Predigt Letzter Sonntag nach Epiphanias 2. Mose 3,1–8a(8b.9)10(11–12)13–14(15)
Predigt Letzter Sonntag nach Epiphanias 2. Mose 3,1–8a(8b.9)10(11–12)13–14(15) von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe I, Thema: Der göttliche Auftrag. Diese Predigt habe ich am Tag meiner Ordination am 24.01.1999 in Rennerod gehalten.
Sonn-/Feiertag: Letzter Sonntag nach Epiphanias
Perikopenreihe: I
Predigttext 2. Mose 3,1–8a(8b.9)10(11–12)13–14(15)
1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
2 Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.
3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.
4 Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!
6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
7 Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
8a Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt,
8b in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.
9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen,
10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.
11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?
12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?
14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.
15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.
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Predigt Letzter Sonntag nach Epiphanias 2. Mose 3,1–8a(8b.9)10(11–12)13–14(15)
Unser göttlicher Auftrag
Liebe Gemeinde!
Ein ganz schön langer Predigttext. Und es steckt eine ganze Menge darin. Da wird eine Geschichte erzählt: Mose und der brennende Dornbusch. Ein wundersames Ereignis. Der zweite Teil des Textes ist ein Gespräch zwischen Mose und Gott.
Ich habe mir für die Predigt ein Thema rausgesucht, das dieser Text anspricht. Mose wird von Gott ein Auftrag gegeben. Man nennt diesen Text auch die Berufung des Mose. Heute im Zusammenhang mit der Ordinationsfeier könnte man versucht sein sehr schnell diese Berufung auf die Pfarrerinnen und Pfarrer zu beziehen. Gott gibt Mose einen besonderen Auftrag, den nicht alle Menschen des Volkes Israel bekamen.
Wir haben eben so manches über den Auftrag der Christinnen und Christen gehört. Jesus Christus hat uns alle berufen. Matthäus 28 etc. gilt uns allen. Heute sind ja sehr viele hier, die irgendein Amt oder eine Aufgabe in der Kirche haben. Pfarrer, Lektoren, Prädikanten, Küster, LeiterInnen von Gemeindegruppen, Kirchenmusiker von Chorsängern und -bläsern bis zu Organisten. Usw. usw. Alle haben sie einen Auftrag und alle haben sie Anteil an der Ausbreitung des Wortes Gottes in unserer Welt.
Aber auch diejenigen Christinnen und Christen, die nicht eine besondere Aufgabe in der Kirche haben, sind von Gott, von Jesus dazu berufen ihren Glauben zu bezeugen. In Wort und Tat. Dabei spielt es keine Rolle, ob man ein Bürgermeister ist oder Zuhause am Herd steht. Es geht darum, dass wir unser Leben in der Verantwortung vor Gott und seinem Auftrag führen.
Drei Punkte sind mir in diesem Zusammenhang bei der Berufung des Mose wichtig geworden:
1. Mose überwindet die Grenzen des Alltags und begegnet Gott.
In dem Predigttext gibt es eine Menge Außergewöhnliches. Es ist eben nicht alltäglich, dass ein Busch brennt, aber nicht verbrennt. Es ist nicht alltäglich, dass Gott hörbar mit uns redet. Aber schauen wir noch einmal genauer in den Text: Der erste Satz: Mose hütete die Schafe. Das war Moses Alltagsgeschäft, sozusagen sein Beruf. Er hütete die Schafe. Nichts anderes tat er, als was er jeden Tag zu tun pflegte und tun musste. Wahrscheinlich hat es ihm hin und wieder Freude gemacht, aber es ist ihm sicher auch schon mal eine Last gewesen. Meistens hat er es aber wohl getan ohne groß darüber nachzudenken. Es war eben einfach jeden Tag dran, mit den Schafen auf die Weide zu gehen und zu tun, was getan werden musste. Mose befindet sich am Beginn dieser Geschichte mitten in seinem normalen Alltag.
Und doch überwindet er die Grenzen seines täglichen Einerleis. Als er den brennenden Dornbusch sieht unterbricht er seine Arbeit und schaut genauer hin und da begegnet ihm Gott. Ich habe mich gefragt, was in unserem Leben der brennende Dornbusch sein könnte. Es sind wohl meistens nicht solche wundersamen Ereignisse, aber Dinge, Ereignisse, Menschen, die uns in unserem Alltagstrott innehalten lassen, die gibt es doch. Wichtig ist mir die Erkenntnis, dass Gott uns in unserem Alltag begegnen will. Es muss nicht immer ein überweltliches Ereignis sein, es kann auch ein Gespräch mit einem Mitmenschen sein, durch das uns Gott anredet.
2. Mose ziert sich Gottes Auftrag anzunehmen
„Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe?“ So wehrt sich Mose gegen den Auftrag Gottes. Sicher, der Pharao war damals der mächtigste Mann, auch wir würden sicher Herzklopfen haben, wenn wir den Bundespräsidenten um etwas bitte sollten. Mose hatte darüber hinaus gute Gründe zurückhaltend zu sein. Immerhin hatte er als junger Mann einen Ägypter erschlagen und wurde im Reich des Pharao als Mörder gesucht. Er hatte schon ganz recht, wenn er ein schlechtes Gewissen und Angst vor der Begegnung mit dem Pharao hatte.
Aber auch wenn es um einfachere Dinge geht, mit denen wir in der Gemeinde von Gott beauftragt werden, wer könnte keine guten Gründe angeben, nicht zu gehen? Ich habe keine Zeit. Das kann ich nicht, dazu bin ich gar nicht fähig. Mir wird das alles zu viel. Liebe Gemeinde, verstehen Sie mich recht, ich will diese Gründe nicht verächtlich machen. Es sind wirklich gute Gründe. Gerade deshalb ist es mir so wichtig, dass auch Gott uns in unserer Situation ernst nimmt und nicht über unsere Bedenken hinweggeht.
3. Gott überwindet die Scheu des Mose durch den Zuspruch seines Naheseins.
Es ist schon erstaunlich, dass Gott gerade den Mose beauftragt, einen, der mit Schuld beladen ist. Gerade ihn will er gebrauchen. Und er geht noch einen Schritt weiter: Ich will mit dir sein, sagt Gott dem Mose zu. So wächst bei Mose aus der Angst das Vertrauen in Gott. Gott will mit uns gehen und wir können darauf vertrauen, dass er uns die Kraft gibt, das auszuführen, womit er uns beauftragt.
Um es noch einmal zu sagen: Der Auftrag aller Christinnen und Christen ist es, das Evangelium von Jesus Christus weiter zu tragen in unsere Umwelt, in unserem Alltag. Das kann auf die verschiedenste Art geschehen. Die eine tut es, indem sie Pfarrerin oder Prädikantin ist, der andere, indem er dafür sorgt, dass die Anlagen um die Kirche und die Gemeindehäuser in Ordnung sind. Wieder andere tun das, indem sie für Gemeindefeste, so wie heute, Kuchen backen oder ihre musikalische Begabung einbringen. Auch wenn wir unseren Beruf oder die Aufgaben in der Familie, in Vereinen usw. in Verantwortung vor Gott ausüben, dann haben wir Anteil an der Erfüllung dieses Auftrags. Und zugleich gilt uns die Verheißung Gottes: Ich will mit dir sein.
Liebe Gemeinde, lassen Sie uns im Vertrauen darauf unsere Arbeit tun.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe