Predigt Buß- und Bettag Offenbarung 3,1–6
Predigt Buß- und Bettag Offenbarung 3,1–6 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe IV, Thema: Buße führt zum Segen. Gehalten im Gottesdienst am 16.11.2022 in Sechshelden.
Sonn-/Feiertag: Buß- und Bettag
Perikopenreihe: IV
Predigttext Offenbarung 3,1–6
1 Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot.
2 Werde wach und stärke das andre, das schon sterben wollte, denn ich habe deine Werke nicht als vollkommen befunden vor meinem Gott.
3 So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße! Wenn du nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.
4 Aber du hast einige in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind’s wert.
5 Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
6 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
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Predigt Buß- und Bettag Offenbarung 3,1–6
Ist Buße noch zeitgemäß?
Liebe Gemeinde!
In der alten Ordnung der Predigttexte war dieser Abschnitt dem dritten Advent zugeordnet. Die neue, jetzt gültige Perikopenordnung sieht ihn aber für den heutigen Buß- und Bettag vor. Wie kommt das? Was hat ein solcher Predigttext überhaupt mit Advent zu tun? Die Adventszeit als Vorbereitungszeit auf Weihnachten galt früher – genauso, wie die Passionszeit vor Ostern – als Bußzeit. Es sollte eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu sein. Deshalb sollte man Buße tun um den Herrn angemessen empfangen zu können.
Wir empfinden den Advent aber heute nicht mehr so. Für uns hat die Adventszeit einen fröhlichen und freudigen Charakter. Wir warten auf Weihnachten und freuen uns darauf. Heute passt der Bußgedanke wohl nicht mehr in die Zeit. Also hat man den Text auf den Buß- und Bettag gelegt. Hierhin passt es und am Buß- und Bettag gehen ja sowieso nur die ganz hartgesottenen Christen und Christinnen in die Kirche – also so Leute wie wir…
Ich halte es trotzdem für sehr wichtig, sich auch solchen schwierigen Themen auszusetzen. Buße ist ja auch immer eine Gelegenheit, den Kurs des eigenen Lebens mal in den Blick zu nehmen und zu schauen, ob es noch in die richtige Richtung geht. Und wenn wir feststellen, dass wir etwas falsch gemacht und vielleicht wirklich Schuld auf uns geladen haben, dann ist es doch gut, wenn wir das klären und gerade rücken und in Zukunft besser machen.
Schauen wir uns deshalb den Predigttext mal genauer an.
Du hast den Namen, dass du lebst und bist tot.
Der Text macht schon etwas Stress, oder?! Da wird der Gemeinde in Sardes – eine Stadt in der heutigen Westtürkei – ganz heftig der Spiegel vorgehalten. Offenbar waren sie sich selbst keiner „Schuld“ bewusst. Sie waren der Meinung, bei ihnen ist alles in Ordnung. Aber Johannes sieht tiefer. Er macht der Gemeinde klar, dass sie mal genau hinschauen muss, wie es um sie und die einzelnen Gemeindeglieder steht.
Das ist auch heute genau die Aufgabe dieses Predigttextes und dieses Buß- und Bettags. Wir sollen zum Nachdenken gebracht werden. Ist etwas nicht in Ordnung bei uns? Das bezieht sich auf jeden und jede Einzelne von uns und auch auf uns als Gemeinde und Kirche. Ehrlich gesagt: Das macht mir Angst: für mich, für uns, für unsere Gemeinde, für unsere Kirche. Wir werden wohl bei genauer Betrachtung so manches finden, was problematisch ist.
Genau hinschauen in der Gemeinde
Schauen wir zuerst mal auf unsere Kirche. Da wird seit Jahren, ja sogar Jahrzehnten, reformiert. Das hört sich zwar reformatorisch an; so wäre es wohl einer evangelischen Kirche angemessen. Wenn wir aber genau hingucken, dann merken wir, dass es meistens um Zahlen geht. Da werden Gemeindemitglieder gezählt und Gebäude geschätzt. Da wird ein neues Abrechnungssystem – die Doppik, eingeführt. Da geht es um Geld und Steuern und Spenden und wieder um Geld.
Schauen wir dann auf unsere Gemeinde. Hier ist so viel Leben und Glaube und Menschen, die sich für andere engagieren. Das ist toll, aber können wir uns darauf ausruhen? Stellen wir uns mal ehrlich die Frage, ob wir wirklich so lebendig sind oder es vielleicht nur so scheint. Keine Angst, ich habe jetzt keine konkreten Vorwürfe gegen die Gemeinde hier in unserem Ort. Ich glaube fest, dass wir auf einem guten Weg sind.
