Fokus

Machst du auch oft mehrere Dinge gleichzeitig? Während du isst, läuft der Fernseher. Du liest ein Buch und kontrollierst nebenbei immer wieder die Nachrichten auf deinem Smartphone. Während du einen Bericht in den Laptop tippst, blinken ankommende E-Mails auf.

Manche sind stolz darauf noch deutlich mehr gleichzeitig tun zu können. So was nennt man Multitasking und es war früher einmal sehr modern. Heute ist es allerdings sowas von out! Also, wenn du immer noch glaubst, du müsstest Multitasking machen oder sogar noch „lernen“, dann lies unbedingt weiter.

Statt von Multitasking wird heute vielmehr von Singletasking geredet, also eine Aufgabe nach der anderen zu tun. Das ist viel angesagter und moderner. Und das hat seinen Grund! Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass Multitasking schlecht für die Leistungsfähigkeit ist und sogar schlecht für die Gesundheit sein kann.

Sprichwort: Wer zwei Hasen gleichzeitig jagt, fängt keinen.

Ich rede lieber vom Fokus als von Singletasking. Im Duden kannst du eine Bedeutungsübersicht des Wortes Fokus lesen:
Von Fokus redet man in…

  • der Optik und es bedeutet Brennpunkt
  • der Medizin bedeutet es einen streuenden Krankheitsherd im Körper
  • der Bildungssprache ist der Fokus der Schwerpunkt, Mittelpunkt des Interesses, einer Sache, einer Auseinandersetzung, eines Diskurses.

Fokus im Alltag

Wie in der Optik eine Linse die Lichtstrahlen auf einen Brennpunkt konzentriert, so bedeutet Fokus im Alltag, die Gedanken und Handlungen zu konzentrieren. Also eben nicht alles gleichzeitig machen, sondern sich auf einen Brennpunkt zu fokussieren.

Wie in der Medizin der Brennpunkt der Ausgangspunkt ist, so kann der Fokus im Alltag für die der Ausgangspunkt für bessere Leistung, Konzentration auf das Wesentliche und sogar eine gesündere Arbeitseinstellung sein.

Fokus ist eigentlich ziemlich einfach zu definieren und zu erklären:
Fokus ist: „1. Das Wesentliche bestimmen. 2. Alles andere weglassen.“ (nach Leo Babauta, siehe unten)

Fokus hilft dir, das wirklich Wichtige in deinem Leben zu erkennen und zu verfolgen. Verzettle dich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern

Leg Fokus auf den Fokus

Das ist zwar einfach definiert, aber ganz schön schwer zu tun.

Warum Fokus?

Es gibt eine ganze Menge Gründe dafür, warum Fokus gut ist. Ein paar habe ich hier mal ganz kurz zusammengestellt:

  • Fokus bringt mehr Ruhe und Gelassenheit in dein Leben. Stress und Hektik können sich nicht mehr so ungehindert ausbreiten.
  • Fokus verbessert deine Leistungsfähigkeit. Durch die Konzentration auf das Wesentliche schaffst du mehr von dem, was dich wirklich voranbringt.
  • Fokus ist gut für die Gesundheit durch weniger Stress und weniger belastender Aktivität des Gehirns.
  • Fokus hilft dir im Hier und Jetzt zu leben. Nicht ständig dem Vergangenen hinterherdenken oder nur zu überlegen, wie es in Zukunft weitergeht. Heute findet dein Leben statt.
  • Fokus lässt dich dein Leben bewusster erleben. Schalte die ständigen Ablenkungen ab und du spürst wieder dein Leben und dich selbst.

Tu, was du tust

Ein Zen-Schüler fragt seinen Meister: „Was unterscheidet den Zen-Meister von einem Zen-Schüler?“
Der Zen-Meister antwortet: „Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich schlafe, dann schlafe ich.“
„Wieso? Das mache ich doch auch.“, fragt der Schüler weiter.
Der Zen-Meister antwortet: „Nein, wenn du gehst, denkst du ans Essen und wenn du isst, dann denkst du ans Schlafen. Wenn du schlafen sollst, denkst du an alles Mögliche. Das ist der Unterschied.“

So kann man es auch ausdrücken: Fokus heißt, das zu tun, was du tust. Dabei spielt es keine Rolle, worum es geht. Tim von mymonk.de hat es zum Beispiel mal auf die alltägliche Hausarbeit bezogen:
http://mymonk.de/gute-hausarbeit/
Er benutzt zwar das Wort Fokus nicht ausdrücklich, sondern spricht von Achtsamkeit, das liegt aber nahe beieinander.

Zusammenhang von Achtsamkeit und Fokus

Achtsamkeit und Fokus sind sehr ähnlich. Bei der Achtsamkeit geht es aber vor allem darum, alles, was dir in dem Moment (hier und jetzt) begegnet wahrzunehmen. Achtsamkeit bedeutet Offenheit für das, was um dich herum ist.
Fokus dagegen bedeutet zwar, achtsam zu sein, aber bezogen auf ein ganz bestimmtes Detail. Fokus ist also nicht offen, sondern zielgerichtet. Fokus richtet sich auf einen „Brennpunkt“.

