Dieser Beitrag „Raus aus der Komfortzone“ erscheint in der Reihe „An-ge-dacht“, in der ich täglich Gedanken zu einer Perikope des jeweiligen Sonntags schreibe. Weitere Informationen darüber und eine Übersicht aller bisher erschienenen Beiträge findest Du hier: An-ge-dacht.

Lesung II, Judika

​Hebräer 13, 12–14

12 Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.
13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.
14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

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Raus aus der Komfortzone, Judika, Lesung II, Hebräer 13, 12–14

Raus aus der Komfortzone – kann man einen Text, in dem es um den Tod Jesu am Kreuz geht, so „flapsig“ überschreiben? Jesus ist ja nun tatsächlich weit mehr als nur aus seiner Komfortzone herausgegangen. Sein Leiden in Passion und Kreuz ist real und unglaublich schrecklich.

Trotzdem möchte ich mal bei diesem Ausdruck der Komfortzone bleiben, weil es heute so ein geflügeltes Wort geworden ist und weil es doch ein Stückchen Wahrheit in sich trägt. Und diese Wahrheit hat auch etwas mit dem Glauben und mit dem Leben von uns Christinnen und Christen zu tun.

In dem Lesungstext heute zum Sonntag Judika gibt es drei Orte: Draußen, das Lager und die zukünftige Stadt. Jesus stirbt „draußen vor dem Tor“ am Kreuz. Golgatha, der Ort der Kreuzigung lag damals außerhalb der Stadtmauer Jerusalems. Das ist also im wahrsten Sinne des Wortes gemeint. Es gibt aber auch einen übertragenden Sinn: In der Stadt wollte man diesen schrecklichen Ort nicht haben. Die Verbrecher und Ausgestoßenen mussten raus. Mit ihnen und ihren Überresten wollte man nichts zu tun haben.

Jesus aber muss rauß. Nicht nur, weil die römischen Soldaten ihn in der Hand haben, sondern auch, weil es sein Weg ist. Hin zu den Menschen, die ihn brauchen. Mitten in die tiefste Tiefe. Hinein in das Ausgestoßensein. Damit er bei den Bedürftigen ist und so Gott an der Seite derer ist, die ihn am nötigsten haben.

Dahin gehören auch die, die diesem Jesus nachfolgen. Sie sind an dem zweiten Ort: Im Lager. Ein seltsamer Ausdruck, aber er weckt gleich Assoziationen. Natürlich wusste damals noch niemand etwas vom Wilden Westen, aber wer denkt beim Lager nicht an eine Wagenburg der amerikanischen Siedler oder ein Zeltdorf der Indianer. Vielleicht kommt auch ein Bild von einer mittelalterlichen Burg oder einem Heerlager oder von einer Wehrkirche in den Sinn.

Haben wir Christen es uns in unserem Kirchenlager, in den Kirchengebäuden, Gemeindehäusern, in unseren Gottesdiensten zu gemütlich gemacht? Ist das unsere Komfortzone? Müssen wir nicht vielmehr raus in die Welt. Heraus aus dem Lager? Fragen wir uns heute, wie wir noch herauskommen aus dem Corona-Lockdown? Neue Wege – auch digital – zu suchen, das braucht neue Ideen, ein sich auf den Weg machen; das braucht ein Heraus aus der Komfortzone. Für die Schmach immerhin brauchen wir nicht zu sorgen. Die bekommt die Kirche heute gratis mitgeliefert (manchmal auch aus eigener Schuld).

Schließlich ist da noch der dritte Ort: Die zukünftige Stadt. Das ist ein beliebter Grabspruch. Man könnte also meinen, es geht um den Trost nach dem Leben. Eine Vertröstung auf das Jenseits. Ich sehe aber noch viel mehr darin. Es gibt in diesem Vers einen klaren Realismus: Wir haben hier keine bleibende Stadt. Wir sind vergänglich. Alles hat einmal ein Ende. Die Komfortzone, aber auch die „Schmach“. Das Leiden, das Ausgestoßensein genauso, wie die schützenden und wärmenden vier Wände.

Dabei ist die zukünftige Stadt nicht eine Vertröstung, sondern so etwas wie ein Sehnsuchtsort. Da wird es einmal besser sein. Und diese Sehnsucht treibt uns an. Sie führt uns raus aus der Komfortzone. Diese Hoffnung wirft schon ihr Strahlen in unsere Gegenwart hinein. Egal, wie schwierig es ist, lasst uns hinausgehen aus dem Lager und Jesus nachfolgen, damit es Hoffnung gibt, mitten in der Welt.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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