Predigt Lätare Jesaja 54,7–10
Predigt Lätare Jesaja 54,7–10 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe V, Thema: Was hat Bestand?.
Sonn-/Feiertag: Lätare
Perikopenreihe: V
Predigttext Jesaja 54,7–10
7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.
8 Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der Herr, dein Erlöser.
9 Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will.
10 Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
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Predigt Lätare Jesaja 54,7–10
Was hat Bestand?
Liebe Gemeinde!
ich möchte heute mal darüber nachdenken, was eigentlich Bestand hat in unserer Welt. Wir alle wissen, dass unser Leben vergänglich ist. Naturkatastrophen machen uns das bewusst. Ganz besonders geht diese allgemeine Tatsache uns persönlich nahe, wenn ein Mensch aus der Familie oder Bekanntenkreis schwer erkrankt oder gar stirbt. Wenn wir dem Tod gegenüberstehen, stellt sich oft die Frage ein: Was hat eigentlich Bestand in unserer Welt? Was hat Bestand in unserem Leben?
Im Predigttext sagt Gott: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen“. Ja kann das denn sein? Es ist die Rede vom Zorn Gottes. Das kann uns verstören und verunsichern. Können wir das hören?
Gottes Zorn
Lassen wir uns mal einen Moment ein auf den Gedanken an den Zorn Gottes. Ist es nicht so, dass wir Menschen schon mal den Zorn Gottes durchaus verdient hätten? Und bitte nicht gleich denken: die anderen! Es ist leicht, zu sagen: Putin hat den Zorn Gottes verdient. Oder setzt einen beliebigen Diktator der Weltgeschichte oder einen Verbrecher in den Satz ein. Viel schwieriger ist es, darüber nachzudenken, wo wir Fehler machen und Dinge tun, die Gott nicht gefallen können. Richtet sich dann sein Zorn gegen uns?
Gottes Zorn zeigt andererseits, dass wir ihm nicht egal sind. Es ist eben nicht gleichgültig, wie wir in dieser Welt leben. Der heilige Zorn Gottes ist die Rückseite seiner Liebe. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat einmal geschrieben: „Gott sagt Nein am Rande des Ja.“ Das bedeutet, dass Gottes Ja zu uns und seiner Schöpfung unendlich viel größer ist als sein Nein. Doch in unserem Alltag und in schwierigen Situationen ist uns das oft nicht bewusst. Erst im Rückblick können wir erkennen, wie Gott uns getragen, geholfen und geführt hat.
Gottes Gnade
Schauen wir etwas weiter in unseren Predigttext, dann entdecken wir den wunderbaren Satz: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“
Alles in unserer Welt ist vergänglich. Selbst Berge und Hügel werden im Laufe der Jahrtausende von Wind und Wetter abgetragen. Wenn also selbst Berge und Hügel nicht ewig sind, was bleibt dann eigentlich bestehen? Die Antwort des Jesaja ist eindeutig: Die Gnade Gottes. Die Gnade Gottes bleibt ewig.
Was heißt denn Gnade Gottes? Gnade ist ein etwas altertümliches Wort, das wir im Alltag höchstens noch aus der Gerichtssprache kennen. Ein Verbrecher wird begnadigt, obwohl er es nicht verdient hat. Wir möchten uns wohl nicht gerne mit Verbrechern auf eine Stufe stellen lassen, aber was dies ausdrückt ist, dass durch diese Gnade neue Lebensmöglichkeiten sich eröffnen. Ein Gefangener kommt frei, kann einen neuen Anfang machen. Aus festgefahrenen Gleisen heraus kann Leben neu gewagt werden. Es kann alles neu, alles anders werden. Die Gnade Gottes eröffnet auch uns neue, ungeahnte Möglichkeiten.
Das Geschenk
Das wichtigste an der Gnade Gottes aber ist, dass Gnade ein Geschenk ist. Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist du. Keine Vorleistung unsererseits ist nötig. Wir müssen nicht erst gute Menschen werden, wir müssen es nicht erst zu etwas gebracht haben. Gottes Gnade wird uns geschenkt.
Eine alte Frau aus meiner Heimatgemeinde hat immer wieder gesagt: „Es ist alles Gnade.“ Und so hat sie auch gelebt. Das bedeutete für sie dankbar sein, alles Gute aus der Hand Gottes zu nehmen und alles Schwierige im Leben mit Gottes Hilfe durchzustehen. In diesem Sinne ist unser Leben durchzogen von der Gnade Gottes.
An anderer Stelle sagt Paulus: Lass dir an Gottes Gnade genügen, denn seine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das heißt: Gerade dann, wenn wir schwach sind, wenn es uns nicht gut geht oder auch, wenn wir traurig sind, dann will Gott uns nahe sein, dann trägt er uns mit seiner Gnade.
Was hat eigentlich Bestand? Ein für alle mal und ohne wenn und aber: Gottes Gnade, seine Liebe und Fürsorge für uns, was auch kommen mag.
Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe