Predigt 8. Sonntag nach Trinitatis Matthäus 5,13–16
Predigt 8. Sonntag nach Trinitatis Matthäus 5,13–16 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe V, Thema: Lasst die Kirche im Dorf! Gehalten im Gottesdienst am 2022-08-07 in Manderbach.
Sonn-/Feiertag: 8. Sonntag nach Trinitatis
Perikopenreihe: V
Predigttext Matthäus 5,13–16
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
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Predigt 8. Sonntag nach Trinitatis Matthäus 5,13–16
Lasst die Kirche im Dorf!
Liebe Gemeinde!
Lasst die Kirche im Dorf! Diesen Spruch kennen wir wohl alle. Aber was genau ist eigentlich damit gemeint? Und vor allem, welche Schlüsse ziehen wir daraus, wenn wir diesen Satz wirklich ernst nehmen?
Es beginnt ja schon mit dem Wort „Kirche“. Wir kennen es im normalen Sprachgebrauch in mindestens drei verschiedenen Bedeutungen:
- das Gebäude
- der Gottesdienst
- die Organisation
Unser Sprichwort „Lasst die Kirche im Dorf“ bezieht sich zuerst auf das Gebäude. In nahezu allen Dörfern und den meisten Städten sind Kirchen im Zentrum. Ich möchte das aber vor allem als Symbol für eine vierte Bedeutung des Wortes Kirche verwenden: die Menschen, die zur Kirche gehören, die Gläubigen. Das sind doch auch wir, die wir heute hier in der Kirche, im Gottesdienst sind. Wir sind das Volk – wir sind die Kirche.
Wenn wir also „im“ Dorf sein sollen, dann müssen wir uns mal Gedanken darüber machen, was das bedeutet. Ich habe viel zu oft den Eindruck, dass so manche Christin und so mancher Christ sich vielmehr abschottet und „im Dorf“ viel zu wenig zu finden ist. Wie oft habe ich in meiner Jugendzeit von den frommen Christen gehört: „Mit der Welt habt ihr nix zu tun!“
Salz und Licht
Wenn Jesus davon redet, dass wir Salz und Licht der Welt sein sollen, meint er dann nicht genau das Gegenteil? Müssen wir dann nicht mittendrin sein „im Dorf“? Aber bevor wir darüber reden, möchte ich noch ein wenig über diese beiden Wörter nachdenken.
Salz und Licht sind wir nicht aus uns selbst. Wir sind doch viel zu unsicher, ängstlich, fehlerhaft. Wie können wir eine Wirkung in der Welt entfalten, die Jesus von uns erwartet? So wie Salz den Teig würzt und Licht die Umgebung erhellt. Sind wir dazu überhaupt fähig?
Denkt doch mal daran,
- wie viel Angst die eine vor dem Dunkel der Zukunft hat,
- wie schwer es dem anderen fällt, liebevoll mit sich und seiner Familie umzugehen,
- wie eingeklemmt wir in unsere Sorgen sind
Wie sollten wir mit unserem kleinen Glauben – mit dem wir uns oft genug im stillen Kämmerchen oder in den festen Mauern unserer Kirche einigeln – solche Wirkung für Gott haben?
Jesus traut uns etwas zu
Aber Jesus traut uns etwas zu: „Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“ Ihr, die ihr euch oft genug müde und abgekämpft fühlt; ihr, die ihr nicht wisst, wie es weitergehen soll; ihr, die ihr Angst habt vor Krankheit und Sterben; ihr Trauernden, ihr Zweifelnden – euch allen traut Jesus zu: Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt! In all eurer Normalität und Schwäche und Verletzlichkeit: Ihr seid ein Abglanz der Liebe Gottes!
„Ihr seid das Salz der Erde“: Wir bringen etwas von Gottes Geschmack in unsere Welt, weil Gott mit uns ist und uns das zutraut.
„Ihr seid das Licht der Welt“: Wir können Helligkeit, Zuversicht, Hoffnung, Liebe in die Welt bringen, weil Jesus uns den Weg dazu zeigt.
Weil Jesus uns mit den Augen Gottes ansieht und in seine Nachfolge ruft, deshalb können wir Salz der Erde und Licht der Welt sein. Diese Botschaft macht mutig: Gott traut uns etwas zu! Alle gehören dazu: alt oder jung, die, die freundlich strahlen, und die, die betreten unter sich schauen, die Zweifelnden und die Frommen, die Aktiven und die, die lieber still und alleine für sich sind.
Du oder ihr?
An dem heutigen Predigttext ist noch etwas auffällig: Jesus sagt nicht: Du bist Salz und Licht, sondern Ihr! Das bedeutet doch auch, dass wir nicht nur individuell glauben können. Wir glauben gemeinsam. Gemeinsam können wir etwas bewegen – auch zum Wohl des Dorfes.
Dafür steht doch auch Kirche und zwar in allen drei Bedeutungen und auch symbolisch das Gebäude, mitten im Ort. Gemeinsam können wir Salz und Licht sein. Deshalb lasst uns auch gemeinsam darüber nachdenken, wie das hier in unserem Dorf gehen kann.
Was tun wir gemeinsam für den Ort, für Manderbach? (diesen Abschnitt bitte auf die eigene Situation vor Ort anpassen) Beispiele:
- Gottesdienst zum Sportfest – gemeinsam feiern.
- Engagement für bessere Lebensverhältnisse.
- Eintreten für Flüchtlinge, die hier aufgenommen wurden.
- Mitarbeit in den Vereinen, der Feuerwehr, im Kindergarten…
Kommen oder gehen?
Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“ Heißt das, dass die Welt zum Salz und zum Licht kommt? Als Kirche, als Christinnen und Christen sind wir es gewohnt, so zu denken, dass die Menschen zu uns kommen – in den Gottesdienst, in die Veranstaltungen, in die Kirche.
Das Bild vom Salz funktioniert aber anders: Nicht der Haufen Salz in der Speisekammer nützt etwas, sondern das Salz muss im Teig aufgehen. Nur so kann es seine Würze entfalten. Und was sagt Jesus über das Licht? Wenn man es abdeckt, dann kann es nicht leuchten. Das Licht muss hinausstrahlen in die Umgebung. Nur dann kann es leuchten und eine Orientierung in der Welt sein.
Genau das ist unsere Aufgabe als Kirche im Dorf: In den Zusammenhängen des alltäglichen Lebens, die Liebe Gottes zu leben und weiterzugeben. Das kann für jeden und jede von uns anders aussehen, aber es ist unsere gemeinsame Aufgabe.
Also lassen wir – in diesem Sinne – die Kirche im Dorf!
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe