Predigt 6. Sonntag nach Trinitatis Matthäus 28,16–20

Predigt 6. Sonntag nach Trinitatis Matthäus 28,16–20 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe III, Thema: Tauferinnerung. Gehalten im Gottesdienst am 11.07.2021 in Sechshelden.

Sonn-/Feiertag: 6. Sonntag nach Trinitatis

Perikopenreihe: III

Predigttext Matthäus 28,16–20

16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.
17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

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Predigt 6. Sonntag nach Trinitatis Matthäus 28,16–20

Taufgeburtstag

Liebe Gemeinde!

Die meisten von uns haben heute Geburtstag: Heute ist Tauferinnerungssonntag. Wer weiß das Datum seiner Taufe?
Die Bibel sagt uns, dass wir als Christen nicht nur ein Leben haben, sondern zwei. Das eine ist das natürliche Leben. Es beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Aber aus der Bibel erfahren wir: Ihr Christen habt noch ein anderes, ein geistliches Leben, ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott.

Dieses Leben beginnt nicht mit unserer Geburt, sondern mit dem Tag, an dem wir in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen wurden. Damit meine ich nicht den Tag der „Bekehrung“, sondern den Tag der Taufe. Die Bekehrung betont meine Entscheidung für Gott. Das ist gewiss wichtig. Gott möchte meine Antwort, er möchte, dass ich mich ihm ganz anvertraue. Aber selbst das ist ein Geschenk Gottes. Ohne ihn kann ich gar nichts tun, nicht einmal mich bekehren oder biblisch gesprochen umkehren, Buße tun. Die Taufe dagegen betont das Handeln Gottes, sie sagt uns, dass Gott sich schon für uns entschieden hat, bevor wir uns für ihn entscheiden konnten. Und eben darum geht es heute an diesem Sonntag der Tauferinnerung.

Tauferinnerung

Im Altertum haben die Christen ihren Tauftag als ihren eigentlichen Geburtstag gefeiert. Er war ihnen viel wichtiger als ihre natürliche Geburt. Das ist heute nicht mehr so. Damit aber dieser, unser anderer Geburtstag nicht ganz abgeschafft ist, gibt es einen Tag im Jahr, an dem er dennoch gefeiert wird. Das ist der heutige Sonntag, der sechste nach Trinitatis, dem Fest des dreieinigen Gottes. Deshalb geht es auch in den Liedern und Lesungen in diesem Gottesdienst um unsere Taufe. Denn in unserer Zeit steht die Taufe nicht mehr sehr hoch im Kurs. Umso wichtiger ist es, sich zumindest an einem Sonntag im Jahr damit zu beschäftigen.
(Besonders schön ist es, dass wir heute tatsächlich auch eine Taufe feiern können.)

Zweifel

Der Predigttext ist der sogenannte Taufbefehl. Dieser Text ist eine Fundgrube für das, was uns mit der Taufe geschenkt wird.

Mir ist bei der Vorbereitung deutlich geworden, wie menschlich die Bibel ist. V17: einige aber zweifelten: Die Jünger zweifeln. Vor einigen Wochen war in einem Predigttext von dem ungläubigen Thomas die Rede. Diese Geschichte ist sehr bekannt, aber für mich war es eine neue Entdeckung auch in dem Text mit dem Taufbefehl zu lesen, dass einige Jünger zweifelten.

Es gibt sicher auch Christen, die mit ihrem Glauben wie ein Fels in der Brandung stehen. Das ist ein besonderes Geschenk Gottes. Ich denke, es gibt wohl viel mehr Menschen, auch Christen, die schon mal Zweifel haben: Zweifel an anderen, am eigenen Glauben und auch an sich selbst. Wie tröstlich ist es, dass selbst die Jünger, die Jesus selbst auf Erden gekannt haben zweifeln. Zweifelnde Christen sind keine schlechteren Christen und die Glaubensstarken sind keine fortgeschritteneren Christen. Den Zweifel auszuhalten und durch den Zweifel hindurch wieder den Glauben gewinnen, das ist Glaubensarbeit.

Luther

Auch ein Glaubensheld wie Martin Luther, der in seinem Glauben an Gott gegen alle Mächte der damaligen Welt, Papst, Kaiser und Fürsten, antrat, hatte Zweifel. In den schlimmsten Anfechtungen hat er mit Kreide auf seinen Tisch geschrieben: „Ich bin getauft.“ Luther war als Kind getauft und er hatte als Erwachsener Mensch eine ganz intensive Begegnung mit Gott, man könnte sagen ein Bekehrungserlebnis. Aber in Zeiten der Anfechtung und des Zweifels hielt er sich an seiner Taufe fest. Er wusste: Die Taufe ist ein Geschenk Gottes, etwas, das ich mir nicht verdient habe. Die Taufe ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass Gott mich liebt und mir beisteht. Darum konnte er sich auf diese Zusage Gottes verlassen.

Verheißung

Vielleicht beginnt Jesus seine Rede an die Jünger in Vers 18 wegen ihres Zweifels mit einer Verheißung: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Das heißt, darauf könnt ihr euch verlassen, wenn ihr euch zu mir haltet. Das ist die Verheißung.

Es gibt so manches in der Welt, das uns mächtig erscheint. Viele Menschen befällt heute ein lähmendes Gefühl der Ohnmacht angesichts der Mächte, die die Welt regieren: das Geld, die Medien, die da oben. „Da kann ich als Einzelner sowieso nichts machen.“ So sagen viele. Als Christen können wir dagegen halten, dass diese irdischen Mächte nichts sind im Vergleich zu Gottes Gegenwart in Jesus. Alle irdische Macht ist vergänglich, Gott regiert schon Jahrtausende. Und das ohne Gewalt. In einem Lied heißt es: Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern, Gottes Geist will sie begleiten.

