Predigt Rogate Lukas 11,(1-4)5-13

Predigt Rogate Lukas 11,(1-4)5-13 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe IV, Thema: Das Gleichnis vom bittenden Freund – über das Beten.

Sonn-/Feiertag: Rogate

Perikopenreihe: IV

Predigttext Rogate Lukas 11,(1-4)5-13

1 Und es begab sich, dass er an einem Ort war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.
2 Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.
3 Gib uns unser täglich Brot Tag für Tag
4 und vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben jedem, der an uns schuldig wird. Und führe uns nicht in Versuchung.

5 Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote;
6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann,
7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.
8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
11 Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange?
12 Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion?
13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

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Predigt Rogate Lukas 11,(1-4)5-13

Kultur des Bezahlens oder des Bittens?

Liebe Gemeinde!

Wer steht eigentlich im Mittelpunkt dieser Geschichte? Der Gebende oder der Bittende? Ist diese Geschichte etwa eine Aufforderung an uns, freimütig zu geben? Oder sollen wir das richtige Bitten lernen?

Wie sieht das eigentlich bei uns mit dem Bitten aus? Normalerweise ist es doch so, dass wir bei einer Bitte immer meinen, wir müssten wieder etwas zurückgeben. Überlegt mal einen Moment für Euch selbst: können wir eigentlich eine Bitte aussprechen, ohne zu sagen oder doch zumindest zu denken: Du bekommst es morgen wieder zurück. Oder kennst Du nicht auch diese lästige Geschichte, dass man überlegt: Was habe ich von dem- oder derjenigen eigentlich im letzten Jahr zum Geburtstag bekommen? Wie viel muss ich dann diesmal schenken?

Unsere Kultur des Bittens beruht auf Gegenseitigkeit. Eigentlich ist es also eher eine Kultur des Bezahlens.

Von Martin Luther wird erzählt, eines seiner letzten Worte sei gewesen: Wir sind Bettler, das ist wahr! Betteln ist sozusagen die reine Form des Bittens. Wer betteln muss, der kann auch nichts wiedergeben. In diesem Sinne heißt eine Kultur des Bittens: wir sind Bettler vor Gott.

Trommeln oder Beten?

Wenn wir nun aber beten und Gott um etwas bitten, was nützt das denn eigentlich? Dazu möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen.

Bertold Brecht erzählt in seinem Bühnenstück „Mutter Courage“ von einer Begebenheit während des 30-jährigen Krieges. Auf einem Bauernhof vor der Stadt Halle haben die Bauersleute Mutter Courage aufgenommen, die mit ihrer stummen Tochter Kattrin auf der Flucht ist. Mitten in der Nacht kommen die feindlichen Soldaten auf den Hof. Sie sind auf dem Weg zur Stadt, um sie einzunehmen. Sie zwingen den Sohn des Bauern, ihnen und ihren Truppen den besten Weg in die Stadt zu zeigen. Dann ziehen sie weiter. Der Bauer steigt aufs Dach der Scheune und sieht, dass in der Stadt kein Licht brennt. Auch die Wachtürme der Stadt scheinen unbesetzt zu sein, niemand ist zu sehen. Die Stadt müsste gewarnt werden.

„Wenn wir nur mehr wären…“ sagt die Bäuerin. „Wir können nix machen. Nix.“ Und sie sagt zur stummen Kattrin: „Bet, armes Tier, bet! Wir können nix machen gegen das Blutvergießen. Wenn du schon nicht reden kann, kannst doch beten!“

Alle knien nieder. Kattrin aber steht während des Betens auf, holt etwas aus ihrem Handwagen und klettert unbemerkt aufs Dach der Scheune. Sie beginnt mit aller Kraft eine Trommel zu schlagen, und sie hört nicht auf zu trommeln. Nach kurzer Zeit beginnen in der Stadt die Sturmglocken zu läuten. Man hat die Warnung verstanden. Kattrins Trommeln hat die Stadt gerettet.

Wer hat denn nun eigentlich den Menschen in der Stadt geholfen? Die stumme Kattrin oder ihre Familie? Der Bertolt Brecht, war die Antwort klar: das war Kattrin. Aber könnte man das nicht genauso gut umdrehen? Wer weiß denn, ob Kathrin ohne das Gebet auf diesen Gedanken gekommen wäre? Sicher ist das nicht beweisbar, man kann das nur glauben!

Beten im Heiligen Geist

Wenn also beten tatsächlich etwas nützt, was gibt uns denn Gott? Jesus sagt: bittet so wird euch gegeben. Heißt das etwa: betet, so werden alle eure Wünsche erfüllt? Das kann es ja wohl nicht sein!

Jesus sagt, dass Gott uns seinen heiligen Geist gibt. Liebe Gemeinde, ich vermute, dass genau das der Mittelpunkt dieses Textes ist. Nicht der Bittende und auch nicht der Gebende. Sondern die Gabe des Heiligen Geistes. Aber was heißt das?

Jedenfalls zuerst und vor allen Dingen: Gott ist bei uns! Auch wenn das vier Worte sind, die Ihr, liebe Gemeinde, von mir immer wieder in Predigten hört, ich kann es auch heute nicht vermeiden! Das ist das A und O. Gott ist bei uns! Und dafür steht der Heilige Geist. Im Bezug auf das Gebet: ja, Gott erfüllt unsere Bitten! Aber er erfüllt nicht alle unsere Bitten! Wir können sicher sein, dass er uns aber auch dann hilft, wenn es in unserem Leben anders läuft, als wir denken!

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​Wir sind Bettler, aber mit vollen Händen

Wie oft habe ich zum Beispiel erlebt, dass Menschen in tiefer Trauer über den Verlust eines lieben Menschen Trost im Gebet finden. es kann durchaus auch die Klage vor Gott sein oder sogar die Anklage. Aber wenn Menschen empfindsam sind für den Glauben, dann spüren Sie, dass Gott sie auch in der tiefsten Tiefe nicht loslässt.

Wenn wir zu Gott beten und Gott unsere Bitten erfüllt, dann ist es das Größte, was wir sagen können und was wir glauben können: Gott schenkt uns seinen heiligen Geist.

Wir sind Bettler vor Gott, sagt Luther, aber wir sind Bettler, die von Gott die Hände übervoll gefüllt bekommen. So können wir betend und voller Freude und Hoffnung sagen: ja, wir sind Bettler, das ist wahr.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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