Bruttoinlandsglück Teil 3

Dies ist der dritte Teil meiner Artikelserie zum Bruttoinlandsglück.
Hier geht’s zum ersten Teil dieser Serie.Hier geht’s zum zweiten Teil!
In diesem dritten Teil meiner Artikelserie zum Bruttoinlandsglück soll es nun um Folgerungen gehen, die wir für uns in Deutschland daraus ziehen können. Ich bin überzeugt davon, dass es sich auch für jeden und jede persönlich lohnt, darüber nachzudenken. Mir stellt sich die Frage: Sind wir glücklich? Oder auch: Wie können wir glücklich leben?

Brauchen wir eine andere Einstellung?

Die wichtigste Konsequenz scheint mir zu sein, dass wir unsere Einstellung zu gelingendem Leben, zu unserer Arbeit und zur Wirtschaft ändern müssen. Für das Bruttoinlandsprodukt, das unser wirtschaftliches Denken in den westlichen Staaten prägt, – und ich behaupte, dass es auch vielfach unsere persönlichen Einstellungen beeinflusst – ist Wachstum ein Schlüsselbegriff. Das hat unsere Gesellschaft durch und durch geprägt. Es muss immer schneller gehen, immer höher, immer weiter, immer mehr. Wann sind wir eigentlich zufrieden?

Wir merken schon seit einiger Zeit, dass dieses Denken ökologisch eine Katastrophe ist. Hubert Weiger vom Bund Naturschutz hat gesagt:

„Auf einer endlichen Erde kann es kein unendliches Wachstum geben.“

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​Inzwischen merken wir, dass auch in unserer Arbeitswelt und in den sozialen Beziehungen dieses „immer mehr und immer schneller“ nicht gesund ist. Bestimmte Erkrankungen, besonders psychische Krankheiten, haben viel damit zu tun. Ich selbst spüre es am eigenen Leib und der eigenen Seele, was das sogenannte Burnout für einen Menschen bedeuten kann. Es scheint so, dass mittlerweile immer mehr Menschen erkennen, dass Wachstum in allen Lebensbereichen nicht alles sein kann.

Auch der Bundestag hat diese Entwicklung wahrgenommen und im Jahr 2011 eine Enquete-Kommission eingesetzt um die Kriterien für das Bruttoinlandsprodukt zu überarbeiten. Man merkt, dass sich etwas ändern muss, aber man kann sich immer noch nicht von der „alten Denke“ lösen. Schon im Namen der Kommission erscheint als erstes wieder einmal der Begriff „Wachstum“: Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“.

Auf der Homepage der Kommission heißt es:Die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ unter Vorsitz von Daniela Kolbe (SPD) soll den Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft ermitteln, einen ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikator entwickeln und die Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung von Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischem Fortschritt ausloten.Aus: http://www.bundestag.de/bundestag/gremien/enquete/wachstum/index.jsp (Leider ist die Website nicht mehr erreichbar. Den Abschlussbericht der Kommission gibt es hier: schlussbericht-der-enquete-kommission

In diesem Jahr soll die Kommission ihre Ergebnisse vorlegen. Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommen wird. Allerdings fürchte ich, dass es wohl nur ein paar Korrekturen, aber keine Neuausrichtung geben wird.
Vielleicht können wir dann wenigstens für unser persönliches Leben ein paar Schlüsse ziehen, die uns helfen, gut und glücklich zu leben. Ganz im Sinne von: Lechajim!

Besonderheiten im Bhutanischen Bruttoinlandsglück

Man kann sicherlich Kritik üben an der Art, wie in Bhutan auch mit dem Konzept des Bruttoinlandsglücks konkret Politik gemacht wird. Ich meine aber, dass es in diesem Konzept eine Menge gute Hinweise für ein besseres Wirtschaftskonzept und vor allem ein gutes Lebenskonzept gibt. Ein paar Punkte möchte ich hier aufzeigen:

