Predigt 14. Sonntag nach Trinitatis Römer 8,14-17
Predigt 14. Sonntag nach Trinitatis Römer 8,14-17 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe VI, Thema: Was treibt uns an? Gehalten im Gottesdienst am 10.09.2023 in Liebenscheid. In diesem Gottesdienst fand auch eine goldene Konfirmation statt.
Sonn-/Feiertag: 14. Sonntag nach Trinitatis
Perikopenreihe: VI
Predigttext Römer 8,14-17
14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
15 Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!
16 Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.
17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.
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Predigt 14. Sonntag nach Trinitatis Römer 8,14-17
Was treibt Menschen an?
Liebe Gemeinde!
Was treibt Menschen an? Bei manchen können wir nur darüber spekulieren und schütteln vielleicht mit dem Kopf. Was treibt zum Beispiel einen Putin an? Oder einen Trump?
Geht es ihnen um die Macht, die sie ausüben können oder wollen? Das ist sicher ein ganz großes Triebmittel für viele Menschen. Ich vermute, dass Geld in unserer Zeit eine der stärksten Antriebskräfte für das Handeln von Menschen ist. Vielleicht gehört auch Ansehen dazu. Die Frage, wie andere Menschen uns sehen und einschätzen ist wohl auch für viele sehr wichtig.
Was treibt uns an?
Was treibt uns eigentlich an? An dieser Frage stört uns möglicherweise schon die Wortwahl. Treiben ist doch sehr negativ besetzt. Eine andere Übersetzung für das griechische Wort in unserem Text ist das Wort führen. Wer oder was führt uns in unserem Leben? Aber auch mit einem Führer haben wir so unsere negativen Erfahrungen gemacht.
Vielleicht ist „leiten“ ein besseres Wort. Denken wir mal nicht an die negativen Dinge, sondern schlicht an unser eigenes Leben. Was hat uns dahin geleitet, wo wir jetzt sind?
Zum Beispiel die Goldkonfirmanden, die jetzt auf 50 Jahre seit ihrer Jugendzeit zurückblicken. Was ist alles geschehen? Welche Träume von damals sind wahr geworden? Welche nicht? Wie sind die Entscheidungen zustande gekommen, die wir getroffen haben?
Wie leitet Gott uns?
Paulus schreibt: welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Der Geist Gottes treibt uns an. Hat das auch etwas Negatives? Und wie macht er das? Manche fromme Menschen meinen, die Wirkung des Heiligen Geistes habe etwas mit außergewöhnlichen Ereignissen, mit Wundern zu tun. Mir scheint allerdings, dass der Geist Gottes ganz anders arbeitet.
Er führt oder treibt uns – oder sagen wir lieber: leitet uns – durch:
- unser Gewissen
- durch Einfälle und Ideen. Woher kommt denn der Gedanke, jemanden anzurufen, mit dem man lange nicht gesprochen hat? Wie kommt man plötzlich auf die Idee, jemanden zu besuchen? Woher kommt der Gedanke, dem Partner oder den Kindern eine Kleinigkeit mitzubringen?
- Auch Dankbarkeit könnte eine solche Wirkung des Heiligen Geistes sein, die dazu führt, dass wir unser Verhalten entsprechend ausrichten.
- Wenn es uns gelingt Vorurteile zu überwinden, dann hat vielleicht auch der Geist Gottes seine Finger im Spiel. Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn sich Herr Putin in dieser Hinsicht mehr vom Heiligen Geist hätte treiben lassen.
- Sicherlich gibt es vielfältige Motivationen, um sich für andere Menschen einzusetzen, aber können wir nicht aus dem Glauben heraus auch sagen, dass es eine Wirkung des Heiligen Geistes ist? Treibt der Geist Gottes Menschen dazu, sich für andere zu engagieren? In Vereinen, in der Kirchengemeinde, in Kinder und Jugendfreizeiten, oder auch in der Katastrophenhilfe, oder auch in der Pflege von kranken und alten Angehörigen und und und…
Gehört auch Freude dazu?
Und, liebe Gemeinde, vielleicht leitet uns der Heilige Geist sogar auf eine noch ganz andere und spezielle Art: durch Spaß und Freude. Das mag ein ungewöhnlicher Gedanke sein, aber ist es nicht gut, dass es Menschen gibt die Freude daran haben etwas Gutes zu tun für ihre Mitmenschen und für die Schöpfung. Kann diese Freude nicht auch eine Wirkung des Heiligen Geistes sein?
Wenn wir so vom Geist Gottes geleitet werden, dann sind wir Kinder Gottes. Der Predigttext sagt aber noch etwas anderes über diese Wirkung des Geistes Gottes: wir brauchen uns nicht zu fürchten. Ich habe mir überlegt, was das Gegenteil von Furcht ist. Ich denke die meisten würden sagen so etwas wie Mut oder Stärke oder vielleicht auch Erfolg. Paulus sagt hier aber etwas ganz anderes: das Gegenteil von Furcht ist einen kindlichen Geist zu haben.
Werden, wie die Kinder
Jesus sagt: werdet wie die Kinder! Das heißt doch so viel wie:
- Glauben: Ein anderes Wort für Glauben ist Vertrauen; habt Vertrauen, auch wenn es immer wieder enttäuscht wird.
- Hoffnung: hört nicht auf zu hoffen, auch wenn alles scheinbar aussichtslos ist.
- Liebe: liebt ohne Vorbedingungen, so wie die Kinder.
Durch diesen kindlichen Geist können wir Abba, lieber Vater zu Gott sagen. Dieses aramäische Wort „Abba“ bedeutet bei uns so viel wie Papa. So treibt uns der Geist Gottes! Das hat nichts Negatives. So sind wir durch diesen Geist Kinder Gottes. So will uns Gott beschenken mit seiner väterlichen Liebe und er segnet uns auf allen unseren Wegen.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe