Wochenspruch Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres

Der Wochenspruch Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres steht in 2. Korinther 5, 10a:

Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.

Glaubst Du daran? Wird es das letzte Gericht, ein “jüngstes Gericht” geben, bei dem Gott über uns, über Dich und mich, auf dem Richterstuhl zu Gericht sitzen wird? Müssen sich alle Menschen vor Gott verantworten – eines Tages? Selbst Menschen, die an Gott glauben, haben oft Schwierigkeiten mit dieser Rede vom Gericht in der Bibel.

Ich habe keine Ahnung, ob es nach dem Tod so etwas geben wird, wie das letzte Gericht. Wer kann das schon wissen. Was mir aber ganz wichtig geworden ist mit diesem Wochenspruch: Es ist letztlich völlig egal, ob Du daran glaubst und ob es das tatsächlich geben wird! Selbst, wenn wir es nur symbolisch verstehen, kann dieser Wochenspruch für unser Leben sehr hilfreich sein. Das möchte ich in diesem Beitrag kurz erläutern.

Bei einem Gericht geht es doch meist um ein Verbrechen und am Ende steht das Urteil. Um welches Verbrechen ginge es denn in diesem letzten Gericht? Und wie würde wohl das Urteil aussehen?

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Das Verbrechen vor dem letzten Gericht

Es gibt Verbrechen, da wünschten sich auch Menschen, die nicht gläubig sind, dass es das letzte Gericht geben sollte. Es sind wohl vor allem die besonders schweren und abscheulichsten Verbrechen, wie zum Beispiel:

  • Die Verbrechen im Dritten Reich
  • Kriegsverbrechen
  • Terror
  • Vergewaltigung
  • Kindesmissbrauch…

Ganz besonders intensiv kommt der Wunsch nach einer “höheren Gerechtigkeit” auf, wenn es scheinbar keine weltliche Gerechtigkeit gibt, wenn der Täter sich der Strafe irgendwie entziehen kann. Dann reden wir oft von der Ungerechtigkeit in der Welt. Wie kann es doch noch zu einer gerechten Strafe kommen? Da wäre das letzte Gericht wirklich hilfreich.

Ich kann das sehr gut verstehen, aber was bringt mir das? Eigentlich doch gar nichts. Es ändert ja nichts. Zumindest nicht hier und jetzt. Wie kann dann das Symbol des Richterstuhls Christi für mich relevant sein?

Ich glaube sogar, dass es nicht nur tatsächlich etwas bringt, sich auf diesen Gedanken einzulassen. Es kann sogar mein Leben leichter und besser machen. Allerdings muss ich mich dazu auf etwas äußerst Unangenehmes einlassen: Ich könnte ja mal nicht auf die “Verbrechen” anderer schauen, sondern mich selbst prüfen.

Welcher “Verbrechen” bin ich denn schuldig? Ich hoffe doch, das wir keine Verbrechen begangen haben, wegen derer wir uns vor einem “weltlichen Gericht” verantworten müssten, aber gibt es nicht so manches im Leben, das “schief läuft”?

In einer solchen Selbstprüfung könnte ich mich zum Beispiel fragen: “Wie habe ich mein Leben gelebt? Was habe ich aus meinen Begabungen gemacht? Wo bin ich schuldig geworden und wie bin ich damit umgegangen?” (Quelle hier) Nein, dass ist nicht ganz einfach und es kann sehr schmerzlich sein, wenn wir wirklich ehrlich mit uns selbst sind.

Diese Selbstprüfung ist doch das einzige, was ich tatsächlich tun kann. Es geht mir dabei nicht um “Angstmache”! Schon gar nicht im Blick auf das letzte Gericht Gottes. Nicht sich selbst klein zu machen und sich auf die Brust zu schlagen und ausrufen “Mea culpa”, “Was bin ich für ein schlechter Mensch!” Diese Richtung hat die Kirche leider viel zu lange vorgegeben.

Sich selbst Rechenschaft ablegen – wenn man gläubig ist, auch vor Gott -, ist keine Selbstgeißelung, sondern eine Möglichkeit, das eigene Leben in eine gute Richtung zu lenken. Dazu schauen wir uns jetzt das Urteil an, wenn auch vielleicht etwas anders, als wir normalerweise denken.

Am Ende stellt sich die Frage: Was hast Du aus Deinem Leben gemacht? Was Du dann wünschst, getan zu haben, das tue jetzt. Erasmus von Rotterdam

Das Urteil des letzten Gerichts

Bist Du auch der Meinung, dass ein gerechtes Urteil immer eine Strafe sein muss? Das will ich für unsere Gerichte gar nicht bestreiten, aber wie ist das bei dem letzten Gericht?

