Predigt 1. Sonntag nach Trinitatis Jeremia 23,16-29

Predigt 1. Sonntag nach Trinitatis Jeremia 23,16-29 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe VI, Thema: Wahre und falsche Propheten. Gehalten im Gottesdienst am 25.06.2000 in Rennerod und Rehe.

Sonn-/Feiertag: 1. Sonntag nach Trinitatis

Perikopenreihe VI

Predigttext Jeremia 23,16-29

16 So spricht der HERR Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN.
17 Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen –, und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen.
18 Aber wer hat im Rat des HERRN gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört?
19 Siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen.
20 Und des HERRN Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen.
21 Ich sandte die Propheten nicht, und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie.
22 Denn wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.
23 Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
24 Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der HERR. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?, spricht der HERR.
25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt.
26 Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug weissagen
27 und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern erzählt, so wie ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal?
28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der HERR.
29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

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Predigt 1. Sonntag nach Trinitatis Jeremia 23,16-29

Wahre und falsche Experten

Liebe Gemeinde!

Wahre und falsche Propheten gab es vor 2500 Jahren in Israel. Die einen sagten, wenn die Feinde kämen, würde es schon nicht so schlimm und alles wird gut. Jeremia aber hatte eine andere Botschaft von Gott. Wir würden heute wohl eher von falschen und wahren Experten reden. Die einen sagen dies und die anderen sagen das. Da dachte ich, diese Person sei ein wahrer Prophet beziehungsweise Experte, verließ mich auf sie und es stellte sich heraus: Ich habe mich getäuscht.

Und umgekehrt: da glaubte ich es mit einem falschen Propheten, Experten zu tun zu haben. Aber dann lernte ich ihn näher kennen, und ich ließ mich vom Gegenteil überzeugen, dass er nur mein Bestes wollte. Es ist nicht immer leicht zu erkennen, wer Recht hat. Problematisch wird es, wenn es dabei um wichtige Entscheidungen geht – etwa beim Rat der Ärzte für eine schwere Erkrankung.

Experten für Gottes Wort

Nun geht es im Predigttext aber noch einen Schritt weiter: Hier geht es nicht nur um menschlichen Rat. Jeremia geht es in diesem Text darum, wie wir erkennen können, wer wirklich **Gottes** Wort sagt? Wenn es um den Glauben geht, dann ist das doch entscheidend. Im Wochenspruch aus Lukas 10,16 sagt Jesus zu seinen Jüngern und damit ja auch zu uns: Wer euch hört, hört mich. Ist das nicht ein unglaublicher Anspruch an uns als Christinnen und Christen? Können wir uns so sicher sein, als wahre Experten für Gottes Wort zu reden?

Dieser Anspruch ist gleichzeitig Würde und Bürde. Es ist eine schier unglaubliche Auszeichnung, die Jesus seinen Nachfolgern gibt. Es zeigt ein großes Vertrauen, das Jesus in seine Jünger und in uns hat. Es ist aber auch gleichzeitig eine Bürde, die uns auferlegt ist, nicht leichtfertig zu sagen: Ich weiß wo es lang geht. Ich verstehe Gottes Wort. Ich habe Recht.

Das ist ja ein ungeheurer Anspruch. Wie soll man das verstehen? Wenn wir als Christen untereinander über den Glauben reden, dann soll das Gottes Wort sein. Es soll so gelten, als ob Jesus selbst mit uns spricht. Wenn ich als Pfarrer darüber nachdenke, dann heißt das ja auch: Eine Predigt soll Gottes Wort sein, aber habe ich deshalb als Pfarrer Ihnen zu sagen wo es lang geht? Kann ich in der Predigt nicht auch irren? Oder haben wir als Christinnen allen anderen zu sagen wo es lang geht? Oder können wir auch Fehler machen?

Gott redet menschlich mit uns

Gottes Wort kommt als Wort von Menschen zu uns, aber es hat eine eigene Kraft, die uns nicht überredet, sondern fähig macht selbst zu entscheiden. Im Wort der Glaubensgeschwister sollen wir Gottes Wort für uns hören. Wenn das gelingen soll, dann brauchen wir unseren gesunden Menschenverstand und das geschriebene Wort Gottes der Bibel.

Es geht dabei um Mündigkeit. Natürlich hat das verkündigte Wort Gottes einen besonderen Anspruch an uns. Aber die konkrete Umsetzung im Leben muss jeder und jede für sich selbst finden. Was kann ich in meinem Leben vor Gott und Menschen verantworten. Für solche Entscheidungen muss ich mündig werden oder anders ausgedrückt: Ich muss erwachsen werden im Glauben. Wir Evangelischen legen seit Luther in diesem Zusammenhang großen Wert auf unser Gewissen. Prüfen der Worte und Prüfung des Gewissens – Martin Niemöller hat es auch einmal als Frage formuliert: Was würde Jesus dazu sagen?

Nah und fern – Zuspruch und Anspruch

Bei Jeremia war es eindeutig: Wer Heil verkündigte war ein falscher Prophet. Jeremia hatte Unheil für Israel zu verkündigen. Deshalb war er ein wahrer Prophet. Auch wenn uns das überheblich erscheint, aber für Jeremia war es so einfach. Aber so einfach ist es nicht immer. Gott ist ein naher Gott. Aber er kann auch fern sein, sagt Jeremia in dem Predigttext. Deshalb kann es nicht darum gehen den Menschen nach dem Mund zu reden. Deshalb kann Jeremia so überheblich, aber auch klar auftreten.

Gott ist nah und kann auch fern sein. Im Blick auf Gottes Wort geht es dabei um Zuspruch und Anspruch. Es geht im Text darum, dem Volk den Willen Gottes zu zeigen; sie auf den richtigen Weg zu bringen. Wer auf dem richtigen Weg ist, der braucht Zuspruch, Ermutigung. Wer auf einem falschen Weg ist, braucht Warnung, Ermahnung. Das kann auch schon mal unangenehm sein.

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​Ein Beispiel: In der Bibel, also in Gottes Wort, ist es eindeutig Gottes Wille, das wir den Feiertag heiligen sollen. Doch was heißt das für uns heute konkret? Ist es meine Aufgabe als Pfarrer die Gemeinde daran zu erinnern. Ist es unsere gemeinsame Aufgabe dies in unserer Umwelt zu vertreten. Geht es dabei um den Schutz des Sonntags – auch wenn heute immer weniger Menschen der Sonntag als Tag des Gottesdienstes wichtig ist. Was bedeutet der Schutz des Sonntags konkret? Da muss jeder für sich Wege finden und da können wir uns gegenseitig keine Vorschriften machen.

  • Wie ist es mit Protest gegen die Aufweichung des arbeitsfreien Sonntags?
  • Wie ist es mit der Abschaffung von Feiertagen?
  • Wie ist es mit der Frage, ob ich am Sonntag einkaufen gehen muss?
  • Wie ist es mit der Frage, ob ich mir am Sonntag Zeit nehme für andere Menschen, für die Familie oder auch für Gott im Gottesdienst?

Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir dem Willen Gottes, den Feiertag zu heiligen, entsprechen können. Klar ist, dass wir es tun sollen, in der Gewissensentscheidung jedes einzelnen von uns liegt es, wie wir es tun.

Zusammenfassend können wir fragen: Wie erkennen wir, dass Gottes Wort geredet wird? Indem wir es prüfen. In ehrlichem Schauen auf Gott, im Lesen in der Bibel, im Hören auf unser Gewissen und im Gespräch mit den Schwestern und Brüdern im Glauben. Und letztlich im Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist mit uns ist und uns den rechten Weg zeigt.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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