Predigt 12. Sonntag nach Trinitatis Apostelgeschichte 9,1-20
Predigt 12. Sonntag nach Trinitatis Apostelgeschichte 9,1-20 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe IV, Thema: Bekehrung des Paulus. Gehalten 2016 in den ev. Kirchengemeinden Rabenscheid und Neukirch.
Sonn-/Feiertag: 12. Sonntag nach Trinitatis
Perikopenreihe: IV
Predigttext Apostelgeschichte 9,1-20
1 Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester
2 und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, dass er Anhänger dieses Weges, Männer und Frauen, wenn er sie fände, gefesselt nach Jerusalem führe.
3 Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel;
4 und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?
5 Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.
6 Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst.
7 Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden.
8 Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen aufschlug, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus;
9 und er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht.
10 Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias; dem erschien der Herr und sprach: Hananias! Und er sprach: Hier bin ich, Herr.
11 Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet
12 und hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen mit Namen Hananias, der zu ihm hereinkam und ihm die Hände auflegte, dass er wieder sehend werde.
13 Hananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat;
14 und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle gefangen zu nehmen, die deinen Namen anrufen.
15 Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel.
16 Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.
17 Und Hananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest.
18 Und sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er wurde wieder sehend; und er stand auf, ließ sich taufen
19 und nahm Speise zu sich und stärkte sich. Saulus blieb aber einige Tage bei den Jüngern in Damaskus.
20 Und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, dass dieser Gottes Sohn sei.
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Predigt 12. Sonntag nach Trinitatis Apostelgeschichte 9,1-20
Vom Saulus zum Paulus
Liebe Gemeinde!
Diese Geschichte ist sprichwörtlich geworden. Wir kennen den Spruch: Vom Saulus zum Paulus. Da verändert jemand von einem Moment auf den anderen seine Einstellung, sein ganzes Leben. Normalerweise wird diese Geschichte als „Bekehrungsgeschichte“ gelesen. Bekehrung von jemandem, der nicht an Jesus glaubt zu einem Christen. Aber es ist doch eine sehr persönliche Geschichte. Es ist eben die einzigartige Geschichte des Paulus. Doch jeder Weg zu Gott ist anders. Kein Mensch erlebt das Gleiche, wie es in diesem Text beschrieben ist.
Paulus war, als er noch Saulus hieß ein Eiferer. Ein fundamentalistischer Extremist. Von solchen Menschen hören wir heute leider viel zu oft in den Nachrichten. Aber ist es nicht auch eine Geschichte, davon, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat?
Die Christen in Damaskus, die Paulus hierauf begegneten, hatten selbstverständlich Vorurteile ihm gegenüber. Aber um Jesu Willen haben sie sich seiner angenommen. Sie haben ihre Vorbehalte überwunden und sich um ihn gekümmert. Und sie haben erfahren, dass selbst ein solcher Mensch sich verändern kann.
Geben wir anderen Menschen eine zweite Chance?
Um Jesu willen.
Lebenswenden
Ist dieser Predigttext nicht auch eine Geschichte von Lebenswenden, die es immer wieder im Leben gibt. Durch so viele Dinge kann sich unser Leben entscheidend verändern. Meistens kommt es unverhofft – so überraschend, wie Jesus in der Geschichte dem Paulus begegnet.
Diese Lebenswende ist verbunden mit großen Problemen. Auch in der Bibel passiert so etwas nicht reibungslos und einfach. Sie ist auch in dieser Hinsicht sehr realistisch. Paulus wird hilflos, er wird blind. So geht es doch auch in unserem Leben. Lebenswenden sind oft verbunden mit oder ausgelöst durch Krankheit, Depression, Arbeitslosigkeit, Scheitern einer Ehe…
Aber Paulus hat zwei Dinge, die ihn aufrichten:
- Sein neu gewonnener Glaube
- Menschen, die sich um ihn kümmern
Schöpfen wir daraus Mut und Hoffnung, wenn wir selbst in einer Krise sind. Und kümmern wir uns um Menschen, die unsere Hilfe brauchen.
Um Jesu willen.
Neue Wege
Es ist aber auch eine Geschichte von der Kirche. Es hat eine Menge Irrungen und Wirrungen im Laufe der Kirchengeschichte geben. Menschenwege gibt es seit 2000 Jahren immer wieder auch in der Kirche und unter Christen. Wenn Gott nicht immer wieder uns Menschen, ja auch und vor allem uns Christen, auf den rechten Weg bringen würde, dann wäre alles verloren. Wenn nicht Gott dahinterstehen würde, wäre es fatal.
Auch als Christen und christliche Gemeinde und Kirche machen wir immer wieder Fehler. Billy Graham, der bekannte amerikanische Evangelist, hat einmal gesagt: „Selbst wenn es eine perfekte Gemeinde gäbe, sobald ich dazu gehöre, ist sie es nicht mehr.“
Geben wir der Botschaft Gottes in unserem Leben und in unserer Gemeinde eine Chance, auch wenn wir uns verändern müssen.
Vielleicht müssen wir ja auch mal vom Saulus zum Paulus werden, nicht nur am Anfang des Christenlebens, sondern immer wieder.
Um Jesu willen.
Amen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe