Dieser Beitrag „Gott suchen“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich täglich Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

Lesung III, Lätare

Johannes 12, 20–24

20 Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest.
21 Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen.
22 Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen’s Jesus.
23 Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde.
24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

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Gott suchen, Lätare, Lesung III, Johannes 12, 20–24

Gott suchen – ja, das soll es geben: Menschen, die Gott suchen. Menschen, die spüren, dass da mehr sein muss im Leben, dass es tiefes, sinnerfülltes Leben geben kann. Nicht nur Spaß, Geld, Einfluss, Befriedigung der Grundbedürfnisse, Essen und Trinken. All das ist sicher nicht schlecht. Auch Beziehungen zwischen Menschen, Liebe, Fürsorge, für andere da sein, das gibt Sinn.

Darüber hinaus aber scheinen doch alle Menschen einen Sinn zu haben für etwas, was darüber hinaus geht. Eine höhere – oder tiefere – Wirklichkeit, die mit unseren Sinnen nicht so einfach zu erfassen ist. Ist das schon die Suche nach Gott?

Ich habe selbst erlebt, dass auch gläubige Menschen Gott suchen müssen. Vielleicht würde ich sogar so weit gehen, denjenigen, die sich so absolut sicher sind, Gott schon gefunden und den richtigen Blick (Glauben) zu haben: Da stimmt was nicht. Mach dich nochmal neu auf die Suche.

Die Griechen in diesem Text suchen Jesus. Sie wollen ihn kennenlernen. Sie haben offenbar gespürt, dass es bei ihm „mehr“ gibt. Diese Griechen waren wahrscheinlich „Gottesfürchtige“. Das waren damals Menschen, die zwar Heiden waren, aber sich vom jüdischen Glauben angezogen fühlten. Sie nahmen am Gottesdienst in der Synagoge teil, waren aber keine Juden. Sie waren noch auf der Suche.

Die Griechen wenden sich an die Jünger, die wohl am stärksten in der damals vorherrschenden Kultur des Hellenismus verwurzelt waren, Philippus und Andreas. Die sagen Jesus: Da sind Heiden, die wollen dich kennenlernen. Was tut Jesus? Freut er sich darüber? Empfängt er sie und beantwortet alle ihre Fragen? Nein! Er redet zu seinen Jüngern von etwas ganz anderem.

Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass es gar nicht so einfach ist, Gott suchen zu wollen. Nicht alle unsere Fragen und Zweifel werden einfach so beantwortet. Was nötig ist, wenn wir Gott finden wollen, ist Glauben. Auch der Glaube bleibt immer vorläufig. Wir werden es nicht völlig erfassen und uns absolut sicher sein. Gott lässt sich finden, aber er lässt sich nicht festnageln. Deshalb bleibt Gott suchen wohl immer eine lebenslange Aufgabe – gerade auch für den Glaubenden.

Aber warum kommt Jesus diesen Griechen, den Gottsuchern, nicht wenigstens ein bisschen entgegen? Hier geht es um eine Wendung in der ganzen Geschichte. Dieser Text steht im Johannesevangelium an einem Wendepunkt. Vorher spricht Jesus vor allem öffentlich, jetzt spricht er zu seinen Jüngern.

Noch eine weitere Wendung ist hier angedeutet: Jesus ist Jude und sprach zu den Juden damals. Jetzt kommen die Griechen, die Heiden, die an andere Götter glaubten auch zu ihm. Darauf läuft ja das ganze Neue Testament hinaus: Bisher – in der hebräischen Bibel, die wir Altes Testament nennen – ging es um die Geschichte Gottes mit seinem Volk, den Juden. Jetzt öffnet Gott in Jesus diese Geschichte. Er sucht ein Gottesvolk aus Juden und Heiden. Die nichtjüdischen Menschen werden in die Geschichte Gottes mit seinen Menschen mit hineingenommen.

Für mich ist diese Wendung auch so zu verstehen: Gott sucht seine Menschen. Nicht nur wir Menschen sind auf der Suche nach Gott. Vielleicht lässt sich Gott auch nur so finden, indem er uns findet.

Suchen wir doch immer weiter nach Gott, in der Zuversicht, dass er uns findet.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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