Neue Wege gehen – neue Ziele setzen. Wie merke ich, dass ich in einer Krise stecke und woran erkenne ich die Midlife Crisis?

(Ein Gastbeitrag von Conny Brackmann, neuelebenslust.de)

Es sagt sich immer so leicht, gerade zum Jahresanfang: „Jetzt setze ich mir ein Ziel für das neue Jahr. Jetzt gehe ich einen neuen Weg“. Kaum geht das alte Jahr dem Ende zu, neigen wir doch alle dazu, uns irgendwelche Ziele zu setzen. Wir wollen Veränderung, etwas Neues tun, irgendetwas anders machen als bisher. Oftmals sind es jedes Jahr die gleichen Vorsätze, mit denen wir an Silvester in den Sternenhimmel sehen und die Raketen am Horizont bewundern.

Nicht jeder Wunsch nach Veränderung bedeutet gleich die große Krise. Doch sehr häufig stellt man fest, dass man sich mitten in der Midlife Crisis befindet.

Der Sinn des Lebens

Wir alle haben eines gemeinsam: wir haben dieses eine Leben, das es gilt, so schön und ausgewogen zu gestalten wie es uns möglich ist. Als ich meinen mittlerweile über 80-jährigen Vater vor ein paar Jahren einmal fragte, ob er denn Angst davor hätte, irgendwann zu sterben, sagte er mir: „Ich hatte ein schönes Leben, war nie ernsthaft krank und habe jeden Tag gelacht. Vor was sollte ich Angst haben?“

Dieser Satz meines Vaters machte mich damals sehr nachdenklich. Er hatte Recht mit dem was er sagte. Aber geht es uns allen so? Er stammt aus einer anderen Generation. Die eigene Kindheit verbrachte er zum Teil im Krieg, seine Generation musste schon früh sehr viel arbeiten. Der Sinn des Lebens bestand damals darin, diese schwere Zeit zu überstehen. Eine Frau zu finden, die sich um die Kinder und den Haushalt kümmert und seine Familie ernähren zu können.

Richtungswechsel

Manchmal fragt man sich, ob es das jetzt schon war mit „dem Leben“. Oder kann ich nochmal neue Wege gehen und die Zielfahne an einer anderen Stelle positionieren? Nicht immer muss dieser Lebenswandel negativ sein. Viele entdecken völlig neue Seiten an sich und blühen in einer neuen Rolle auf. Doch viele befinden sich auch mittendrin in der Midlife Crisis.

Midlife Crisis – was ist das eigentlich?

Jeder von uns kennt diesen Ausdruck. Er ist in aller Munde. Früher sagte man, es betreffe fast ausschließlich Männer. Doch mittlerweile weiß man, dass auch Frauen nicht verschont bleiben.

Der Duden klärt uns auf, um was es sich eigentlich genau handelt:

„krisenhafte Phase in der Mitte des Lebens, in der jemand sein bisheriges Leben kritisch überdenkt, gefühlsmäßig in Zweifel zieht; Krise des Übergangs vom verbrachten zum verbleibenden Leben“

Zunächst glaubt man, es kann einem nichts anhaben, dieses „Midlife Crisis Ding“. Und plötzlich stecken viele von uns mittendrin. Ungeplant und ungeahnt. Sie fangen an, zu überdenken, ob das jetzt noch weitere 20, 30 Jahre so weitergehen soll und kann. Ob sie mit ihrer derzeitigen Situation so zufrieden sind, dass sie bis ans Lebensende nichts daran ändern wollen.

Es gibt keinen konkreten Zeitpunkt für den Beginn der Midlife Crisis. Verschiedene Faktoren im Leben eines Menschen sind hierfür die Auslöser.

Der große Umbruch – was löst ihn eigentlich aus?

Physische Auslöser

Der Hormonspiegel verändert sich. Bei Männern bedeutet dies, dass weniger Testosteron produziert wird. Die Potenz lässt nach und auch die Haare des Mannes verändern sich. Sie werden grau, fallen bei vielen Männern auch aus. Die ersten Falten zeigen sich auf der Haut.

