Dieser Beitrag „Jesu Spuren folgen“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich mehrmals in der Woche Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

​Lesung II, Misericordias Domini

1. Petrus 2, 21b-25

21 … Christus (hat für euch) gelitten … und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;
22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;
23 der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;
24 der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
25 Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

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Jesu Spuren folgen, Misericordias Domini, Lesung II, 1. Petrus 2, 21b-25

​Dieser Lesungstext zum Sonntag Misericordias Domini ist ursprünglich an Sklaven gerichtet, die Christen sind. Der Petrusbrief ermahnt sie, auch wenn sie von ihren Herren Unrecht erleiden, dass sie Jesu Spuren folgen sollen. Die Folgerung ist: Es ist besser für das Gute zu leiden, als für Missetaten (hier steht das gleiche Wort wie „Sünde“).

Der 1. Petrusbrief wurde deutlich in einer Zeit geschrieben, in der die Christen bereits unter Verfolgung zu leiden hatten. Möglicherweise nach der Verfolgung in Rom durch Nero (64) oder am Ende des ersten Jahrhunderts bei der ersten allgemeinen Verfolgung in Kleinasien durch Domitian (96). Für die christlichen Sklaven war das besonders problematisch, da sie auch noch ihren Herren gegenüber gehorsam sein mussten.

Zwischenbemerkung: Es geht hier nicht um die Abschaffung der Sklaverei. Das wäre zwar aus unserer Sicht richtig, aber es ist kaum möglich, Werte von heute auf die Zeit vor 2000 Jahren zu übertragen. Immerhin gab es in den ersten christlichen Gemeinden keine Unterscheidung von Sklaven und Freien. Sie gehörten alle als Brüder und Schwestern in Christus zusammen.

Jesu Spuren folgen ist auch der zentrale Aufruf in diesem Lesungstext. Er gilt dann nicht nur den Sklaven, sondern allen Christinnen und Christen. Sie sind berufen zur Nachfolge Jesu. In diesem Sinne ist Nachfolge: Jesu Spuren folgen.

Was das heißt, wird durch das Vorbild Jesu erläutert. Dieses Vorbild Jesu gilt auch im Leiden. Der Petrusbrief macht klar, dass Leiden – in der Sklaverei oder in der Verfolgung oder allgemein – der Fürsorge und Liebe Gottes nicht widerspricht. Leiden macht die Gnade Gottes nicht zunichte. Vielmehr zeigt Jesu Vorbild, dass Gott auch im Leiden trägt. Das ist ein schwieriger Gedanke; das mögen wir nicht. Wäre es nicht viel besser, wenn Gott Leiden aus der Welt schafft?

Leider ist die Welt aber nicht so – auch heute noch nicht. Es gibt einen Gedanken in dem Text, den ich in diesem Zusammenhang hilfreich finde: Jesus gestattete dem Leiden nicht, dass es ihn von Gott trennt (nach Schlatter). Was auch passiert, auch im Leiden, Jesu Spuren folgen bleibt der gute Weg. Im Leiden bleibt Jesus Gott treu und überlässt ihm das Richten. Auch wir können deshalb Gutes tun, auch wenn es Widerstände gibt.

Nachfolge ist für mich der zentrale Begriff in diesem Text. Es geht darum:

  1. Jesu Spuren folgen: nicht selbst zu richten und zu rächen, Gutes tun, Gerechtigkeit üben, den Nächsten lieben, sich an Gott halten…
  2. Vergebung zu empfangen: Dieser Weg ist nicht immer leicht. Es geht auch mal schief, aber Gott ermöglicht immer wieder einen neuen Anfang.
  3. deshalb nicht mehr der Sünde zu leben: Ich finde es zwar schwer, heute noch dieses Wort zu benutzen, aber ich will versuchen, immer wieder darüber nachzudenken. Es ist doch immerhin eine Motivation, den guten Weg zu suchen und falsche Wege zu vermeiden. Das dient meinem Besten und dem Besten meiner Nächsten.
  4. das Gute tun: Eben Jesu Spuren folgen. Sich fragen, was Jesus tun würde, ist eine Hilfe dazu. Gerade in den letzten Monaten, in denen ich mich sehr intensiv mit den Lesungstexten beschäftige und mich auch den manchmal widerständigen und schwierigen Texte aussetze, habe ich erlebt, wie erhellend das ein kann und wegweisend für ein gutes Leben.
  5. dem Hirten vertrauen: Jesus wird auch hier, wie in den Evangelien mit einem guten Hirten verglichen. Auch in schwierigen Zeiten und im Leiden, auch in einer Pandemie, führt er auf guten Wegen.

Ich spüre selbst, dass ich immer wieder mit den Themen Sünde, Nachfolge, Vergebung hadere, weil es mir einfach nicht gelingen will, heute passende und verständliche Worte dafür zu finden. Es sind Themen, die mir nicht behagen. Gerade deshalb möchte ich aber immer weiter darüber nachdenken. Wir leben als Christen heute in Deutschland in völliger Freiheit und doch gibt es auch Leiden im Leben eines jeden Menschen. Wie gehe ich als Christ damit um? Wie finde ich gute Wege? Wie kann ich meinen Mitmenschen helfen (auch mit Rücksicht in der Pandemie gegenüber den Schwächsten in der Gesellschaft)? Wie kann ich mit Dingen in meinem Leben umgehen, von denen ich weiß, dass sie nicht gut sind? Wie gestalten wir unsere Gesellschaft so, dass alle gut leben können?

Es gibt noch viele solcher Fragen, die von diesen alten Vorstellungen und Worten ausgelöst werden können. Ich bin davon überzeugt, dass die Suche nach Antworten auch dazu gehört, wenn ich Jesu Spuren folgen will.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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