Predigt Sexagesimä Jesaja 55,(6–7)8–12a

Predigt Sexagesimä Jesaja 55,(6–7)8–12a von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe V, Thema: Gottes wirksames Wort. Gehalten im Gottesdienst am 12.02.2023 in Manderbach.

Sonn-/Feiertag: Sexagesimä

Perikopenreihe: V

Predigttext Jesaja 55,(6–7)8–12a

6 Suchet den Herrn, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist.
7 Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.

8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr,
9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen,
11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
12a Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.

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Predigt Sexagesimä Jesaja 55,(6–7)8–12a

Die Bibel als Wort Gottes

Liebe Gemeinde!

Im Zentrum dieses Predigttextes steht das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist auch das Zentrum Evangelischen Glaubens. Luthers große Entdeckung war die Entdeckung der Bibel. Er wollte, dass alle Menschen selbst in der Bibel lesen konnten. Deshalb hat er die Bibel in die Volkssprache übersetzt. Natürlich ist die Bibel auch die Grundlage aller christlichen Konfessionen, aber für die Evangelische Kirche hat sie von Anfang an eine besondere Bedeutung gehabt.

Für Luther war es selbstverständlich, dass die Bibel – also das Buch – Gottes Wort ist. Deshalb liegt die Bibel auf dem Altar; deshalb haben wir die Lesungen aus der Heiligen Schrift im Gottesdienst; deshalb haben wir in unseren Gemeinde Bibelkreise; deshalb gehört die Bibel in die Hand jedes Christen und jeder Christin.

Aber Wort Gottes ist mehr als das geschriebene Wort, die Bibel.

Jesus Christus, das eine Wort Gottes

Wir unterscheiden in der Bedeutung des Wortes Gottes die Bibel von der Person Jesus Christus. Jesus ist das personifizierte Wort Gottes. Das gilt nicht nur für das, was er gesagt und gepredigt hat. Es gilt für sein ganzes Leben – das wir im Kirchenjahr nachvollziehen – und es gilt auch für seine Person selbst. In Jesus offenbart sich Gott selbst. In ihm wurde er Mensch und in ihm schenkt er uns alles, was wir brauchen. So ist Jesus das Wort Gottes. Das kommt äußerlich zum Ausdruck zum Beispiel durch das Kreuz in der Kirche.

Die Bekennende Kirche im dritten Reich hat in der Barmer Theologische Erklärung klargestellt: „Jesus Christus ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören und dem wir zu gehorchen haben“. In diesem Zusammenhang wird auch klar, wie wichtig diese Feststellung ist, dass Jesus selbst Gottes Wort für uns und die ganze Kirche ist. Damals war das eine sehr politische Aussage! Die Nationalsozialisten haben unter Hitler versucht alles im Staat und in der Gesellschaft – eben auch in der Kirche – gleichzuschalten und auf Hitler einzuschwören. Dagegen hielt die Bekennende Kirche: Nein, wir müssen Gott mehr gehorchen, als den Menschen – wir müssen Gott mehr gehorchen, als Hitler.

Der frühere Kirchenpräsident unserer Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Martin Niemöller, hat immer die Frage gestellt: Was würde Jesus dazu sagen? Das ist im Grunde wie ein Wort Gottes.

Das lebendige Wort Gottes

Es gibt aber noch eine weitere Bedeutung des Wortes Gottes. Aus evangelischer Sicht ist ganz wichtig: Das Wort – Jesus, die Bibel – wird für uns heute jeweils nur so wirksam, indem es verkündigt wird. Die Verkündigung ist theologisch gesprochen das lebendige Wort Gottes heute. Zur Verkündigung gehört natürlich die Predigt, aber es ist noch viel mehr: wenn wir unser Leben nach der Frage ausrichten: Was würde Jesus dazu sagen? Wenn wir unseren Glauben mit anderen teilen und anderen mitteilen – bezeugen. All das ist Verkündigung.

Was kann das Wort Gottes in dieser dreifachen Gestalt – als Person Jesus Christus, als geschriebenes und als verkündigtes Wort – für uns heute bedeuten?

Wort Gottes sind Worte zum Leben! Als Symbol steht dafür in Jesu Verkündigung das Brot. Das zentrale Stichwort dafür ist Vertrauen. Ohne Vertrauen können wir nicht miteinander leben. Ohne Vertrauen ist Glaube nicht mögliche.

Wort Gottes sind Worte zum Stören! Als Symbol nennt Jesus das Salz. So wie das Salz den Teig durchdringt und würzt, so können seine Worte unser Leben durchdringen und zurecht bringen. Ermahnung gehört auch zu Gottes Wort. Es geht dabei nicht um „Schimpfen“, sondern darum, uns auf einen guten Weg zu bringen.

Wort Gottes sind Worte zum Andern! Dafür ist bei Jesus der Wein das Symbol. Die Trauben wachsen in Reben und kommen im Wein zusammen. Gottes Wort stiftet Gemeinschaft – auch unter Menschen, die sonst nicht zusammenkommen würden. Es ist die Grundlage der christlichen Gemeinde, der Kirche.

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Das ewige Wort Gottes

Heute werden wir überschwemmt von einer Flut von Worten – Bücher, Zeitungen, Fernsehen, Internet… Auf der anderen Seite scheint man oft den Bildern mehr zuzutrauen, als dem Wort. Das alles kann sehr leicht Gottes Wort übertönen, scheinbar unwirksam machen. Lassen wir uns davon nicht täuschen.

Der Predigttext traut dem Wort Gottes viel mehr zu. So wie Regen fällt und zwar offensichtlich im Boden versickert und doch bringt er die Natur zum Wachsen und Erblühen; so auch Gottes Wort. Auch wenn wir manchmal verzweifeln wollen, weil wir so wenig Wirkung der Verkündigung, der Kirche sehen. Gott ist selbst am Werk. Er steht hinter seinem Wort und er wird das Wachstum selbst bewirken.

So ist dieser Text auch ein Aufruf zum Vertrauen, zum Glauben an Gottes Wirksamkeit in unserem Leben. Halten wir die Augen und Ohren auf für Gottes lebendiges Wort.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Hinweis: Ich habe einen ausführlichen Beitrag zu dem Thema geschrieben: „Gottes Wort: Bibel, Jesus Christus, Verkündigung?

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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