  1. Konsequente Einbeziehung ökologischer Belange auch in der Wirtschaft und Politik. Zugegeben: In dieser Beziehung wurden auch in Deutschland in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Es scheint aber so, dass es immer noch einen Primat der Wirtschaft vor der Ökologie gibt. Eine gesunde Umwelt ist aber die Grundlage für körperliche und psychische Gesundheit der Menschen. Es gibt ernst zu nehmende Untersuchungen, dass eine konsequente Vorordnung der Ökologie auch den wirtschaftlichen Erfolg des rohstoffarmen Deutschland in Zukunft sichern könnte.
  2. Zufriedenheit ist eine wesentliche Voraussetzung für persönliches Glück! Das weiß wohl jeder. Die Besonderheit im bhutanischen Konzept ist aber, dass Zufriedenheit im Sinne des Bruttoinlandsglücks als Staatsziel definiert ist.
  3. Dass körperliche Gesundheit wichtig ist, ist klar. Dass aber auch psychische Gesundheit ein Bestandteil des Konzepts des Bruttoinlandglücks ist, das scheint mir doch beachtenswert. Insbesondere, wenn ich sehe, wie in weiten Teilen unserer Bevölkerung – auch bei Arbeitgebern – mit psychischen Erkrankungen, vor allem mit Menschen, die psychisch krank sind, umgegangen wird. Hier gilt es noch viel zu lernen. Lasst uns doch bitte offen damit umgehen und psychische Erkrankungen genauso ernst nehmen, wie körperliche.
  4. Faszinierend ist für mich, dass Religion für das Bruttoinlandsglück in Bhutan eine große Rolle spielt. Für uns ist Religion schlicht und einfach Privatsache. Damit hat sich’s. Zwei Dinge sind mir hierbei wichtig: Zuerst gehört für mich mein Glaube unbedingt zu den Voraussetzungen um glücklich sein zu können! Außerdem bin ich davon überzeugt, dass die Frage nach dem Ausleben von Religion und dem Zusammenleben verschiedener Religionen in unserem Land in Zukunft noch eine große Rolle spielen wird (Christentum, Judentum, Islam…). Wir werden uns damit auseinandersetzen müssen, welchen Platz Religion in unserem persönlichen Leben und auch im Leben unserer Gesellschaft haben wird.
  5. In Bhutan geht man davon aus, dass eine gute Regierung und funktionierende staatliche Einrichtungen (wie Infrastruktur, Gerichte, Polizei…) wichtig sind für das Glück der einzelnen Bürger des Landes. Wenn ich auf die Politikverdrossenheit schaue, die viele Menschen in Deutschland ergriffen hat, dann scheint mir dieser Punkt durchaus beachtenswert. Dass es noch ein relativ hohes Vertrauen in unser Rechtssystem und in die Polizei gibt, trägt sicher dazu bei, dass man sich „wohlfühlen“ kann. Allerdings scheint mir auch hier in den letzten Jahres manches in Schieflage gekommen zu sein.
  6. Viele Untersuchungen zeigen, dass ehrenamtliches Engagement zum persönlichen Glück eines Menschen beitragen kann. In Bhutan gehört auch das zum Konzept des Bruttoinlandsglücks. Auch bei uns wird in den letzten Jahren dem Ehrenamt wieder mehr Beachtung geschenkt. Allerdings habe ich den Eindruck, dass es vielfach von der Politik als Lückenbüßer für Bereiche gesehen wird, die vom Staat aus finanziellen Gründen vernachlässigt werden (Bsp. Tafelarbeit). Es ist an der Zeit, dass das vielfältige ehrenamtliche Engagement der Menschen in unserem Land so wertgeschätzt wird, wie sie es verdienen.

Was brauche ich zum glücklich sein?

Auch wenn das Bruttoinlandglück in Bhutan als Konzept für die wirtschaftliche und politische Führung des Landes eingeführt ist, bleibt doch die zentrale Frage auch dahinter: Kann ich als einzelner Mensch glücklich leben?
Natürlich gehört dazu auch ein gewisser materieller Wohlstand, aber es gibt doch so viel anderes, das ungleich wichtiger ist. Familie, Freunde, ein Beruf, der Freude macht (das ist viel wichtiger, als damit viel Geld zu verdienen) und so manches, das bisher schon genannt wurde. Für mich gehört ganz zentral dazu auch der Glaube. Ich bin auch davon überzeugt, dass Gott will, dass wir Menschen glücklich sind.

Ich habe hier ein paar Zitate aus der Glücksforschung gesammelt, die die wissenschaftlichen Ergebnisse dazu auf den Punkt bringen. Die Zitate stammen aus der Zeitschrift «New Scientist», die sie 2003 veröffentlicht hat (leider fehlt mir die genaue Literaturangabe)
«Verdiene mehr Geld – bis zu einem gewissen Punkt.» Ein höheres Einkommen steigert die Lebenszufriedenheit, ab einem bestimmten Betrag allerdings nur noch sehr wenig bis gar nicht mehr.
«Werde anmutig alt.» Wenn Gesundheit und andere Faktoren wie etwa das Einkommen nicht abnehmen, sind ältere Menschen im Durchschnitt glücklicher.
«Schließe Freundschaften und betrachte sie als wertvoll.» Soziale Beziehungen tragen wesentlich zur Lebenszufriedenheit bei.
«Biete Deinen Mitmenschen Hilfe an.» Die Glücksforschung beweist: Freiwilligenarbeit macht glücklich.
«Sei religiös, oder glaube an ein anderes System.» Glaube und Vertrauen gibt dem Leben einen Sinn und Zweck und reduziert das Gefühl von Einsamkeit.

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​Bruttoinlandsglück in der Bibel?

Es gibt einen Satz in der Bibel, der – meines Erachtens – diese ganzen Gedanken zusammenfasst:

„Welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst.“ Lukas 9, 25

Dieser Spruch von Jesus fordert uns auf, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das gilt sicher zuallererst für den Glauben, dann aber auch für unser ganzes Leben und auch für die Gesellschaft. Das ist eine Aufgabe, die wir durch unser ganzes Leben und an jedem Tag mitnehmen können. Was ist wirklich wichtig für mich? Was macht mich glücklich? Was hilft mir zu einem guten Leben? (Das ist übrigens auch die Grundfrage, weshalb ich diesen Blog „Lechajim – für das Leben“ schreibe!)

Schließlich lässt sich das, was wir für ein gutes, glückliches Leben brauchen auch noch in einem anderen biblischen Wort umschreiben: Segen. Bitten wir Gott darum, dass er uns an jedem Tag unseres Lebens segnet. Segen für uns persönlich, Segen für die Menschen, die uns lieb und teuer sind und Segen für unser Land und die ganze Welt. Das kommt wunderbar zum Ausdruck in dem Lied (Evangelisches Gesangbuch Nr. 322) „Nun danket all und bringet Ehr“:

Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinnund werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land;er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

Wie könnten sich die Politik und das Wirtschaften in Deutschland ändern, wenn sich dieser Denkansatz durchsetzen würde. Wie könnte sich unser Leben verändern, wenn wir mehr nach Glück in diesem umfassenden Sinne streben würden als nach Wohlstand?

Dies ist der dritte Teil meiner Artikelserie zum Bruttoinlandsglück.
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Lechajim – für das Leben!
Liebe Grüße und bleib von Gott behütet!
Uwe

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