Predigt Reminiszere Johannes 8,(21-26a)26b-30

Predigt Reminiszere Johannes 8,(21-26a)26b-30 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe Marginalie, Thema: Wer ist Jesus?. Gehalten im Gottesdienst am 05.03.2023 in Driedorf.

Sonn-/Feiertag: Reminiszere

Perikopenreihe: Marginalie

Predigttext Johannes 8,(21-26a)26b-30

21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.
22 Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst töten, dass er sagt: Wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hinkommen?
23 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von unten her, ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.
24 So habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden.
25 Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Was soll ich euch zuerst sagen?
26a Ich habe viel über euch zu reden und zu richten.

26b Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.
27 Sie erkannten aber nicht, dass er zu ihnen vom Vater sprach.
28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir aus tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.
29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.
30 Als er das sagte, glaubten viele an ihn.

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Predigt Reminiszere Johannes 8,(21-26a)26b-30

Das Kreuz zeigt, wer Jesus ist

Liebe Gemeinde.

In der Passionszeit erinnert sich die Christenheit besonders an das Leiden Jesu, bis er am Karfreitag ans Kreuz genagelt wurde. In dieser Zeit geht es aber nicht nur um das Leiden Jesu am Kreuz, sondern noch etwas allgemeiner um die Frage, wer war, wer ist eigentlich dieser Jesus?

Wenn wir uns jetzt noch einmal den Text aus Johannes acht anschauen, dann kann man die Beziehung zur Passionszeit sehen. Jesus sagt: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin. Wenn Jesus von erhöhen spricht, dann meint er damit die Kreuzigung. Und er sagt, dass wir, wenn wir auf das Kreuz schauen, erkennen wer er ist. Und genau das ist das Thema der Passionszeit.

Zu verstehen ist dieser Text anscheinend nur, wenn man sich auf die Frage einlässt: Wer ist Jesus? Wer ist der, der von sich selbst sagt: Ich bin es? Verschiedene Menschen haben seit jeher verschiedene Antworten auf diese Frage gegeben.

Wer ist Jesus?

  • Einige sagen: Jesus ist ein Revolutionär gewesen. Er hat das Volk gegen seine Führer aufgewiegelt, er wollte einen Staatsstreich machen.
  • Einige sagen, er wollte Israel von der römischen Besatzung befreien. Vielleicht ist er auch deshalb getötet worden.
  • Für andere Menschen ist Jesus einfach ein guter Mensch gewesen. Er hat Armen geholfen, Kranke gesund gemacht und er hat Mutlosen wieder Hoffnung gegeben. Letzten Endes hat er sich selbst geopfert für andere. In dieser Selbsthingabe sehen viele ein Vorbild.
  • Es gibt aber auch Menschen, die in Jesus viel mehr sehen als nur einen guten Menschen: für sie ist er ein Gott.
  • Die Kirche dagegen sagt: Jesus ist Gott und Mensch zugleich. Aber was heißt das denn? Und was kann das uns angehen? Warum stellen wir uns in jedem Jahr immer wieder neu die Frage, wer Jesus ist?

Wenn Jesus sagt: Ich bin es, dann bezieht er sich damit auf eine Geschichte aus dem Alten Testament. Mose trifft in der Wüste auf einen brennenden Dornbusch und er bemerkt, dass der Busch nicht verbrennt. Da redet Gott ihn an und beruft den Mose zum Führer seines Volkes. Und Gott sagt: Ich bin es. Ich werde mit dir sein und mit meinem Volk. Ich bin es, der dir helfen wird diese Aufgabe zu erfüllen. Ich bin es, der auf dem Weg durch die Wüste in das gelobte Land mit euch gehen wird. Ich bin es, der euch niemals verlassen wird.

Wahrer Mensch und wahrer Gott

Eineinhalb Jahrtausende später sagt Jesus dieses Ich bin es. Und die Christen glauben, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist und damit ein für alle mal klargemacht hat, dass er auf unserer Seite ist, so wie er damals auf der Seite Israels war. Gott ging in Jesus den Weg eines Menschen, von der Geburt über die Arbeit, das Essen und Trinken, durch Freud und Leid bis in den Tod. So ist Gott auch ein Gott, der mitleidet, der Mitleid mit uns hat, wenn wir durch schwere Tage gehen.

Wer ist Jesus? Der Text sagt: Jesus redet, wie ihn der Vater gelehrt hat. Jesus ist der Sohn Gottes und er ist der Mensch, der uns vom himmlischen Vater erzählt. So erzählt er die Geschichte vom verlorenen Sohn: Er kommt heim. Der Vater erkennt ihn von ferne, gleichsam als habe er Tag und Nacht nur auf diese Stunde gewartet. Er lässt ein Fest ausrichten, wie es die Familie noch nie erlebt hat. Keine Anklage, kein Vorwurf! Der Sohn kann nicht einmal seine Entschuldigung aussprechen, denn der Vater schließt ihn in seine Arme. Mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden! Jesus lehrt uns mit dieser Geschichte: Ich brauche nicht immer nur ich zu sagen, ich kann wieder Vater sagen, ich bin von Gott, meinem Vater angenommen, so wie ich bin.

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Jesu göttlicher Auftrag

In unserem Predigttext sagt Jesus, dass er von diesem Vater in die Welt gesandt worden ist. Er ist gesandt zu allen Menschen, aber zuerst zu den Armen und Verachteten, zu den Kranken und den Leidenden. Jesus wendet sich denen besonders zu, die nicht wissen wie es weitergehen soll, die Angst vor der Zukunft haben, denen, die traurig sind und weinen wollen. Bei ihm dürfen sie ihren Tränen freien Lauf lassen. Sie sollen getröstet werden.

Wer ist Jesus? Er ist der Gesandte Gottes des Vaters. Das bedeutet aber auch, dass wir Christen wiederum von ihm gesandt sind. Das bedeutet, dass wir lernen müssen mit seinen Augen zu sehen. Sehen mit Jesu Augen, das heißt, wach sein bei den Leidenden, bei den Verirrten, bei den Gleichgültigen, bei den Spöttern, bei den Traurigen, bei den Beleidigten.

Wir schlafen leicht ein, anstatt zu wachen. Schlafen heißt dann, die Situation des anderen nicht zu begreifen, seinen Schrei oder sein Verstummen nicht deuten können, ihn stumm machen mit allzu richtigen Antworten, nicht spüren, wenn sein Herz stockt, nicht erkennen, wenn es dunkel um ihn ist.

Wach sein heißt, beim anderen zu sein wenn er mich braucht, zuhören können, einfach mal in den Arm nehmen und Mut machen und trösten. So zu leben heißt, erkennen, wer der ist, der gesagt hat: Ich bin es.

Wer ist Jesus? Er ist das Zeichen Gottes dafür, dass er uns immer nahe sein will. Durch Jesus lerne ich Vater zu Gott zu sagen und Im Blick auf Jesu Zuwendung zu den Menschen bekomme ich Kraft auch auf andere zuzugehen.

Ein letztes noch, das dies alles zusammenfasst: Ich bin es, sagt Jesus, das ist wohl immer verbunden mit dem Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht! Sei getrost! Warum traust du dem allmächtigen Gott so wenig zu? Was immer geschieht, wohin wir auch immer geführt werden, in Freud und Leid – Gott wird immer mit uns gehen.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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