Predigt 1. Sonntag im Advent Offenbarung 3,14-22

Predigt 1. Sonntag im Advent Offenbarung 3,14-22 von Pfr. Uwe Hermann, Perikopenreihe V, Thema: Wir haben Grund zur Hoffnung.

Dieser Predigttext gehörte in der alten Perikopenordnung zum Buß- und Bettag. Diese Predigt habe ich gehalten, als die neue Ordnung der Predigttexte noch nicht gültig war. Deshalb ist die Predigt auf den Buß- und Bettag ausgerichtet.

Sonn-/Feiertag: 1. Sonntag im Advent

Perikopenreihe: V

Predigttext Offenbarung 3,14–22

14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:
15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach dass du kalt oder warm wärest!
16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
17 Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.
18 Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.
19 Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!
20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.
22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

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Predigt 1. Sonntag im Advent Offenbarung 3,14-22

Was sollen wir tun?

Liebe Gemeinde!
Dieser Predigttext scheint auf den ersten Blick hervorragend geeignet für den Buß- und Bettag. Man könnte sagen, dass Johannes regelrecht mit der Gemeinde schimpft. Wer lässt sich schon gerne sagen das er lau ist oder elend und jämmerlich, arm, blind und bloß. Richtig passend für den Buß- und Bettag ist die Aufforderung des Johannes: So sei nun eifrig und tue Buße!

Bei der Vorbereitung für diese Predigt habe ich so einige Texte und Predigten von anderen gelesen. Meistens ging es um die Frage, was wir denn nun tun sollen.

Die frommen Ausleger sind zum Beispiel der Meinung, wir müssten einfach mehr in der Bibel lesen, beten, und vor allen Dingen regelmäßig in den Gottesdienst gehen. Wer das nicht tut, der ist lau.

Die Prediger, die viel Wert auf die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Evangeliums legen, sind der Meinung: vor allen Dingen geht es doch darum, dass wir unseren Reichtum und das was Gott uns geschenkt hat, mit anderen teilen. Immer wieder wird gesagt, unser Glaube dürfe nicht im Inneren bleiben, sondern müsse nach außen sichtbar werden!

Wieder andere reden über die Kirche und die Gemeinde. Da gibt es doch so vieles, was falsch läuft! Problematische Entscheidungen der Landeskirche, Fehler der Pfarrerinnen und Pfarrer, falsches Verhalten von Christinnen und Christen allgemein.

Müssen wir schlecht von uns denken?

Sicher haben diese Ausleger nicht Unrecht! Aber, liebe Gemeinde, ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich hatte dabei immer ein ganz seltsames Gefühl. Ist das wirklich wahr? Worum geht es dem Johannes in diesem Text eigentlich? Geht es darum, uns ein schlechtes Gewissen zu machen? Geht es darum unseren Glauben schlecht zu machen? Geht es darum, unsere Kirche und Gemeinde schlecht zu machen?

Vielleicht hört sich das etwas seltsam an, aber ich habe mal versuchsweise überlegt, ob vielleicht der größte Fehler, den wir zur Zeit tun, der ist, dass wir uns selbst, unsere Kirche und Gemeinde, die Christenheit, einfach zu schlecht machen.

Was läuft denn gut bei uns?

Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass es bei den Menschen in unserer Kirche sehr viel Glauben gibt. Vielleicht ist er nicht immer so, wie ich mir das wünschen würde. Viele Menschen beten, viele Menschen machen sich darum Gedanken wie sie richtig leben sollen, viele lesen auch in der Bibel. Oftmals allerdings nicht öffentlich. Vielleicht ist unser Glaube ja gar nicht so schlecht. Gibt es nicht sehr viel Glauben, sehr ernste und fromme Absichten unter uns?

Und wie sieht das mit dem politischen und gesellschaftlichen Handeln der Kirche und unserer Gemeinde aus? Ein Beispiel möchte ich nennen: in diesem Jahr wurde bei uns die Tafel gegründet (hier Beispiel aus der eigenen Gemeinde überlegen). Es ist schon erstaunlich wie viele Menschen sich dort engagieren. Und wie viele davon ganz besonders aus christlichen Beweggründen.

Und schließlich unsere Kirche: es wird viel diskutiert über die Reformen, die in den letzten Jahren umgesetzt wurden. Besonders heftig wurde gestritten um die Reform des Dekanats. Ich bin mir nicht sicher ob dabei alles richtig gemacht wurde! Aber vielleicht könnten wir einmal probeweise davon ausgehen, dass wir grundsätzlich auf dem richtigen Weg sind.

Und wie viele Berichte gab es und gibt es über die finanzielle Lage der Kirche und über den so genannten Mitgliederschwund. Immer und immer wieder höre ich, dass gesagt wird: es geht doch alles bergab. Trotzdem sind immer noch Menschen hier, die die Gemeinde tragen und beleben und die sich engagieren.

Ist unsere Schwarzseherei das eigentliche Problem?

Müssten wir nicht vielmehr Buße tun über unserer Hoffnungslosigkeit, über unsere Schwarzseherei, über unser Lamentieren?

Liebe Gemeinde, ich möchte mir gerne vornehmen für die Zeit bis zum nächsten Buß- und Bettag, darauf zu achten, wie ich über den Glauben der Menschen, über das Handeln von Christinnen und Christen, und über unsere Kirche rede. Ich möchte mir jeden Tag vornehmen auf das Wort des Apostels Paulus zu achten: Hoffnung lässt nicht zuschanden werden.

Ich möchte versuchen, nicht immer mehr zu fordern. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Engagement, mehr Mitarbeiter, mehr Besucher der Gottesdienste, mehr Geld… Stattdessen möchte ich auf Gottes Handeln vertrauen. Auf unsere Welt und die Menschen mit den Augen Gottes blicken. Mir immer wieder klar machen, dass Gottes Möglichkeiten viel größer sind als unsere eigenen.

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Draußen vor der Tür

Liebe Gemeinde, vielleicht erinnern Sie sich: an einem Buß- und Bettag vor einigen Jahren sprach ich in der Predigt über unseren Glauben vor der Kirchentür. Dabei ging es mir darum, den Glauben nicht nur hinter den verschlossenen Türen der Kirche zu leben, sondern mitten im Alltag. In dem heutigen Predigttext geht es wieder um eine Tür. Jesus Christus steht vor der Tür und klopft an.

Ich bin überzeugt davon, dass wir dabei in der Mitte des Textes sind. Das ist das worum es eigentlich geht! Es geht nicht um das Schlechtmachen des Glaubens anderer Menschen. Es geht nicht darum noch mehr und noch besser zu handeln. Es geht vor allen Dingen um unser Verhältnis zu Gott, zu Jesus Christus.

Steht Jesus vor der Tür? Steht er heute vor der Kirchentür oder ist er hier in diesem Raum gegenwärtig? Steht er vor der Tür unseres Herzens oder haben wir ihn hinein gelassen? Wenn wir das Klopfen gehört haben und wenn wir Jesus hinein gelassen haben, dann können wir nicht mehr lau sein. Dann werden wir brennend vor Hoffnung sein. Dann werden wir mit einem glühenden Herzen unseren Glauben leben, in unserem persönlichen Leben und mit unseren Mitmenschen.

Worüber sollten wir also heute Buße tun? Ich denke, das wichtigste Bekenntnis für heute ist mit ähnlichen Worten zu sagen, wie vor 60 Jahren im Stuttgarter Schuldbekenntnis ausgesprochen: Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.

Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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