Keine Zeit, keine Zeit!

Ist dieser Satz: „Ich habe keine Zeit“ so etwas, wie das „Glaubensbekenntnis“ unserer hektischen Welt?

Das kleine Mädchen auf dem Bildschirm sagt: „Bin ich nicht wirklich süß? Warum spielen meine Eltern dann nicht mit mir?“ Im Hintergrund sieht man Mutter und Vater beim Hausputz. Ich habe diese Szene in einem Werbespot gesehen. Wofür Werbung gemacht wurde, weiß ich nicht mehr, aber etwas ist bei mir hängen geblieben: Wofür nehme ich mir eigentlich Zeit?

  • Das Kind fragt: Spielst du mit mir? Die Antwort: Ich habe keine Zeit!
  • Der Partner fragt: Wollen wir etwas zusammen unternehmen? Die Antwort: Ich habe keine Zeit!
  • Die Freunde fragen: Kommst du mit ins Konzert? Die Antwort: Ich habe keine Zeit!
  • Der Kollege fragt: Kannst du mir bei dieser Aufgabe helfen? Die Antwort: Ich habe keine Zeit!

Ich hatte keine Zeit für diesen Artikel

Diesen Artikel wollte ich schon letzte Woche veröffentlichen. Leider hatte ich keine Zeit dafür. Warum eigentlich?

Ich hatte jeden Tag 24 Stunden Zeit – so wie an jedem Tag meines Lebens. Natürlich hätte ich die eine oder andere Stunde davon nutzen können, um zu schreiben. Ich hatte ja auch Zeit für so viele andere Dinge – wichtige Dinge, Dinge, die Spaß gemacht haben, aber auch Dinge, die überflüssig waren…

Mir ist dieser Artikel wichtig, sozusagen ein Herzensanliegen. Trotzdem habe ich ihn erst jetzt geschrieben. Heißt das, dass ich mir keine Zeit genommen habe für das, was mir wichtig ist? Ich wollte diesen Artikel schreiben, weil ich Dir, lieber Leser, liebe Leserin, etwas mitgeben möchte. Heißt das, dass ich mir keine Zeit für Dich genommen habe?

Bin ich mit diesen Fragen vielleicht schon auf der Spur zur Lösung dieses Zeitproblems?

Ach so tolle Lösungen für das Zeitproblem

Fachleute, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, besonders mit dem Thema Zeitmanagement, legen immer großen Wert auf „Prioritäten setzen“. Dabei geht es aber fast immer um Methoden für die Bewältigung beruflicher Aufgaben. Es gibt unzählige Methoden, die ich hier gar nicht erläutern will: Die ALPEN-Methode, die Eisenhower-Methode, die Pomodoro-Technik, GTD und so weiter und so fort.

Diese Empfehlungen sind manchmal gar nicht so schlecht, aber was nützt die beste Methode, wenn Du Dich entscheiden musst zwischen zwei Dingen, die Dir beide wichtig sind (oder erscheinen). Erst recht wird es schwierig, wenn Du Dich zwischen dem Engagement für zwei Menschen entscheiden musst.

Es gibt in Büchern, Seminaren und im Internet so viel tolle Lösungen für dieses Zeitproblem. Vieles ist aber auch einfach nur platt und trivial und oft genug auch naiv. Meist ist es schlicht nicht „alltagstauglich“. Dennoch will ich nicht so tun, als hätte ich die Patentlösung.

Ich möchte Dir nur zwei Dinge zum Nachdenken geben:

  1. Setze Zeitprioritäten und
  2. Mach den einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied!

Lies mehr über das Thema Zeit in meinem Artikel über Lebenszeit – Kairos und Chronos.

Zeitprioritäten

Es mag tatsächlich schon mal schwierig sein, sich Zeit zu nehmen und zu entscheiden, wofür. Die Freunde wollen ins Kino, der Partner will gemeinsame Zeit zu zweit… Wofür habe ich Zeit?

