​Hilft Glauben gegen Burnout?

Heute möchte ich euch das Buch „Stay wild statt Burn out: Leben im Gleichgewicht“, herausgegeben von Susanne Breit-Keßler und Norbert Dennerlein, vorstellen. Es ist ein Buch, das zwar von Burnout handelt, aber es ist sicher auch hilfreich für alle, die einfach nur oft Stress haben und sich danach sehnen ein „Leben im Gleichgewicht“ zu führen. Ich stelle mir dabei die Frage: Hilft Glauben gegen Burnout?

Kirche und Burnout?

Die Herausgeber veröffentlichten das Buch im Auftrag der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Erarbeitet wurde der Inhalt von deren Seelsorgeausschuss.

Warum beschäftigt sich die evangelische Kirche mit dem Thema Burnout – und das auch noch ganz offiziell in einem „Ausschuss“?

Landesbischof Dr. Johannes Friedrich schreibt in seinem Vorwort, dass der christliche Glaube einen Schatz darstellt, der unschätzbare Hilfe für ein Leben im Gleichgewicht sein kann. So ist das Buch ausdrücklich verfasst in dem „Bewusstsein, dass die christlich-jüdische Tradition einen jahrtausendealten Schatz darstellt, der in unserer Gegenwart wirksame Impulse für eine verantwortungsbewusste und lustvolle Gestaltung der verschiedensten beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten, aber auch der Freizeit geben kann.“ (Seite 8).

Ich stimme dem hundertprozentig zu! Allerdings habe ich den Verdacht, dass es einen weiteren Grund für diese Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 gibt: Offensichtlich stellen seit einiger Zeit auch Kirchenleitungen fest, dass das Thema Burnout durchaus auch im Arbeitsfeld Kirche und Diakonie eine immer größere Rolle spielt. Seltsamerweise haben wir zwar in unserem Glauben wirksame Vorbeugungs- und Heilmittel, aber anscheinend werden diese von der Kirche als Arbeitgeber nicht wirklich zur Geltung gebracht. Man verlässt sich wohl doch lieber auf McKinsey und unendliche Reformbemühungen.

Vielleicht aber gibt es ja doch noch Hoffnung für die Kirche, wenn sie selbst ihre eigenen Erkenntnisse und Veröffentlichungen, wie dieses Buch, ernst nimmt. Hoffnung gibt mir vor allem aber der Glaube, dass Gottes guter Geist auch heute noch in unserer Kirche am Werk ist. Aber nun zum eigentlichen Inhalt des Buches.

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Burnout

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​Alle sieben Seiten: Ausruhen!

Eine wunderbare Idee ist es, alle sieben Doppelseiten Bilder einzuschieben, die zum Nachdenken, Meditieren einladen. Damit verweisen die Autoren auch auf einen wichtigen inhaltlichen Aspekt: Christliche Rituale können ein notwendiges Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit, Stress und Ruhe, Körper und Seele … herstellen. Ein zentrales Element dabei ist sicher der Sonntag. Alle sieben Tage gibt es eine heilsame Unterbrechung des Arbeitsalltags, die aber auch dazu einlädt, sich des eigenen Glaubens neu zu vergewissern.

Kein Buch zur Burnout-Therapie

Das erste Kapitel widmet sich der Beschreibung der heutigen Arbeitswelt, in der die Gefahr eines Burnouts immer größer zu werden scheint. Erläutert werden vor allem die ersten Vorzeichen des Burnouts. Das entspricht dem Anliegen des Buches, für die Thematik zu sensibilisieren. Burnout-Gefährdete haben so hoffentlich die Möglichkeit, noch rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.

Da ich selbst seit längerer Zeit ein Betroffener bin, habe ich inzwischen eine Menge Bücher zu dem Thema Burnout gelesen. Wenn ich dieses Buch mit anderen Fachbüchern oder auch eher „populärwissenschaftlichen“ Veröffentlichungen vergleiche, dann ist dieser Teil in „Stay wild statt burn out“ etwas schwach geraten. Es ist eindeutig: dieses Buch enthält keine Burnout-Therapie oder auch nur Diagnose-Werkzeuge. Allerdings ist das wohl auch ganz im Sinne der Herausgeber. Wer erkennt, dass er gefährdet ist, der soll lieber zu einem Facharzt gehen!