Taufen und Lehren

Darauf ist die Taufe das Siegel. Dieser Jesus Christus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, sagt uns in der Taufe: Fürchte dich nicht, du bist mein, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.

Vers 19 schließt daran an mit einem „Darum“!!!! Darum können wir als Christen in der Welt leben und im Sinne und im Auftrag Jesu arbeiten.

Gehet hin!!! Christsein heißt unterwegs sein: zuerst zu anderen Menschen, zu Gott, auf neuen Wegen. Das ist unser Auftrag: hingehen. Vielleicht warten wir in der Kirche zu oft darauf, dass die Menschen zu uns kommen. Sollten wir nicht vielmehr neue Wege gehen, aus dem Gottesdienst, aus der Gemeinde hinaus zu den Menschen in unseren Familien und Freundeskreisen, in unserem Dorf, in unserem Betrieb?

Machet zu Jüngern alle Völker: In der Erfüllung dieses Auftrages Jesu ist im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende eine große Gemeinschaft entstanden. Zu dieser Gemeinschaft aller Christen auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten gehören wir durch den Glauben an Jesus Christus. Auch dafür ist die Taufe das sichtbare Zeichen. Deshalb gilt auch heute noch in unserer Kirche die Taufe als Beginn der Mitgliedschaft in der Kirche.

Sicher ist diese Gemeinschaft nicht eine perfekte. Auch in unserer Gemeinde gibt es wohl noch so manches, was besser sein könnte. Intensivere Gemeinschaft in unseren Gruppen und Kreisen, mehr Gemeinschaftsgefühl im Gottesdienst. Das mag sein. Aber wenn wir genau hinschauen, dann gibt es doch so manches, was auch in dieser Beziehung gelingt und gut ist. Man muss es nur entdecken und vor allem: man kann es nur erleben, wenn man sich selbst in diese Gemeinschaft hineinbegibt.

Zuspruch

Weil Jesus das gesagt hat, darum taufen wir Menschen. Wir taufen kleine Kinder, weil wir sie damit der Liebe und Fürsorge Gottes anvertrauen. Darin kann man erkennen, dass die Taufe ein Geschenk ist, das wir uns nicht verdienen müssen durch ein gutes oder erfolgreiches Leben. Wir taufen Erwachsene, weil darin deutlich wird, dass die Taufe unsere ganze Hingabe an Gott erfordert. Sie ist keine Magie, die automatisch wirkt. Aber wie wir jetzt in dem Lied singen: Auf Gottes Seite bleibt dieser Bund fest bestehen.

Wir singen: EG 200, 1-2+5: Ich bin getauft auf deinen Namen.

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Anspruch

Doch zum Jünger machen bzw. werden gehört auch die Unterweisung, das Wissen um das, was Jesus lehrt und das Leben in seinem Wort.

Was hat Jesus denn befohlen? Wie sieht das halten dessen aus? Wie geschieht das Lehren? Dieser Vers macht uns auch darauf aufmerksam, dass die Taufe nur der Anfang unseres Christenlebens ist. Es geht noch weiter. Um bei dem Bild der zweiten Geburt, Wiedergeburt zu bleiben: Nach der Taufe muss ein Christ noch wachsen, egal, ob er als Kind oder als Erwachsener getauft wird.

Ich denke, dass alles, was Jesus gelehrt hat zusammengefasst ist in dem Doppelgebot der Liebe: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst. Was das heißt können wir auf vielfältige Art und Weise lernen:

KU als Beispiel (event. Gemeindebeteiligung?)
Die Eltern und Paten getaufter Kinder.
Gottesdienst und Bibelstunde.
Gespräch mit Mitchristen.

Glauben leben

Vor allem aber kommt es darauf an, dass wir nicht nur hören und lernen, sondern das auch in unserem Leben umsetzen. Vielleicht wäre es gut einmal nicht so viel zu fragen: Was heißt das denn konkret. Das lässt sich sowieso nicht ein für alle mal und für jeden gleich festlegen. Einfach ausprobieren, das ist möglicherweise der bessere Weg. Darauf vertrauen, dass Gottes Heiliger Geist uns die Weisheit und Kraft gibt im Alltag die rechten Entscheidungen zu treffen. Der erste Kirchenpräsident unserer Hessen-Nassauischen Kirche, Martin Niemöller, hat einmal gesagt, er habe versucht sein Leben mit folgender Frage zu führen: „Was würde Jesus dazu sagen?“ Ist das nicht genau die Einstellung, die dem Auftrag Jesu entspricht: Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe? Das heißt dann aus der Taufe leben.

Gott geht mit

Der Taufbefehl endet mit einer Verheißung, das ganze Matthäusevangelium endet mit dieser Verheißung. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Die Einrahmung des Taufbefehls durch die Verheißungen zeigt auch, dass das „Jünger machen“ nicht in unserer Macht steht. Es ist ein Geschenk Gottes. Damit fordert Jesus unser ganzes Vertrauen heraus, nicht auf unsere eigene Kraft, unsere Worte und Taten. Je mehr wir Gott vertrauen, desto mehr wird er uns tragen und helfen, so wie er es in der Taufe versprochen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.

Unsere Taufe bringt uns kein Geld, keinen Wohlstand, keinen Versicherungsschutz. Aber sie lässt uns im Zweifel nicht verzweifeln, im Gefühl der Ohnmacht nicht ohnmächtig bleiben. Sie lässt uns in der Einsamkeit nicht allein sein und in einer ungewissen Zukunft nicht den Mut verlieren. Das ist sehr viel. Grund genug, Gott zu danken. Grund genug diesen Sonntag zu feiern im Gedenken an unsere Taufe und vielleicht auch in der Vorfreude für die, die noch nicht getauft sind.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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