Jahreslosung 2015

Die Jahreslosung 2015 steht in Römer 15, 7:

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.

Ich hab mal einen Versuch gemacht, diese Worte ins Wäller Platt zu übertragen:
Akzepteiert und respekteiert auch gejeseitich, weil Jesus dot bit auch genausu mecht. Dot gefällt Gott richdich gout!

Gedanken zur Jahreslosung 2015

Die Losung ist auf den ersten Blick ein ziemlich harter Anspruch. Da haben wir wohl ganz schön dran zu knabbern, wenn wir es ernst nehmen: einander annehmen.
Was bedeutet das in der Familie, unter Freunden, bei Nachbarn und Kollegen? Gilt das auch für Fremde, Ausländer und Flüchtlinge?
Paulus sagt diese Worte den Christen in Rom. Zuerst also ist der Vers an uns Christen gerichtet. Diese Aufgabe, einander anzunehmen, ist schon groß genug in der jeweils eigenen Gemeinde. Auch unter Christen in einer Gemeinde gibt es genug Unterschiede, die es schwer machen können sich gegenseitig zu akzeptieren und zu respektieren.
Wie viel mehr sollte uns diese Aufforderung zu denken geben, im Blick auf die unterschiedlichen Konfessionen.

Angenommen sein mit allem, was zu mir gehört, das tut gut. Paulus knüpft das Annehmen nicht an Bedingungen. Ich habe vor kurzem auf einem Blog gelesen, wie wichtig ist sei, die eigenen Fehler auszumerzen. In der frommen Sprache heißt das, nicht mehr zu sündigen. Natürlich werde ich nicht widersprechen, wenn jemand sagt, man solle an den eigenen Fehlern, Schwächen, Sünden arbeiten und sich “bessern”, aber ist das eine Voraussetzung für die Annahme?

Paulus bezieht die Aufforderung “nehmt einander an” wohl ganz bewusst nicht auf unsere guten Absichten und unser gutes Tun, sondern auf die Annahme durch Christus.
Jesus hat uns angenommen, so wie wir sind. Das kann ich gar nicht genug betonen! Schau dir doch mal die Geschichten an, die von Jesus erzählt werden. Er nimmt die Hure an, er holt den Zöllner Zachäus vom Baum, er setzt sich an einen Tisch mit Leuten, mit denen sonst niemand zu tun haben will, er hilft einem heidnischen römischen Soldaten. Unglaublich dieser Jesus.

Wenn ich mir anschaue, wie und wen Jesus bedingungslos annimmt, dann wird klar, dass die Jahreslosung 2015 auch über die Bedeutung innerhalb der christlichen Gemeinde hinausgeht. Wenn wir andere Menschen annehmen sollen, wie Christus uns angenommen hat, dann gilt das für alle Menschen. Dann schaue ich jeden Menschen mit den Augen Gottes an, als einen Menschen, der schon von Christus angenommen ist. Das gilt auch wenn er Sünder ist (so wie ich), das gilt auch, wenn er Muslim ist, oder Atheist, oder…
“Nehmt einander an”, das gilt auch wenn der andere noch so viel anders ist!

Anspruch – Zuspruch – Verheißung

Die Jahreslosung 2015 hat drei Teile:

  1. Anspruch: Nehmt einander an!
  2. Zuspruch: Wie Christus euch angenommen hat!
  3. Verheißung: Zu Gottes Lob!

Einander anzunehmen in dem Sinne, wie ich es oben beschrieben habe, ist ein ungeheurer Anspruch. Das ist wahrhaftig nicht einfach, wenn es um Menschen geht, die mir nicht gefallen, die anders sind, die ich nicht leiden kann, die andere Meinungen haben, die anders glauben … Diesem Anspruch, den Gott an uns stellt, dürfen wir nicht ausweichen. Es bleibt eine Aufgabe, die uns die Jahreslosung 2015 für das ganze Jahr – und darüber hinaus – stellt.

Glücklicherweise macht aber der zweite Teil des Verses klar, dass wir mit dieser Aufgabe nicht alleine sind. Gott, der den Anspruch an uns stellt, schafft selbst die Voraussetzung dafür, dass wir ihn erfüllen können – oder zumindest uns Mühe geben. Was wir wohl niemals ganz und gar schaffen können, das hat Gott in Jesus schon lange getan. Ohne Wenn und Aber, ohne Voraussetzungen.

Wir sollten auch den dritten Teil nicht außer Acht lassen. Wenn wir einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat, dann geschieht das zum Lob Gottes. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder und immer mehr erlebt, dass Christen von “Anbetung Gottes” sprechen. Damit ist meistens gemeint, dass man “Anbetungslieder” singt, der englische Begriff dafür ist “Worship”, und eine spezielle Art von Gebet. Versteh mich nicht falsch! Ich habe gar nichts dagegen. Das ist gut und richtig für diejenigen, denen das am Herzen liegt. Die eigentliche Anbetung Gottes, das eigentliche Lob Gottes aber geschieht nicht in frommen Liedern und Gebeten, sondern in unserem Leben, im Alltag.

Die Jahreslosung im Netz

Das evangelische Jugendwerk in Württemberg hat wieder ein Lied und verschiedene Materialien zur Jahreslosung herausgebracht: jahreslosung.net
Der Verlag am Birnbach hat wieder einmal ein tolles Bild zur Jahreslosung (Stefanie Bahlinger) veröffentlicht, das zum Nachdenken einlädt. Auch eine Andacht gibt es dazu von Renate Karnstein: jahreslosung.eu
Verschiedene Links zur Jahreslosung auf theology.de: theology.de
Was ein Toilettensitz mit der Jahreslosung zu tun hat, erfährst du in einer Andacht von Pfr. Otto W. Ziegelmeier auch auf theology.de: theology.de
Eine Andacht, die ich dir sehr empfehlen möchte, hat Tobias Faix auf seinem Blog geschrieben. Er geht ausführlicher auf den Zusammenhang und Hintergrund des Verses im Römerbrief ein: toby-faix.blogspot.de
Auch Mandy hat auf ihrem Blog ein paar Gedanken zur Jahreslosung veröffentlicht: gekreuzsiegt.de
Gedanken des Kirchenpräsidenten der EKHN findest du hier: ekhn.de
Hier noch eine weitere kurze Andacht auf dem Blog von debenny: blog.debenny.de

Ich wünsche dir von Herzen Gottes Segen für das Jahr 2015!

Lechajim – für das Leben!
Mit herzlichen Grüßen und bleib von Gott behütet!
Uwe