Fokus ist mehr als Achtsamkeit, aber Achtsamkeit gehört dazu.
Noch näher zusammen liegen wohl Fokus und Konzentration. Fokus ist mehr als Konzentration, aber Konzentration gehört dazu.

Hindernisse fürs Fokussieren

Durcheinander

Alles, was dich von deinem Fokus auf die eine einzelne Aufgabe, auf die du dich konzentrieren willst, ablenkt, behindert dich beim Fokussieren. Dazu gehört unter anderem, äußerliches Durcheinander, Unordnung. Ich bin der Letzte, der meint, es müsse alles immer absolut sauber und ordentlich und pikobello sein. Trotzdem ist es tatsächlich so, dass ein gewisses Maß an Ordnung der Konzentration gut tut.

Unterbrechungen

Gerade hast du dich hingesetzt um ein Buch zu lesen, da geht die Tür auf und jemand will mit dir reden. Also ich kann dann den ganzen letzten Absatz noch einmal lesen, bevor ich wieder im Buch drin bin. Unterbrechungen, egal welcher Art, sind tödlich für den Fokus. Wenn du also fokussiert eine Tätigkeit durchführen willst, sorg nach Möglichkeit dafür, nicht unterbrochen werden zu können. Zum Beispiel indem du das Smartphone ausschaltest und die Tür schließt.

Dauernde Erreichbarkeit

Telefon, Smartphone, Facebook, Whatsapp, E-Mails… Ich glaube, dazu brauche ich gar nicht viel zu sagen. Du weißt sicher, was ich meine. Willst du dich fokussieren und an einer Aufgabe dran bleiben, dann musst du dafür sorgen, eine gewisse Zeit nicht erreichbar zu sein.

Offene Enden

Du versuchst einen Bericht zu schreiben, aber ständig geht dir durch den Kopf, was heute noch alles erledigt werden muss. Das darfst du bloß nicht vergessen… Das sind „offene Enden“ in deinem Gehirn. Es hilft alles nichts, schreib dir diese Dinge zuerst auf, sonst wirst du sie nicht los. Auf Dauer hilft vor allem eine regelmäßige vernünftige Planung deiner Aktivitäten und Pflichten, um die offenen Enden in Zaum zu halten.

Wandernde Gedanken

Ähnlich wie die offenen Enden sind wandernde Gedanken. Ständig geht dir etwas anderes durch den Kopf. Erinnerungen, Fragen, Überlegungen. Je mehr Klarheit und Ordnung du nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich hast, umso besser kannst du dich fokussieren. Auch hier hilft Aufschreiben und Planung.

Fernsehen

In meiner Arbeit als Seelsorger habe ich immer wieder erlebt, dass ich einen Besuch machte und während des Gesprächs lief ununterbrochen der Fernseher. Abgesehen davon, dass so etwas schlicht und einfach unhöflich ist, verhindert es die Konzentration auf das Gespräch. Wie oft ertappst du dich dabei, während des Fernsehens zu lesen, etwas zu notieren oder zu schreiben usw. Auch umgekehrt ist es schade: Wenn gerade ein toller Film läuft, erlebst du ihn nicht wirklich, wenn du ständig was anderes nebenbei machst.

Multitasking

Das ist wohl der größte Feind des Fokus. Es ist ein Widerspruch in sich. Fokus bedeutet ja nach der Definition (siehe oben), sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Multitasking ist das Gegenteil. Inzwischen gibt es gesicherte wissenschaftliche Untersuchungen, die beweisen, dass Multitasking schlechtere Ergebnisse bringt und unterm Strich auch langsamer macht, weil du ständig hin und her schalten musst und das Gehirn dazu immer eine gewisse Zeit braucht.

Ängste

Wenn du Angst hast, dich vor der Zukunft fürchtest, dir Sorgen machst, dann kannst du dich schlechter konzentrieren. Dein Fokus geht verloren. Das ist vielleicht das schwierigste Hindernis, weil Angst nicht einfach bewusst zu kontrollieren ist. Hier hilft mittel- bis langfristig nur, den Umgang mit Ängsten zu lernen, möglichweise auch mit professioneller Hilfe durch Psychotherapie.

Hilfen zum Fokussieren

In diesem Abschnitt stelle ich dir ein paar Möglichkeiten vor, wie du deinen Fokus unterstützen kannst. Weitere Informationen bekommst du auch bei Leao Babauta: http://focusmanifesto.com/. Du findest dort ein E-Book, das du kostenlos downloaden kannst, mit vielen Tipps und Hinweisen (leider auf Englisch).

Probiere einfach mal aus, was dir hilft und gut tut. Du wirst sehr bald merken, was du brauchst um dich besser konzentrieren zu können und deinen Fokus zu halten.

