Predigt Kantate Matthäus 21,14-17

Predigt Kantate Matthäus 21,14-17 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe Marginalie, Thema: Lob aus der Tiefe.

Sonn-/Feiertag: Kantate

Perikopenreihe: Marginalie

Predigttext Matthäus 21,14-17

14 Und es kamen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.
15 Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich
16 und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen : »Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«?
17 Und er ließ sie stehen und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort über Nacht.

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Predigt Kantate Matthäus 21,14-17

Ausgestoßene

Liebe Gemeinde!

Blinde und Lahme im Tempel – sie waren Ausgeschlossene; schon allein durch die Krankheit, aber auch durch den Verdacht: die haben gesündigt. Auch heute gibt es ähnliches: z. B. Depressionen. Oder der Gedanke: was hab ich verbrochen, dass es mich so hart trifft.

Blinde und Lahme waren auch im Tempel Ausgeschlossene. Und diesen wendet Jesus sich zu. Er heilt nicht nur die Krankheiten, sondern auch die Beziehungen. Er gibt diesen Menschen ihre Würde zurück.

In dieser Situation stimmen die Kinder den Jubelschrei an. Hosianna: „Hilf doch!“ Vergleiche Psalm 118:25f: O HERR, hilf! / O HERR, lass wohlgelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!

Vielleicht denken Sie in der Abendmahlsliturgie mal kurz daran, wenn wir vor dem Vater unser und den Einsetzungsworten genau das singen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.

Lob aus der Tiefe

Die Kinder stimmen diesen Jubelschrei an: Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Vielleicht hat sich der eine oder andere der Geheilten dem angeschlossen. Jedenfalls liegen hier tiefste Not, Hilfe und das Lob ganz nah beieinander.

Wenn wir uns aus den Nöten und Problemen an Gott wenden, dann kann das auch zu einem Lob aus der Tiefe werden. Aus tiefer Not schrei ich zu dir. Darin Gott die Ehre geben. Vertrauen auf Gottes Hilfe, Glauben auch gegen den Schein: das ist schon Gott loben. Hosianna: Hilf doch! oder: Gott hilft!

Wir feiern heute den Sonntag Kantate, den Sonntag der Kirchenmusik. Viele unserer Kirchenlieder sind so entstanden. Sie suchen das Lob Gottes, auch und gerade in schweren Zeiten. So z. B. Luthers Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Er schrieb dieses Lied unter dem Eindruck der Pestepidemie in Wittenberg. Die Universität war schon umgesiedelt. Auch Luther wurde gedrängt zu gehen. Aber er blieb als Pfarrer seiner Gemeinde treu.

Die Pest drang sogar in das Haus Luthers. Mehrere Mitbewohner erkrankten. Fast ein halbes Jahr wütet die Pest. Schließlich ist es überstanden, auch die Hausgenossen Luthers werden wieder gesund. Luther beschreibt eindrucksvoll die Nöte, aber auch das Vertrauen auf Gottes Hilfe und er kann im Glauben auch erkennen, dass Gott tatsächlich geholfen hat. Darauf bezieht sich auch das Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.“ Hosianna: Hilf doch! oder: Gott hilft!

Singt dem Herrn ein neues Lied

Noch ein Wort zu der Musik in der Kirche: Singet dem Herrn ein neues Lied. Als Luther „Ein feste Burg“ dichtete schrieb er eine neue Melodie dazu. Wir wissen, dass Luther in dieser Beziehung auf der Höhe seiner Zeit war. Er schrieb auch Texte auf Melodien, die man als „Gassenhauer“ bezeichnen würde. Melodien, die in der Kneipe gesungen wurden. Melodien, die damals als modern bezeichnet worden wären.

Was heißt das: Singet dem Herrn ein neues Lied! für uns heute?

Wie ist es mit der Musik der jungen Leute? Kann man damit auch Gott loben? Sind wir bereit uns darauf einzulassen? Ich möchte das mal als Frage so stehen lassen. Jedenfalls kann Gottes Lob nicht nur in altehrwürdigen Chorälen erklingen. Es kann auch auf ganz andere Weise laut werden. Es ist eben eine Sache des Herzens, nicht der Form, nicht welcher Art die Melodie ist.

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​Lob der Kinder und Unmündigen

Eine noch ganz andere Art beschreibt eine Geschichte, die ich zum Schluss erzählen möchte.

Ein Mann arbeitete in einem Heim für Schwerstbehinderte. Einer davon war Kiki, den dieser Mann betreute, er pflegte ihn, fuhr ihn spazieren und begleitete ihn tagsüber. Kiki war mehrfach schwerstbehindert, körperlich und geistig. Mit seinen 40 Jahren konnte er weder gehen noch sprechen. An einem Sonntag nahmen Kiki und sein Begleiter am Gottesdienst teil. Zu Beginn wurde das Lied gesungen: „Lob Gott getrost mit Singen“. Kiki kannte das Lied, zwar konnte er es nicht richtig singen, aber doch die ersten Töne lallend wiederholen. Kiki ließ während des ganzen Gottesdienstes die Anfangstöne dieses Chorals immer wieder ertönen.

Sein Begleiter merkte, dass Kiki in der folgenden Woche, immer wieder dieses Lied lallte. Der Mann sprach eines Tages Kiki voller Mitleid an: „Warum bist du so ganz anders als ich? Wir sind fast gleichaltrig. Warum kann ich so viel und du so wenig? Du kannst nicht gehen, nicht sprechen, nicht denken, warum bist du nur so schwer behindert.“ Da, mitten in das hilflose Fragen seines Betreuers hinein, lallte Kiki seine Antwort, die Anfangstöne des Liedes: „Lob Gott getrost mit Singen“.

Kiki kennt den Sinn des Textes wohl nicht, aber er predigte seinem Betreuer das Gotteslob aus dem Munde eines Unmündigen. Einer klagte, er lobte. Einer fragte, er antwortete und stimmte ihm das neue Lied an zum Lobe Gottes. Der Betreuer bekennt: „Kiki ist seitdem für mich ein Ausleger des Evangeliums, ein Professor der Theologie.“

(Anmerkung: Leider weiß ich nicht mehr, wo ich diese Geschichte gefunden habe. Wenn mir jemand einen Hinweis geben könnte, wäre ich sehr dankbar!)

Gott denkt an uns und nimmt sich unser an. Das ist Grund für das neue Lied zum Lob Gottes.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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