Trotzdem sollten wir immer wieder genau hinschauen; gerade dann, wenn es besonders gut läuft. Was bedeutet zum Beispiel die Trennung vom CVJM? Welche Aufgabe haben wir als Kirchengemeinde in der Kindertagesstätte, wo sich ja durch den Neubau in nächster Zeit so manches ändern wird. Wie gestalten wir Gottesdienste? Wie achten wir auf die Menschen, die am Rand stehen? Wie kümmern wir uns um Kinder und Jugendliche? Wie wird die gemeinsame Arbeit mit den Nachbargemeinden gestaltet?
Es gibt also genug Baustellen, über die wir uns hier in unserer Gemeinde gründlich Gedanken machen müssen, damit auch wirklich alles auf Kurs bleibt.
Genau hinschauen im eigenen Leben
Schließlich bietet der Buß- und Bettag auch Gelegenheit einmal über das eigene Leben nachzudenken. Genauso, wie bei der Gemeinde, geht es auch hier nicht darum, alles schlechtzureden oder den Zeigefinger zu erheben. Es kann ja sein, dass wir auch in unserem eigenen Leben auf einem guten Kurs sind. Aber die Mahnung des Johannes aus dem Predigttext „du hast den Namen, dass du lebst und bist tot“, will uns darauf aufmerksam machen, dass wir selbst nicht immer sehen, was schief läuft.
Natürlich muss jeder und jede für sich selbst darüber nachdenken, aber wir sollten als Geschwister im Glauben auch aufeinander achten. Sich gegenseitig Rat zu geben, einander zuzuhören und miteinander zu beten, sind gute Wege dafür. Dabei gilt es aber immer das Jesuswort zu bedenken: Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge, bevor du dich um den Splitter im Auge deines Nächsten kümmerst.
Denke daran, was du empfangen hast
Der Text endet aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger! Er enthält auch wunderbare Zusagen und Verheißungen. Besonders wichtig ist mir dieser kleine Satz: „Denke daran, was du empfangen hast.“ Auch das können wir wieder auf die Kirchengemeinde und auf uns persönlich beziehen. Was haben wir nicht alles empfangen? Wir haben so viel übernommen von unseren Vorfahren – im Glauben genauso, wie in der Familie. Wir haben materielle Güter und auch Begabungen, die wir einsetzen können für eine bessere Welt – oder wie wir im Glauben sagen würden: Für das Reich Gottes.
Was die Gemeinde angeht, können wir auch bei den Zahlen anfangen: Die Besucherzahlen im Gottesdienst steigen hier wieder. Es gibt wieder einen Spielkreis. Der Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden gibt auch eine gute Perspektive für die Zukunft – auch im Blick auf die Pfarrstelle. Die Gemeinde kann in der Kita gute Arbeit leisten, hat eine enge Verbindung zur Schule und kann Jugendliche im Konfirmandenunterricht erreichen. Es gibt so viele Menschen, die sich hier engagieren – und das tollste dabei: Es sind auch überdurchschnittlich viele junge Leute dabei.
Das Erbe des Glaubens
Auch was den Glauben betrifft, haben wir hier ein reiches Erbe! Halte was du hast: erinnere dich!!!! Halte dich an den Glauben und gib das Gute, das du empfangen hast weiter. Dazu gehören auch Einzelerlebnisse, die Ihr bestimmt auch immer wieder macht: Menschen, die zu Gott finden. Hilfe und Trost unter den Geschwistern im Glauben. Und manch einer findet das rechte Wort zur rechten Zeit.
Wie viele Begabungen, die wir von Gott empfangen haben, werden in die Gemeinde eingebracht: Leitung im Kirchenvorstand, musikalische Gaben im Gottesdienst, praktische Fähigkeiten in der Erhaltung der Gebäude, im Vorbereiten von Festen, Weitergabe des Glaubens im Männertreff und Frauenkreis, in der Schule, der Kita und dem Konfirmandenunterricht, im Gottesdienst und so weiter und so weiter.
Wir haben so viel empfangen und Gott legt auf alle unsere Mühen seine Verheißung „Wer überwindet, soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ Das heißt doch, dass Gottes Segen uns begleiten wird. Das heißt auch – nach dem großen Bußaufruf und dem erhobenen Zeigefinger am Anfang des Predigttextes -, dass bei all unseren Fehlern und Schwächen, am Ende doch immer Gottes großer Zuspruch steht. Am Ende steht immer der Segen Gottes!
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe