Dieser Beitrag „Nicht von der Welt“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich täglich Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

Lesung VII (Marginalie), Okuli

Johannes 15, 18-21

18 Wenn euch die Welt hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.
19 Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt.
20 Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten.
21 Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.

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Nicht von der Welt, Okuli, Lesung VII, Johannes 15, 18-21

​Nicht von der Welt? Aber ich lebe doch in der Welt! Und ich will das auch! Ich sehe zwar viele schreckliche Dinge in unserer Welt, aber für mich ist die Welt in der wir leben doch grundsätzlich die gute Schöpfung Gottes. Es gibt so vieles, das ich genießen kann: Die Natur, die Menschen, die mir wichtig sind, Gemeinschaft, ein gemütliches Zuhause, ein leckeres Essen, ein gutes Glas Wein oder ein Bier mit Freunden in geselliger Runde…

Für das Johannes-Evangelium sind Gegensätze ein Grundelement: Oben und Unten, Fleisch und Geist, Licht und Finsternis, Glaube und Unglaube. Das nennt man dualistisches Weltbild. Darein gehört auch dieser Text. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich damit nicht so viel anfangen kann. Doch gibt es zwei Dinge, die mir zumindest vom Kopf her einen Zugang zu dem Weltbild des Johannes ermöglichen.

Im Text ist die Rede vom Hass der Welt. Hier ist nicht die Welt als Schöpfung Gottes gemeint, sondern die dualistische Gegenüberstellung der ungläubingen Welt gegenüber dem Glauben der Christinnen und Christen. Das Johannes-Evangelium ist recht spät geschrieben; wahrscheinlich um das Jahr 100 n. Chr. Da gab es schon echte Verfolgungserfahrungen der Christen. Damit gibt die Rede vom Hass der Welt einen ganz anderen Sinn.

Christen heute, die ebenfalls in schwierigen Situationen leben oder gar tatsächlich unter Verfolgung, Repressionen, Gefängnis, ja sogar Gefährdung des Lebens glauben, lesen den Text sicher anders als ich und wir hier im sicheren Deutschland. Das kann ich durchaus nachvollziehen.

Mein zweiter Zugang: Wie ist das mit dem „herausgerufen aus der Welt“ in einer Zeit und einem, in der wir Christen nicht verfolgt werden? Gibt es eine Art grundsätzliche Distanz zur Welt? So ausgedrückt komme ich damit zurecht. Es gibt in der Tat Dinge in der Welt und in der Gesellschaft, zu denen wir Christinnen und Christen auf Distanz gehen müssen. Auch wenn ich das hier nicht ausführlich erläutern kann, ein paar Hinweise: Zerstörung der Schöpfung, ungerechte gesellschaftliche Ordnungen, Rassismus, Antisemitismus, Hass in den sozialen Medien…

Bei dem letzten Vers musste ich direkt an die Blues Brothers denken: „Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs“. Auch wenn das ironisch gemeint war, können wir uns das nicht auf die Fahnen schreiben? Wir haben einen Auftrag in der Welt, so wie sie eben gerade um uns herum ist. Ob wir Hass erfahren oder nicht, ob wir in einer Verfolgungssituation leben oder es uns auch als Christen gut geht, wir haben einen Auftrag.

Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs – die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen, die Liebe Gottes zu leben, die gute Nachricht von Jesus Christus weiterzutragen. Ja, wir sind doch tatsächlich im Auftrag des Herrn unterwegs.

Was uns auszeichnet ist nicht, dass wir besser sind als alle anderen. Wir sind nicht weniger fehlerbehaftet, nicht stärker, nicht liebevoller, nicht schlauer. Was uns auszeichnet, ist – so würde es Johannes sagen -, dass wir erkannt haben, wer Jesus gesandt hat. Das nennen wir schlicht und einfach Glauben.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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