Deutlich besser und inhaltsreicher sind die beiden folgenden Kapitel gelungen (der eigentliche Hauptteil des Buches).

Hilft Glauben gegen Burnout? – Elia

Die biblische Geschichte des Propheten Elia liest sich fast wie eine Beschreibung eines Burnout-Falls aus dem Psychologie-Lehrbuch. Elia ist ein Prophet, der „gebrannt“ hat für seinen Glauben, voller Eifer kämpft er für seine Überzeugungen, für seinen Gott. Schließlich bricht er vollkommen zusammen, bis hin zu dem Wunsch, sterben zu können.

Das Buch beschreibt Elias Weg – nein, besser: Gottes Weg mit Elia – aus dem Zusammenbruch heraus. Feinfühlig werden die Schritte Gottes mit Elia nachvollzogen, die ein Vorbild für uns heute sein können.

Ein fast 900 Jahre alter Brief von Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen III bildet die Einleitung zum abschließenden und umfangreichsten Kapitel drei des Buches. Beeindruckend ist, wie Bernhard schon damals deutlich macht, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten, wenn man auch für andere etwas bewirken möchte.

In diesem Kapitel wird beschrieben, „was der Seele gut tut“. Natürlich geht es in diesem Buch vor allem um „Edelsteine“ aus dem Schatz des christlichen Glaubens. Hier trifft sich die zentrale Aussage des Buches mit dem Anliegen meines Blogs „Lechajim“: Unser christlicher Glaube hilft zu einem guten Leben, „Leben im Gleichgewicht“. Es werden viele Tipps gegeben, wie der Glaube Bestandteil unseres alltäglichen Lebens werden kann: jeden Tag, jede Woche, durch das ganze (Kirchen-)Jahr.

So viele Anregungen kann man gar nicht auf einmal verarbeiten. Vielleicht können aber die Gestressten unter uns sich mal einen Tipp vornehmen und ihn zum Bestandteil ihres Lebens machen. Das kann schon einiges ändern. Und dann nimmt man sich einfach den nächsten vor.

Zum Schluss gibt es noch einige Hinweise für Menschen in leitenden Positionen. Dieser Abschnitt scheint mir etwas schwammig geraten. Hier häuft sich auch die „innerkirchliche Sprache“. Ich vermute, dass das auch wieder mit dem anfangs beschriebenen, nicht ausdrücklich genannten Thema „Kirche und Burnout“ zu tun hat. Schade eigentlich. Ein offenerer Umgang damit hätte dem Seelsorgeausschuss gut angestanden!

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​Zum Schluss: der Segen

Sehr gut gefallen hat mir der Schluss des Buches. Wie es sich gehört endet es mit dem Segen. An Gottes Segen ist alles gelegen – an jedem Tag und auch im Burnout! Gerade für diesen Zusammenhang erinnern uns die Autoren an eine wichtige Glaubens- und Lebensweisheit von Reinhold Niebuhr:

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;Gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann;Und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden!

Fazit

Hilft Glauben gegen Burnout? Mit diesem Buch würde ich antworten: Ja! Stay wild statt Burnout ist kein Buch um aus einem akuten Burnout herauszufinden, aber es ist toll zur Vorbeugung auf Grundlage des christlichen Glaubens. Es ist auch gut für die Zeit nach – oder am Ende, wenn es wieder aufwärts geht – einem Burnout um wieder auf die Füße zu kommen.

Geeignet ist das Buch für Betroffene und ihre Familien, aber auch für alle, die immer wieder gestresst sind. Die Ratschläge sind gut für ein intensiveres Leben und zum Eingewöhnen in eine Spiritualität im Alltag.

Allerdings ist das Buch dafür nur ein erster Einstieg! Tun muss jeder und jede für sich selbst und es lohnt sich, immer weiter auf diesem Weg zu gehen!

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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