Ach, wie wäre es damit?
Der Chef fragt: Ist der Auftrag bis morgen erledigt? Die Antwort: Selbstverständlich, Chef! Ich mache Überstunden, dann klappt das schon!
Ja, was soll man machen. Chef ist eben Chef…

Wie komme ich zu einer Entscheidung für meine Zeitprioritäten? Wenn genügend Druck dahinter ist, dann habe ich auch Zeit. Tja, Chef ist eben Chef…

Es ist schon klar, dass es Dinge gibt, die „müssen einfach erledigt werden“. Trotzdem ist die Entscheidung, wofür ich Zeit habe, immer eine Entscheidung über Prioritäten in meinem Leben. Häufig treffen wir diese Entscheidung über unsere Zeitprioritäten nicht bewusst. Es ergibt sich eben einfach so.

Jeder Mensch hat 24 Stunden am Tag, keine Minute mehr und keine weniger. Es werden auch durch Methoden nicht mehr! Mit Zeitmanagement-Methoden kannst Du zwar Deine vorhandene Zeit besser ausnutzen. Insofern sind diese Methoden gar nicht mal schlecht. Es bleibt aber das Problem, dass Du bereits vorher Prioritäten setzen musst.

Das macht es umso dringender, dass Du Entscheidungen triffst! Prioritäten setzen heißt, Entscheidungen treffen. Manchmal auch wirklich schwierige Entscheidungen.

Helmar Nahr, ein deutscher Mathematiker und Ökonom, hat einmal gesagt:

„Prioritäten setzen heißt auswählen, was liegenbleiben soll.“

Du kannst das aber auch umkehren: Prioritäten setzen heißt, Zeit für wirklich wichtige Dinge zu haben.

Mach den Unterschied

Mit einer klitzekleinen Erweiterung des Satzes „Ich habe keine Zeit“, kannst Du den alles entscheidenden Unterschied deutlich machen. Setze einfach ein „für“ dahinter!

Ich habe keine Zeit für…

  • Ich habe keine Zeit für dich!
  • Ich habe keine Zeit für das, was mir wichtig ist!
  • Ich habe keine Zeit für mich!

Denk mal darüber nach: Gibt es nicht ganz viele Punkte, bei denen Du eine bewusste Entscheidung darüber treffen könntest, wofür Du Zeit haben willst? Würde nicht schon die eine oder andere kleine Veränderung einen großen Unterschied machen? Zum Beispiel für Deinen Partner oder für Deine Kinder? Vielleicht auch für Dich selbst… Hast Du auch Zeit für Dich selbst?

Jedes Mal, wenn Du zu jemandem sagst: Ich habe keine Zeit, dann bedeutet das in Wirklichkeit: Ich habe keine Zeit für dich. Probiere das mal aus: Wenn Dein Kind zu dir sagt: Papa, kannst du mit mir spielen? Und Du antwortest: Kind, ich habe keine Zeit für dich! Gruselig, oder?

Probiere es doch mal eine Zeit lang aus! Jedes Mal, wenn Du versucht bist zu sagen (oder zu denken): „Ich habe keine Zeit“, dann setz diese drei Buchstaben dahinter (f ü r) und setze den Satz fort. Wie geht es Dir dann damit? Kannst Du dann eine Entscheidung treffen, eine Zeitpriorität setzen?

Ich habe Zeit!

Wenn ich Zeit habe, schreibe ich mal einen Artikel über meine Lösung für das Problem. Ach ja, wenn ich vorher Zeit gefunden habe, die Lösung zu finden… Bis dahin werde ich üben, das kleine Wörtchen „für“ nicht zu vergessen.

Ich will versuchen, mir bewusst zu werden, wofür ich Zeit haben will. Welchen Menschen will ich meine Zeit widmen? Achtsamkeit ist definitiv ein Stichwort dafür. Wenn mir das klar geworden ist, möchte ich Entscheidungen treffen und meine Prioritäten setzen.

Hast Du Lust das auch mal zu versuchen? Vielleicht ist gerade diese hektische Advents- und Vorweihnachtszeit eine gute Gelegenheit dafür – auch wenn es noch so schwer fällt.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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