Bei Frauen beginnen die Wechseljahre mit Beginn der Hormonumstellung. Auch die Sehfähigkeit lässt allmählich nach, Gesundheitsprobleme, die man bisher nicht hatte, treten auf.

Psychische Auslöser

Plötzlich wird einem bewusst, dass die Hälfte des Lebens bereits vorbei ist. Viele Menschen trifft dies wie ein Schlag. Man stellt an den eigenen Eltern fest, wie gebrechlich sie werden. Man fängt an zu hinterfragen, ob man die Ziele, die man sich in jungen Jahren einmal gesetzt hat, auch erreicht hat.

Bin ich auch betroffen? Merkmale, die man ernst nehmen sollte

Woran merke ich eigentlich, dass es auch mich erwischt hat? Bin ich nur mal etwas unzufriedener mit mir selbst oder bin ich mittendrin in den Midlife Crisis? Die meisten von uns neigen dazu, sich die Dinge zunächst schön zu reden. Zu akzeptieren, dass man sich in den Midlife Crisis befindet, fällt vielen schwer.

Man sollte die Symptome jedoch nicht ignorieren. Ordnet man sie richtig ein und spricht sie an, lässt sich damit auch gut umgehen. Nicht jede Krise – auch nicht die Midlife Crisis – endet in einer Sackgasse.

Unzufriedenheit im Job

Wer 20 oder mehr Jahre im gleichen Job arbeitet, der findet diesen irgendwann ermüdend. Doch ein Wechsel, eine Umorientierung mit Mitte 40 oder gar älter ist nicht leicht. Noch einmal etwas völlig Neues beginnen können sich sehr viele nicht vorstellen. Sie verharren im alten Schema und scheuen sich davor, sich beruflich noch einmal neu aufzustellen.

Überlastung

Mitte 40 hat man bereits vieles erlebt: man hat einen festen Partner an seiner Seite, Kinder zur Welt gebracht, ein Haus gebaut und vieles mehr. Dies kann den einen oder anderen auch überfordern. Man trägt eine große Verantwortung – nicht nur für das eigene Leben, sondern auch für das der Familie. Fühlt man sich dem (noch) gewachsen?

Partnerschaft

Als man den „Partner fürs Leben“ kennengelernt hat, war man noch jung. Alles war noch möglich, Probleme wurden besprochen und ausdiskutiert. Jetzt stellt man plötzlich fest, dass sich jeder in eine andere Richtung entwickelt hat. Viele Paare stürzt dies in eine Krise, aus der sie trotz Eheberatung nicht mehr herauskommen.

Gemeinsam an einem Strang ziehen – oder doch jeder an einem eigenen?

Veränderungen sind nicht zwingend negativ, bedeuten nicht immer auch die Trennung vom Partner. Viel mehr geht es aber darum, den Sinn des Lebens wieder zu erkennen oder gar erst zu finden. Die Zielfahne einfach umzustecken. Vielen gelingt dieser Wandel gemeinsam mit dem Partner. Man verändert den Job, zieht gemeinsam in eine neue Stadt oder gar ein neues Land.

Andere befinden sich an einem Wendepunkt im Leben, an dem jeder eigene Wege gehen muss. Es ist nicht immer einfach, aber oftmals für beide Partner der einzige Weg, um nochmal glücklich zu werden.

Reise ins Glück

Wichtig ist, am Ende der Reise „Leben“ sagen zu können: „Ich hatte ein schönes Leben und habe jeden Tag gelacht. Vor was sollte ich Angst haben?“ Wie wir dieses Ziel erreichen können, wird jeder von uns mit sich selbst ausmachen müssen. Jeder tritt seine eigene Reise an und sollte die Zielfahne eben auch einmal umstecken können, wenn es nötig ist.

Conny