noch nicht zu Ende! Da kommt zum Schluss ja noch eine richtige „Drohbotschaft“. – Entschuldigung, das war jetzt sarkastisch gemeint! Es kommt eine Botschaft, die eindeutiger nicht sein könnte. Eine Botschaft, die frohmachender nicht sein könnte! Ein Botschaft, die wohl niemand, der einigermaßen klar denken kann als Drohung verstehen könnte!

Wie will Gott an uns handeln?

Er will uns aufrichten, stärken, kräftigen, gründen!

  • Stärken: bedeutet ermutigen, Hoffnung geben.
  • Kräftigen: Kraft geben, für all die schwierigen Situationen in unserem Leben.
  • Gründen: Ein Fundament für unser Leben geben. Glauben.
  • Für mich das schönste Wort: aufrichten! Demütigung in dem Sinne, wie es normalerweise gebraucht wird drückt einen Menschen nieder, lässt ihn gebeugt, mit Blick zum Boden durchs Leben gehen. Eine Drohbotschaft hätte solche niederdrückenden Folgen. Aber unser Gott ist anders: er richtet uns auf! Er lässt uns – nicht hochmütig, aber – erhobenen Hauptes durch das Leben gehen.

Ich denke, heute darf ich mir mal was wünschen, oder?

Ich wünsche mir, wenn etwas hängen bleibt, von dem, was ich in den letzten 30 Jahren, zeitweise auch bei Euch hier in Sechshelden, als Pfarrer gesagt oder getan habe, dann bitte nicht die Leistungen, die ich vielleicht vollbracht habe, auch nicht die Fehler, die ich gemacht habe, auch nicht, wenn ich jemanden enttäuscht haben sollte und erst recht nicht irgendwelche geistigen oder theologischen Höhenflüge!

Ich wünsche mir, dass diese simple, schlichte und einfache frohe Botschaft bleibt: Gott liebt uns, seine geliebten Menschen!

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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