Singletasking

Stopp das Multitasking unbedingt. Nimm dir immer nur eine einzige Aufgabe vor.

Ruhe

Du brauchst ausreichend Ruhe um dich richtig konzentrieren zu können. Dazu gehört genügend Nachtschlaf, aber auch regelmäßige Pausen. Ohne diese Ruhe wird es dir nicht gelingen, den Fokus auf deine Aufgabe zu bringen.

Gesundheit

Es wurde nachgewiesen, dass auch gesunde Ernährung und vor allem Bewegung einen positiven Einfluss auf die Fähigkeit zum Fokussieren haben. Ganz besonders hilfreich ist Bewegung (auch wenn es nur ein Spaziergang ist) in der Natur.

Ordnung

Im gleichen Maß, in dem Durcheinander ein Hindernis für deinen Fokus ist, ist Ordnung förderlich. Das gilt für Ordnung im Büro, auf dem Schreibtisch und in deiner ganzen Umgebung, wie auch für digitale Ordnung auf deinem Computer.

Musik

Es gibt Untersuchungen, die bestätigen, dass Musik einen positiven Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit hat. Besonders gilt dies für ruhige und für klassische Musik. Ich persönlich kann das allerdings nicht nachvollziehen. Wenn ich zum Beispiel diesen Artikel schreibe, dann habe ich lieber Stille um mich. Aber das musst du wohl für dich selbst ausprobieren und entscheiden.

Tür zu

Damit meine ich, dass du äußere Unterbrechungen nach Möglichkeit unterbindest. Die Tür zu dem Zimmer, in dem du arbeitest, zu schließen ist eine relativ wirksame Maßnahme dafür. Es gibt dir auch selbst das Gefühl, jetzt tatsächlich den Fokus auf deine Aufgabe zu richten. Aber auch das Ausschalten von Benachrichtigungen auf dem Smartphone etc. gehört dazu.

Nein sagen

Steve Jobs hat einmal gesagt: „Viele meinen, fokussieren bedeutet, Ja zu sagen zu den Dingen, auf die man sich konzentriert. Doch dem ist nicht so. Es bedeutet, Nein zu sagen zu hundert anderen guten Ideen, die es gibt. Ich bin genauso stolz auf die Dinge, die wir nicht gemacht haben, wie auf die Dinge, die wir gemacht haben.“

Links

Podcast von Ivan Blatter, So gelingt es Ihnen, sich besser zu fokussieren: https://ivanblatter.com/012-fokussieren/.
Leo Babauta: http://focusmanifesto.com/.
„Fokussieren lernen: Zielgerichtet zum Erfolg“ von Jochen Mai http://karrierebibel.de/fokussieren/.
Und hier noch mal der Link zum Duden: http://www.duden.de/rechtschreibung/Fokus.

Monatsprojekt

Im Sinne meines Artikels über Gewohnheiten ändern, möchte ich in meinem Leben die Gewohnheit „Fokus“ einrichten. Darauf werde ich mich den Monat Dezember über konzentrieren.

Normalerweise gehört zu einer Gewohnheit ein Auslöser, auf den man sozusagen automatisch mit der gewohnheitsmäßigen Handlung beginnt. Das ist beim Fokussieren ja etwas schwierig. Schließlich will ich nicht einmal am Tag ein paar Minuten „Fokus machen“. Sich auf eine Sache ganz und gar fokussieren, soll ja eine Lebenseinstellung werden.

Deshalb habe ich mir vorgenommen mit kleinen Dingen anzufangen:

1. Walken ohne Walkman, äh, ich meine ohne Smartphone. Keine Musik, Hörbuch etc. Einfach nur Konzentration auf das Laufen, die Natur, den Sonnenaufgang etc.

2. Schreiben mit Fokus für meinen Blog und mein Buch. Das heißt, bestimmte Zeiten einhalten, schreiben an einem bestimmten Ort in der Wohnung, den ich entsprechend (mit einigermaßen Ordnung) eingerichtet habe, Smartphone ausschalten, Pause nach einer gewissen Zeit und ansonsten einfach dranbleiben.

3. Einschränkung meiner Online-Aktivität. Ich möchte zum Beispiel nur noch einmal am Tag nach E-Mails und Facebook schauen. Wenn du mir also eine Nachricht schickst, musst du damit rechnen, ein oder zwei Tage auf Antwort warten zu müssen.

4. Und natürlich meine eigenen Tipps von oben berücksichtigen.

Hast du Lust mitzumachen? Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit im Dezember wäre es doch wirklich einen Versuch wert. Stell dir vor, du könntest den Adventskranz ganz bewusst genießen, Weihnachtsmusik ganz konzentriert hören, einen Adventsmarkt besuchen ohne ständig das Handy in der Hand zu haben, in einen Gottesdienst gehen ohne daran zu denken, was du sonst noch alles machen musst oder verpasst. Versuch doch auch mal auf den Fokus zu achten und berichte hier in den Kommentaren, wie es dir damit geht.

Leg den Fokus auf den Fokus!

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe