Predigt Estomihi Amos 5,21–24

Predigt Estomihi Amos 5,21–24 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe VI, Thema: Hasst Gott Gottesdienste?. Gehalten im Gottesdienst am 19.02.2023 in Sechshelden.

Sonn-/Feiertag: Estomihi

Perikopenreihe: VI

Predigttext Amos 5,21–24

21 Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen –
22 es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an.
23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

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Predigt Estomihi Amos 5,21–24

Gott hasst Gottesdienste

Liebe Gemeinde!

Was ist das nur für ein Text. Er klagt an, polarisiert, entzweit. Das ist richtig heftig! Ich übersetze den Text mal in unsere Zeit, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, wie unglaublich Amos sein Volk anklagt:

Gott sagt: Ich hasse eure Gottesdienste. Und wenn ihr auch Abendmahl feiert und noch so viel Kollekte einsammelt, es interessiert mich nicht mehr. Hört auf mir mit euren Liedern in den Ohren weh zu tun und die Orgel kann ich schon gar nicht mehr hören! Es reicht! Hört auf damit!

So ungefähr mag es für die Menschen in Israel vor über zweieinhalbtausend Jahren angekommen sein, was Amos sagt.

Wir lieben Gottesdienste

Die einen sind wohl entsetzt. Damals wie heute. Es ist doch offensichtlich so, dass es auch heute noch unter uns viele Menschen gibt, die gerne in den Gottesdienst gehen und denen es ein inneres Bedürfnis ist. Wenn diese Menschen – zu denen wahrscheinlich die meisten, die heute hier sitzen, gehören – so einen Text lesen, dann ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Meint Amos das wirklich so? Meint Gott das ernst?

Wir geben uns doch Mühe und versuchen den modernen Menschen und auch Gott in unseren Gottesdiensten gerecht zu werden. Wir probieren neue Dinge aus, schmücken die Kirche, setzten moderne Technik ein, machen uns Gedanken. Wir haben in unserer Gemeinde so gar eine Gottesdienst-Team, dass viel Engagement darein steckt, Gottesdienste ansprechend und gut zu machen.

Wir brauchen neue Gottesdienste

Dann gibt es andere, reiben sich bei diesem Text die Hände und denken: ja genau! So ist es! Endlich sagt mal jemand wie es ist. Gottesdienste, die uns gefallen würden, müssten ganz anders sein. Viel moderner mit aktueller Musik, mit Band und mit mehr Gemeinschaft und mit Lobpreis und überhaupt viel lebendiger. Diese alten Traditionen, die gestelzte Sprache, die vielen Lesungen und liturgischen Gesänge. Das ist doch alles längst aus der Zeit gefallen.

Manche meinen auch, die Inhalte unserer Gottesdienste wären falsch. Dem einen wird zu viel vorgeschrieben, der anderen zu wenig Tacheles geredet. Manche meinen, wir sollten uns das fromme Geschwätz sparen und lieber aktuelle Themen behandeln. Andere sind überzeugt: Das größte Problem unserer Gottesdienste ist, dass sie nicht fromm genug sind und das Evangelium nicht klar genug aussprechen würden.

Wie feiern wir richtig Gottesdienst?

So könnten die einen Amos vereinnahmen und die anderen ihn ablehnen. Aber der Prophet macht es uns nicht so leicht:

Amos hat damals berechtigte Kritik geübt. Auch die Kritik, die an unseren Gottesdiensten geübt wird, ist in mancherlei Hinsicht berechtigt. Wir müssen gemeinsam darum ringen, wie man heute Gott feiern kann, ohne dabei alles althergebrachte über Bord zu werfen. Es geht um neue Wege und neue Möglichkeiten. Erneuerung ist wichtig und es ist gut immer wieder Neues auszuprobieren.

Aber blinde Kritik übt Amos nicht. An anderen Stellen seines Buches erkennt er das Recht eines würdigen Gottesdienstes sehr wohl an. Also mit ihm einfach das Kind mit dem Bade ausschütten ist auch nicht in seinem Sinne. Er wirft die Tradition, das Althergebrachte – oder sagen wir: das Bewährte – nicht weg. Das sollten wir heute auch nicht tun. Es geht viel mehr darum, es mit neuem Sinn und Leben zu erfüllen. Paulus würde sagen: Prüfet alles und das Gute behaltet.

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Gottesdienst im Alltag

Es gibt aber in unserem Predigttext noch etwas ganz Wichtiges zu beachten. Bei meiner Übertragung habe ich den letzten Satz weggelassen. „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ Im Blick auf den Gottesdienst und uns Christen heute könnte man diesen Satz so übersetzen: Das was ihr im Gottesdienst sagt, singt, betet, das muss sich im Alltag bewähren. Glaube und Leben müssen übereinstimmen.

Dann stimmt auch der Gottesdienst. Dann wird er auch attraktiv sein, egal welches Instrument gespielt wird, wie alt die Lieder sind und wie er gestaltet wird. Dann wird auch Gott unsere Gottesdienste wieder lieben.

Das war nämlich das eigentliche Problem in Israel zur Zeit Amos. Auf der einen Seite wurde der traditionelle Opfergottesdienst im Tempel gefeiert, aber Recht und Gerechtigkeit wurden mit Füßen getreten. Die Reichen und Mächtigen machten was sie wollten und die Armen und Rechtlosen mussten sehen, wo sie blieben. Amos macht deutlich: Wenn ihr Gottesdienst feiern wollt, dann müssen Recht und Gerechtigkeit auch in der Gesellschaft gelten. Das gilt auch für uns heute: Es ist auch Aufgabe der Christen daran mitzuwirken.

Zusammenfassen kann man den Predigttext also ganz einfach: Glaube und Leben müssen miteinander übereinstimmen. Das ist unsere Aufgabe, jeden Tag, nicht nur sonntags. Dann ist Gott bei uns – im Gottesdienst und im Alltag.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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