Neu ausrichten

Wenn wir uns das Wort “Gericht” mal anschauen, dann fällt etwas auf, das mit unserem üblichen Denken über das Justizsystem nicht direkt zusammenhängt. Wenn etwas kaputt ist und repariert wird, dann sagen wir doch manchmal: „Ich hab das gerichtet.“ Dieser Spruch hat mich daran denken lassen, dass ja auch Gerichtsurteile nicht nur für gerechte Strafe sorgen, sondern auch den Übeltäter zur Einsicht und Besserung bringen sollen.

In einem Predigttext zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres aus dem Alten Testament (Jeremia 8, 4) heißt es: “So spricht der Herr: Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?”

Das ist genau das, was ich meine. Wenn wir uns einer Selbstprüfung unterziehen – uns sozusagen vor dem letzten Gericht verantworten -, dann können wir unser Leben neu ausrichten. Wir können erkennen, was wir falsch gemacht haben, wo wir schuldig geworden sind, wo wir uns bessern können.

Veränderung

So haben wir die Möglichkeit, uns zu verändern. Auch das ist nicht immer einfach. Zuerst stellt sich die Frage, ob wir uns verändern wollen. Oft genug ist uns das einfach zuviel Arbeit. Ja, es kann anstrengend sein, eingefahrene Wege zu verlassen.

Das nennt man heute “die Komfortzone verlassen”. Das sollten wir immer wieder tun und nie damit aufhören. Das Ergebnis ist nämlich in 99 Prozent der Fälle sehr positiv. Wenn wir das “imaginäre Urteil” annehmen, das wir uns mit der Selbstprüfung vor dem letzten Gericht geben müssen, dann kann die Veränderung zu einem besseren und glücklicheren Leben führen.

Dazu brauchen wir einen Maßstab, den uns unter anderem auch die Religion, der Glaube geben kann. Ich bin überzeugt davon, dass dazu viele gute Hinweise in der Bibel zu finden sind, wenn wir denn bereit sind, die alten Lebensweisheiten für uns heute neu zu entdecken.

Veränderung kann dazu führen, dass gestörte Beziehungen zu Freunden, Kollegen… wiederhergestellt werden können, dass Frieden in unser Leben kommt, dass wir gesünder leben, das Gewissen erleichtert wird und noch viele andere gute Entwicklungen angestoßen werden. Das letzte Gericht kann also sehr positive Auswirkungen haben.

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Offenbar

Im Wochenspruch heißt es, dass wir “offenbar” werden vor dem Richterstuhl Christi. Offenbar werden von Fehlern, Schuld und Unvermögen ist natürlich nicht angenehm. Keiner möchte gerne, dass das, was bei uns schief läuft öffentlich wird und sei es, dass es ins “Licht Gottes” kommt.

Doch es gibt ein ganz zentrales Wort, das ebenfalls heute nicht mehr so gerne benutzt wird: Vergebung. Früher bat man um Entschuldigung bei jemandem, dem man etwas “angetan” hat. Heute entschuldigt man sich selbst: “Ich entschuldige mich!” Sorry, aber das geht nicht. So leicht können wir es uns nicht machen.

Um begangenes Unrecht wieder gerade zu richten, muss der andere bereit sein zu vergeben. Wenn Fehler oder Schuld offenbar wird, braucht es Veränderung und Vergebung, sonst ist es nur oberflächlich. Noch einmal: Es ist klar, dass das wehtun kann und nicht leicht ist, aber die Folgen sind wunderbar.

Deshalb mag ich auch immer noch die Rede von der Gnade Gottes. Der Gedanke, dass Gott bereit ist, uns zu vergeben, zeigt, dass es immer möglich ist neu anzufangen, das Leben neu auszurichten und auf einen besseren Kurs zu bringen.

Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Dietrich Bonhoeffer

Das letzte Gericht Gottes

Manchmal habe ich das Gefühl, ich finde nicht die richtigen Worte, um in verständlicher Sprache auszudrücken, wie sehr ich diese alten Worte – wie Vergebung – liebe. Ich sehe in ihnen nicht nur die manchmal problematischen Zusammenhänge, die wir intuitiv damit verbinden. Für mich haben sie einen tiefen Inhalt, der heute helfen kann das Leben reicher zu machen. Ich hoffe, mir ist es einigermaßen gelungen und Du kannst zumindest ahnen, was ich hier meine.

So geht es mir auch mit dem Gedanken, dass letztlich unser Leben und das letzte Gericht im obigen Sinn in Gottes Hand liegt. Was für ein Glück, dass nicht andere Menschen letztlich über mich richten, sondern ein liebevoller und gnädiger Gott. Das legt ein Fundament der Hoffnung und Zuversicht heute ins Leben, von dem wir auch im Alltag zehren können, was auch immer kommt und was auch immer offenbar wird.

Wie denkst Du über dieses Thema? Ich freue mich sehr über Rückmeldungen. Schreib doch einen Kommentar oder schick mir eine Mail.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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